Wie angekündigt veröffentlichen wir eine Exptertise des 4Ing zur aktuellen Hochschuldebatte und den Gesetzesentwurf seitens des Ministeriums von Frau Kunst.
4ING-Stellungnahme zum Gesetztesentwurf „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“
Der Dachverein der Fakultätentage der Ingenieurwissenschaften und der Informatik an Universitäten e.V. (4ING) vertr. d. d. Vorsitzenden Prof. Dr.-Ing. Garbe nimmt Stellung zu dem am 19.06.12 veröffentlichten Gesetzesentwurf.
4ING vertritt die hochschulpolitischen Interessen von 130 Fakultäten an 52 Standorten in der Bundesrepublik Deutschland in den Fächern Bauingenieurwesen & Geodäsie, Elektrotechnik & Informationstechnik, Informatik und Maschinenbau & Verfahrenstechnik.
Auch die einschlägigen Fakultäten der BTU gehören dem Verbund an, der bundesweit über 90% der universitären Lehre in den genannten Fächern abdeckt.
Die Fakultätentage beschäftigen sich seit mehr als fünf Jahrzehnten mit der Qualitätssicherung des jeweiligen Fachs. Sie haben sich besonders der Lehre verschrieben. Die wechselseitige Anerkennung des Vordiploms unter den Mitgliedsfakultäten auf Grund eines abgestimmten Kanons sicherte weit vor der Bologna-Reform die Mobilität der Studierenden, um nur ein Beispiel anzuführen.
Ingenieurausbildung in Deutschland
Die Situation in Brandenburg und im Speziellen in der Hochschulregion Lausitz kann nicht ohne den gesamtdeutschen Blick analysiert und kommentiert werden.
In allen Bundesländern finden sich Universitäten, welche in den ingenieurwissenschaftlichen Kernfächern, der Informatik und den Naturwissenschaften lehren und forschen. Das besondere Profil einer Technischen Universität/Technischen Hochschule findet sich dem gegenüber nicht in allen Bundesländern (10 von 16). Kleine Technische Universitäten (bis 10.000 Studierende) finden sich in vier Bundesländern.
Daher ist es aus 4ING-Sicht mehr als anerkennenswert, dass sich das Bundesland Brandenburg zur Gründung einer Technischen Universität der heutigen BTU Cottbus 1991 entschlossen hat. Diesen Schritt sind neben Brandenburg auch noch zwei weitere Neue Bundesländer gegangen.
Wir verkennen auch nicht, dass das Land Brandenburg seiner föderalen Verpflichtung nachgekommen ist und mehr Studienplätze vorhält, als es der Bedarf der Landeskinder angezeigt hätte. Ebenso ist uns bewusst, dass das Land Brandenburg sein Hochschulsystem als Ergänzung zur nahegelegenen Hochschulregion Berlin und TU Dresden angelegt hat.
Die Einrichtung einer Fachhochschule und einer (Technischen) Universität in einer Region ist bundesweit häufig verbreitet. In Brandenburg findet sich diese Situation auch in Potsdam wieder. Dies ist auch bei ähnlichem bzw. überlappendem Fächerangebot zum einen mit der institutionellen Differenzierung als auch der unterschiedlichen Profilbildung (Breite, Tiefe, Methodik der Lehre sowie Forschungsorientierung) erklärbar.
In Deutschland werden die ingenieurwissenschaftlichen Kernfächer und die Informatik seit ca. 40 Jahren an drei verschiedenartigen Institutionen des tertiären Bildungssektors angeboten, die Wirtschaft hat teilweise den Bedarf für diese Differenzierung ausgelöst und sich bestens darauf eingestellt:
Im Einzelnen sind dies die Berufsakademien, die nicht in jedem Bundesland vorkommen und auch nicht überall Hochschulstatus besitzen, die Fachhochschulen und die Universitäten.
Bis Ende der sechziger Jahre gab es in der BRD lediglich die Universitäten als Träger der Hochschulbildung. Da man die Studierquote erhöhen und auch die Durchlässigkeit fördern wollte, wurden die Fachhochschulen mit dem anwendungsorientierten Profil geschaffen. An Fachhochschulen konnten auch Menschen, die über dem zweiten Bildungsweg an die Hochschule kamen, studieren. Bis heute bilden die Fachhochschulen, die in den ersten 30 Jahren keinen Forschungsauftrag besaßen, ca. 2/3 aller Absolvente1n der Ingenieurwissenschaften aus.
In den 70er Jahren wurden zuerst in Baden-Württemberg die Berufsakademie
eingeführt, die Praxiszeiten in Betrieben mit hochschulischer Bildung kombinierten. Diese dualen Studiengänge führen je nach Einrichtung parallel auch zum Abschluss einer Berufsausbildung.
Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Hessen haben zudem zu Beginn der 70er Jahre das Modell einer Gesamthochschule, die Fachhochschulstudiengänge und universitäre Studiengängen in einer Institution anbietet, umgesetzt. Ende der 90er Jahre wurde diese Idee wieder aufgeben. In beiden Bundesländern wurde an sechs Standorten der Universitätszweig fortgeführt. Zwei dieser Universitäten wurden Mitte 2000 miteinander fusioniert (Anm. der Redaktion: Die Fusion der Universitäten Essen und Duisburg wurde von Prof. Grünewald als damaligen Vertreter des
NRW‐Wissenschaftsministeriums begleitet.).
Heute gibt es drei Universitäten in Deutschland, die auch ein Angebot auf dem Niveau einer Fachhochschule bereit stellen. Diese stellen Sonderfälle im deutschen Hochschulsystem dar und sind daher nicht zur Nachahmung geeignet.
Es sind dies die Fernuniversität Hagen, die Universität der Bundeswehr in München und die katholische Universität Eichstätt (Soziale Arbeit).
Auch die 2005 erfolgte Fusion der Fachhochschule Nordostniedersachsen mit der Universität Lüneburg eignet sich nicht als Beispiel für die Hochschulregion Lausitz.
Zum einen wurde die Fachhochschule zerschlagen, der Standort Buxtehude privatisiert und zum anderen wurde der Standort Suderborg (technische Fächer) bereits 2009 in die Ostfalia Fachhochschule integriert. Von der alten FH wurden die Fächer Wirtschaftsrecht, Wirtschaftspsychologie und Automatisierungstechnik in die neue Stiftungsuniversität übernommen. In diesen Bereichen werden die Professuren bei Neubesetzung auf universitärem Niveau besetzt, so dass die Leuphana Universität Lüneburg kein Hybrid darstellt.
Übermorgen erscheint der nächste Teil der Serie mit dem Schwerpunkt Bologna-Prozess und finanzielle Ausstattung der Hochschulen in Brandenburg.
Wie angekündigt veröffentlichen wir eine Exptertise des 4Ing zur aktuellen Hochschuldebatte und den Gesetzesentwurf seitens des Ministeriums von Frau Kunst.
4ING-Stellungnahme zum Gesetztesentwurf „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“
Der Dachverein der Fakultätentage der Ingenieurwissenschaften und der Informatik an Universitäten e.V. (4ING) vertr. d. d. Vorsitzenden Prof. Dr.-Ing. Garbe nimmt Stellung zu dem am 19.06.12 veröffentlichten Gesetzesentwurf.
4ING vertritt die hochschulpolitischen Interessen von 130 Fakultäten an 52 Standorten in der Bundesrepublik Deutschland in den Fächern Bauingenieurwesen & Geodäsie, Elektrotechnik & Informationstechnik, Informatik und Maschinenbau & Verfahrenstechnik.
Auch die einschlägigen Fakultäten der BTU gehören dem Verbund an, der bundesweit über 90% der universitären Lehre in den genannten Fächern abdeckt.
Die Fakultätentage beschäftigen sich seit mehr als fünf Jahrzehnten mit der Qualitätssicherung des jeweiligen Fachs. Sie haben sich besonders der Lehre verschrieben. Die wechselseitige Anerkennung des Vordiploms unter den Mitgliedsfakultäten auf Grund eines abgestimmten Kanons sicherte weit vor der Bologna-Reform die Mobilität der Studierenden, um nur ein Beispiel anzuführen.
Ingenieurausbildung in Deutschland
Die Situation in Brandenburg und im Speziellen in der Hochschulregion Lausitz kann nicht ohne den gesamtdeutschen Blick analysiert und kommentiert werden.
In allen Bundesländern finden sich Universitäten, welche in den ingenieurwissenschaftlichen Kernfächern, der Informatik und den Naturwissenschaften lehren und forschen. Das besondere Profil einer Technischen Universität/Technischen Hochschule findet sich dem gegenüber nicht in allen Bundesländern (10 von 16). Kleine Technische Universitäten (bis 10.000 Studierende) finden sich in vier Bundesländern.
Daher ist es aus 4ING-Sicht mehr als anerkennenswert, dass sich das Bundesland Brandenburg zur Gründung einer Technischen Universität der heutigen BTU Cottbus 1991 entschlossen hat. Diesen Schritt sind neben Brandenburg auch noch zwei weitere Neue Bundesländer gegangen.
Wir verkennen auch nicht, dass das Land Brandenburg seiner föderalen Verpflichtung nachgekommen ist und mehr Studienplätze vorhält, als es der Bedarf der Landeskinder angezeigt hätte. Ebenso ist uns bewusst, dass das Land Brandenburg sein Hochschulsystem als Ergänzung zur nahegelegenen Hochschulregion Berlin und TU Dresden angelegt hat.
Die Einrichtung einer Fachhochschule und einer (Technischen) Universität in einer Region ist bundesweit häufig verbreitet. In Brandenburg findet sich diese Situation auch in Potsdam wieder. Dies ist auch bei ähnlichem bzw. überlappendem Fächerangebot zum einen mit der institutionellen Differenzierung als auch der unterschiedlichen Profilbildung (Breite, Tiefe, Methodik der Lehre sowie Forschungsorientierung) erklärbar.
In Deutschland werden die ingenieurwissenschaftlichen Kernfächer und die Informatik seit ca. 40 Jahren an drei verschiedenartigen Institutionen des tertiären Bildungssektors angeboten, die Wirtschaft hat teilweise den Bedarf für diese Differenzierung ausgelöst und sich bestens darauf eingestellt:
Im Einzelnen sind dies die Berufsakademien, die nicht in jedem Bundesland vorkommen und auch nicht überall Hochschulstatus besitzen, die Fachhochschulen und die Universitäten.
Bis Ende der sechziger Jahre gab es in der BRD lediglich die Universitäten als Träger der Hochschulbildung. Da man die Studierquote erhöhen und auch die Durchlässigkeit fördern wollte, wurden die Fachhochschulen mit dem anwendungsorientierten Profil geschaffen. An Fachhochschulen konnten auch Menschen, die über dem zweiten Bildungsweg an die Hochschule kamen, studieren. Bis heute bilden die Fachhochschulen, die in den ersten 30 Jahren keinen Forschungsauftrag besaßen, ca. 2/3 aller Absolvente1n der Ingenieurwissenschaften aus.
In den 70er Jahren wurden zuerst in Baden-Württemberg die Berufsakademie
eingeführt, die Praxiszeiten in Betrieben mit hochschulischer Bildung kombinierten. Diese dualen Studiengänge führen je nach Einrichtung parallel auch zum Abschluss einer Berufsausbildung.
Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Hessen haben zudem zu Beginn der 70er Jahre das Modell einer Gesamthochschule, die Fachhochschulstudiengänge und universitäre Studiengängen in einer Institution anbietet, umgesetzt. Ende der 90er Jahre wurde diese Idee wieder aufgeben. In beiden Bundesländern wurde an sechs Standorten der Universitätszweig fortgeführt. Zwei dieser Universitäten wurden Mitte 2000 miteinander fusioniert (Anm. der Redaktion: Die Fusion der Universitäten Essen und Duisburg wurde von Prof. Grünewald als damaligen Vertreter des
NRW‐Wissenschaftsministeriums begleitet.).
Heute gibt es drei Universitäten in Deutschland, die auch ein Angebot auf dem Niveau einer Fachhochschule bereit stellen. Diese stellen Sonderfälle im deutschen Hochschulsystem dar und sind daher nicht zur Nachahmung geeignet.
Es sind dies die Fernuniversität Hagen, die Universität der Bundeswehr in München und die katholische Universität Eichstätt (Soziale Arbeit).
Auch die 2005 erfolgte Fusion der Fachhochschule Nordostniedersachsen mit der Universität Lüneburg eignet sich nicht als Beispiel für die Hochschulregion Lausitz.
Zum einen wurde die Fachhochschule zerschlagen, der Standort Buxtehude privatisiert und zum anderen wurde der Standort Suderborg (technische Fächer) bereits 2009 in die Ostfalia Fachhochschule integriert. Von der alten FH wurden die Fächer Wirtschaftsrecht, Wirtschaftspsychologie und Automatisierungstechnik in die neue Stiftungsuniversität übernommen. In diesen Bereichen werden die Professuren bei Neubesetzung auf universitärem Niveau besetzt, so dass die Leuphana Universität Lüneburg kein Hybrid darstellt.
Übermorgen erscheint der nächste Teil der Serie mit dem Schwerpunkt Bologna-Prozess und finanzielle Ausstattung der Hochschulen in Brandenburg.
Wie angekündigt veröffentlichen wir eine Exptertise des 4Ing zur aktuellen Hochschuldebatte und den Gesetzesentwurf seitens des Ministeriums von Frau Kunst.
4ING-Stellungnahme zum Gesetztesentwurf „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“
Der Dachverein der Fakultätentage der Ingenieurwissenschaften und der Informatik an Universitäten e.V. (4ING) vertr. d. d. Vorsitzenden Prof. Dr.-Ing. Garbe nimmt Stellung zu dem am 19.06.12 veröffentlichten Gesetzesentwurf.
4ING vertritt die hochschulpolitischen Interessen von 130 Fakultäten an 52 Standorten in der Bundesrepublik Deutschland in den Fächern Bauingenieurwesen & Geodäsie, Elektrotechnik & Informationstechnik, Informatik und Maschinenbau & Verfahrenstechnik.
Auch die einschlägigen Fakultäten der BTU gehören dem Verbund an, der bundesweit über 90% der universitären Lehre in den genannten Fächern abdeckt.
Die Fakultätentage beschäftigen sich seit mehr als fünf Jahrzehnten mit der Qualitätssicherung des jeweiligen Fachs. Sie haben sich besonders der Lehre verschrieben. Die wechselseitige Anerkennung des Vordiploms unter den Mitgliedsfakultäten auf Grund eines abgestimmten Kanons sicherte weit vor der Bologna-Reform die Mobilität der Studierenden, um nur ein Beispiel anzuführen.
Ingenieurausbildung in Deutschland
Die Situation in Brandenburg und im Speziellen in der Hochschulregion Lausitz kann nicht ohne den gesamtdeutschen Blick analysiert und kommentiert werden.
In allen Bundesländern finden sich Universitäten, welche in den ingenieurwissenschaftlichen Kernfächern, der Informatik und den Naturwissenschaften lehren und forschen. Das besondere Profil einer Technischen Universität/Technischen Hochschule findet sich dem gegenüber nicht in allen Bundesländern (10 von 16). Kleine Technische Universitäten (bis 10.000 Studierende) finden sich in vier Bundesländern.
Daher ist es aus 4ING-Sicht mehr als anerkennenswert, dass sich das Bundesland Brandenburg zur Gründung einer Technischen Universität der heutigen BTU Cottbus 1991 entschlossen hat. Diesen Schritt sind neben Brandenburg auch noch zwei weitere Neue Bundesländer gegangen.
Wir verkennen auch nicht, dass das Land Brandenburg seiner föderalen Verpflichtung nachgekommen ist und mehr Studienplätze vorhält, als es der Bedarf der Landeskinder angezeigt hätte. Ebenso ist uns bewusst, dass das Land Brandenburg sein Hochschulsystem als Ergänzung zur nahegelegenen Hochschulregion Berlin und TU Dresden angelegt hat.
Die Einrichtung einer Fachhochschule und einer (Technischen) Universität in einer Region ist bundesweit häufig verbreitet. In Brandenburg findet sich diese Situation auch in Potsdam wieder. Dies ist auch bei ähnlichem bzw. überlappendem Fächerangebot zum einen mit der institutionellen Differenzierung als auch der unterschiedlichen Profilbildung (Breite, Tiefe, Methodik der Lehre sowie Forschungsorientierung) erklärbar.
In Deutschland werden die ingenieurwissenschaftlichen Kernfächer und die Informatik seit ca. 40 Jahren an drei verschiedenartigen Institutionen des tertiären Bildungssektors angeboten, die Wirtschaft hat teilweise den Bedarf für diese Differenzierung ausgelöst und sich bestens darauf eingestellt:
Im Einzelnen sind dies die Berufsakademien, die nicht in jedem Bundesland vorkommen und auch nicht überall Hochschulstatus besitzen, die Fachhochschulen und die Universitäten.
Bis Ende der sechziger Jahre gab es in der BRD lediglich die Universitäten als Träger der Hochschulbildung. Da man die Studierquote erhöhen und auch die Durchlässigkeit fördern wollte, wurden die Fachhochschulen mit dem anwendungsorientierten Profil geschaffen. An Fachhochschulen konnten auch Menschen, die über dem zweiten Bildungsweg an die Hochschule kamen, studieren. Bis heute bilden die Fachhochschulen, die in den ersten 30 Jahren keinen Forschungsauftrag besaßen, ca. 2/3 aller Absolvente1n der Ingenieurwissenschaften aus.
In den 70er Jahren wurden zuerst in Baden-Württemberg die Berufsakademie
eingeführt, die Praxiszeiten in Betrieben mit hochschulischer Bildung kombinierten. Diese dualen Studiengänge führen je nach Einrichtung parallel auch zum Abschluss einer Berufsausbildung.
Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Hessen haben zudem zu Beginn der 70er Jahre das Modell einer Gesamthochschule, die Fachhochschulstudiengänge und universitäre Studiengängen in einer Institution anbietet, umgesetzt. Ende der 90er Jahre wurde diese Idee wieder aufgeben. In beiden Bundesländern wurde an sechs Standorten der Universitätszweig fortgeführt. Zwei dieser Universitäten wurden Mitte 2000 miteinander fusioniert (Anm. der Redaktion: Die Fusion der Universitäten Essen und Duisburg wurde von Prof. Grünewald als damaligen Vertreter des
NRW‐Wissenschaftsministeriums begleitet.).
Heute gibt es drei Universitäten in Deutschland, die auch ein Angebot auf dem Niveau einer Fachhochschule bereit stellen. Diese stellen Sonderfälle im deutschen Hochschulsystem dar und sind daher nicht zur Nachahmung geeignet.
Es sind dies die Fernuniversität Hagen, die Universität der Bundeswehr in München und die katholische Universität Eichstätt (Soziale Arbeit).
Auch die 2005 erfolgte Fusion der Fachhochschule Nordostniedersachsen mit der Universität Lüneburg eignet sich nicht als Beispiel für die Hochschulregion Lausitz.
Zum einen wurde die Fachhochschule zerschlagen, der Standort Buxtehude privatisiert und zum anderen wurde der Standort Suderborg (technische Fächer) bereits 2009 in die Ostfalia Fachhochschule integriert. Von der alten FH wurden die Fächer Wirtschaftsrecht, Wirtschaftspsychologie und Automatisierungstechnik in die neue Stiftungsuniversität übernommen. In diesen Bereichen werden die Professuren bei Neubesetzung auf universitärem Niveau besetzt, so dass die Leuphana Universität Lüneburg kein Hybrid darstellt.
Übermorgen erscheint der nächste Teil der Serie mit dem Schwerpunkt Bologna-Prozess und finanzielle Ausstattung der Hochschulen in Brandenburg.
Wie angekündigt veröffentlichen wir eine Exptertise des 4Ing zur aktuellen Hochschuldebatte und den Gesetzesentwurf seitens des Ministeriums von Frau Kunst.
4ING-Stellungnahme zum Gesetztesentwurf „Gesetz zur Neustrukturierung der Hochschulregion Lausitz“
Der Dachverein der Fakultätentage der Ingenieurwissenschaften und der Informatik an Universitäten e.V. (4ING) vertr. d. d. Vorsitzenden Prof. Dr.-Ing. Garbe nimmt Stellung zu dem am 19.06.12 veröffentlichten Gesetzesentwurf.
4ING vertritt die hochschulpolitischen Interessen von 130 Fakultäten an 52 Standorten in der Bundesrepublik Deutschland in den Fächern Bauingenieurwesen & Geodäsie, Elektrotechnik & Informationstechnik, Informatik und Maschinenbau & Verfahrenstechnik.
Auch die einschlägigen Fakultäten der BTU gehören dem Verbund an, der bundesweit über 90% der universitären Lehre in den genannten Fächern abdeckt.
Die Fakultätentage beschäftigen sich seit mehr als fünf Jahrzehnten mit der Qualitätssicherung des jeweiligen Fachs. Sie haben sich besonders der Lehre verschrieben. Die wechselseitige Anerkennung des Vordiploms unter den Mitgliedsfakultäten auf Grund eines abgestimmten Kanons sicherte weit vor der Bologna-Reform die Mobilität der Studierenden, um nur ein Beispiel anzuführen.
Ingenieurausbildung in Deutschland
Die Situation in Brandenburg und im Speziellen in der Hochschulregion Lausitz kann nicht ohne den gesamtdeutschen Blick analysiert und kommentiert werden.
In allen Bundesländern finden sich Universitäten, welche in den ingenieurwissenschaftlichen Kernfächern, der Informatik und den Naturwissenschaften lehren und forschen. Das besondere Profil einer Technischen Universität/Technischen Hochschule findet sich dem gegenüber nicht in allen Bundesländern (10 von 16). Kleine Technische Universitäten (bis 10.000 Studierende) finden sich in vier Bundesländern.
Daher ist es aus 4ING-Sicht mehr als anerkennenswert, dass sich das Bundesland Brandenburg zur Gründung einer Technischen Universität der heutigen BTU Cottbus 1991 entschlossen hat. Diesen Schritt sind neben Brandenburg auch noch zwei weitere Neue Bundesländer gegangen.
Wir verkennen auch nicht, dass das Land Brandenburg seiner föderalen Verpflichtung nachgekommen ist und mehr Studienplätze vorhält, als es der Bedarf der Landeskinder angezeigt hätte. Ebenso ist uns bewusst, dass das Land Brandenburg sein Hochschulsystem als Ergänzung zur nahegelegenen Hochschulregion Berlin und TU Dresden angelegt hat.
Die Einrichtung einer Fachhochschule und einer (Technischen) Universität in einer Region ist bundesweit häufig verbreitet. In Brandenburg findet sich diese Situation auch in Potsdam wieder. Dies ist auch bei ähnlichem bzw. überlappendem Fächerangebot zum einen mit der institutionellen Differenzierung als auch der unterschiedlichen Profilbildung (Breite, Tiefe, Methodik der Lehre sowie Forschungsorientierung) erklärbar.
In Deutschland werden die ingenieurwissenschaftlichen Kernfächer und die Informatik seit ca. 40 Jahren an drei verschiedenartigen Institutionen des tertiären Bildungssektors angeboten, die Wirtschaft hat teilweise den Bedarf für diese Differenzierung ausgelöst und sich bestens darauf eingestellt:
Im Einzelnen sind dies die Berufsakademien, die nicht in jedem Bundesland vorkommen und auch nicht überall Hochschulstatus besitzen, die Fachhochschulen und die Universitäten.
Bis Ende der sechziger Jahre gab es in der BRD lediglich die Universitäten als Träger der Hochschulbildung. Da man die Studierquote erhöhen und auch die Durchlässigkeit fördern wollte, wurden die Fachhochschulen mit dem anwendungsorientierten Profil geschaffen. An Fachhochschulen konnten auch Menschen, die über dem zweiten Bildungsweg an die Hochschule kamen, studieren. Bis heute bilden die Fachhochschulen, die in den ersten 30 Jahren keinen Forschungsauftrag besaßen, ca. 2/3 aller Absolvente1n der Ingenieurwissenschaften aus.
In den 70er Jahren wurden zuerst in Baden-Württemberg die Berufsakademie
eingeführt, die Praxiszeiten in Betrieben mit hochschulischer Bildung kombinierten. Diese dualen Studiengänge führen je nach Einrichtung parallel auch zum Abschluss einer Berufsausbildung.
Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Hessen haben zudem zu Beginn der 70er Jahre das Modell einer Gesamthochschule, die Fachhochschulstudiengänge und universitäre Studiengängen in einer Institution anbietet, umgesetzt. Ende der 90er Jahre wurde diese Idee wieder aufgeben. In beiden Bundesländern wurde an sechs Standorten der Universitätszweig fortgeführt. Zwei dieser Universitäten wurden Mitte 2000 miteinander fusioniert (Anm. der Redaktion: Die Fusion der Universitäten Essen und Duisburg wurde von Prof. Grünewald als damaligen Vertreter des
NRW‐Wissenschaftsministeriums begleitet.).
Heute gibt es drei Universitäten in Deutschland, die auch ein Angebot auf dem Niveau einer Fachhochschule bereit stellen. Diese stellen Sonderfälle im deutschen Hochschulsystem dar und sind daher nicht zur Nachahmung geeignet.
Es sind dies die Fernuniversität Hagen, die Universität der Bundeswehr in München und die katholische Universität Eichstätt (Soziale Arbeit).
Auch die 2005 erfolgte Fusion der Fachhochschule Nordostniedersachsen mit der Universität Lüneburg eignet sich nicht als Beispiel für die Hochschulregion Lausitz.
Zum einen wurde die Fachhochschule zerschlagen, der Standort Buxtehude privatisiert und zum anderen wurde der Standort Suderborg (technische Fächer) bereits 2009 in die Ostfalia Fachhochschule integriert. Von der alten FH wurden die Fächer Wirtschaftsrecht, Wirtschaftspsychologie und Automatisierungstechnik in die neue Stiftungsuniversität übernommen. In diesen Bereichen werden die Professuren bei Neubesetzung auf universitärem Niveau besetzt, so dass die Leuphana Universität Lüneburg kein Hybrid darstellt.
Übermorgen erscheint der nächste Teil der Serie mit dem Schwerpunkt Bologna-Prozess und finanzielle Ausstattung der Hochschulen in Brandenburg.