Die ersten Kurorte in Brandenburg melden aufgrund der Corona-Pandemie Insolvenz an. Das teilte der Gesundheits- und Kurorteverband Brandenburg mit. Demzufolge hat beispielsweise die Lausitztherme Wonnemar in Bad Liebenwerda bereits den Insolvenzantrag eingereicht und auch die Kur- und Rehabilitationskliniken in Brandenburg können ihren Betrieb bereits fast ganzjährig nicht wie gewohnt durchführen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass kommunale Unternehmen von staatlichen Überbrückungshilfen ausgeschlossen sind.
Der Gesundheits- und Kurorteverband Brandenburg teilte dazu mit:
Langsam wird es für die sieben Mitglieder im Gesundheits- und Kurorteverband Brandenburg – Bad Belzig, Bad Freienwalde, Bad Liebenwerda, Bad Wilsnack, Buckow, Burg und Templin – sehr ernst. Aufgrund der anhaltenden Pandemie und der damit verbundenen Ein- und Beschränkungen in der Touristik, Gastronomie sowie im Heil- und Kurbetrieb der Fach- und Rehabilitationskliniken verzeichnen die einzelnen Kurorte starke Einbußen. Hinzu kommt, dass sie auf Grundlage der bisherigen Gesetzeslage keinen Anspruch auf die dringend benötigten staatlichen Überbrückungshilfen haben, weil viele Einrichtungen und Thermen in kommunaler Hand sind und so durch das aktuelle Förderraster fallen.
Erste Insolvenzanträge eingereicht
Aufgrund der Forderungen auf Basis des Leistungskatalogs, der im Kurorte-Gesetz des Landes Brandenburg verankert ist, unterliegen die Mitglieder des hiesigen Gesundheits- und Kurorteverbandes starken Reglementierungen, die für alle Kurorte eine kosten- und personalintensive Infrastruktur, hohe Fixkosten in den jeweiligen Thermen und ganzjährig intensive Pflegemaßnahmen der Außenanlagen mit sich bringen. Während der erste Lock-Down im Frühjahr noch zwangsweise genutzt wurde, um Reparaturen, Inventuren und Instandhaltungsmaßnahmen vorzuziehen, droht der zweite Lock-Down die Wirtschaft der vor allem ländlichen Regionen in Existenznöte zu bringen. „Die Kureinrichtungen stellen einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor gerade in den strukturschwachen Regionen Brandenburgs, in denen wir uns ausnahmslos alle befinden, dar. Erste Insolvenzanträge wurden inzwischen eingereicht. Dies betrifft beispielsweise die Lausitztherme Wonnemar in Bad Liebenwerda, die jedoch als Kurmittelzentrum für den Kurort dringend benötigt wird, um die Auflagen des Kurorte-Gesetzes zu erfüllen“, erläutert Thomas Richter, Vorsitzender des Gesundheits- und Kurorteverbandes Brandenburg und ehemaliger Bürgermeister der Stadt Bad Liebenwerda.
Auch die Kur- und Rehabilitationskliniken können ihren Betrieb bereits fast ganzjährig nicht wie gewohnt durchführen. So hat die Kurklinik in Bad Liebenwerda beispielsweise nur eine Auslastung von 68 Prozent und musste aufgrund von Positivtestungen bei Personal und Patienten für zehn Tage komplett geschlossen werden. Neuanmeldungen von Patienten gehen nur sehr spärlich ein, so dass die MEDIAN Fontana Klinik zwischen Weihnachten und Neujahr nach aktuellem Stand lediglich 45 Patienten versorgt. Ähnlich sieht es in der „Fachklinik und Moorbad Bad Freienwalde“, einer Rehaklinik für Orthopädie, Rheumatologie und Osteologie, aus. Auch hier besteht eine Auslastung von gerade einmal 65 Prozent. „Die Gesundheit des Menschen hat einen hohen Stellenwert. Aus diesem Grund sollten Gesundheitsförderung, Prävention, sowie Gesundheitsversorgung auch in ländlichen Gebieten höchste Priorität haben. Kurorte und Akteure des Gesundheitswesens können im Rahmen ihrer Kernkompetenzen dazu beitragen, jedoch muss hierzu die aktuelle Krise nicht nur überstanden, sondern auch ein drohendes ‚Kurortesterben’ durch nachhaltige Unterstützungsprogramme verhindert werden“, ergänzt Ina Fink, Geschäftsführerin der Bad Belzig Kur GmbH.
Wegen des eingeschränkten Kurbetriebes in den einzelnen Kliniken des Kurorteverbandes sind auch Gastronomie, Hotellerie, Privatvermieter, der Einzelhandel sowie durch den immensen Einbruch der Einnahmen aus der jeweiligen Kurtaxe auch die kommunalen Einrichtungen stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Umsatzeinbußen von 50 Prozent und mehr sind zu verzeichnen. „Auch Kulturschaffende und Unternehmen, die die Infrastruktur für Veranstaltungen und Events bereitstellen, sind in einer mittlerweile extrem brenzligen Situation, da de facto seit Monaten keine kulturellen Veranstaltungen mehr stattfinden konnten“, ergänzt Thomas Richter. Durch fehlende Kurtax- und Gastbeitragseinnahmen ist mittlerweile die Haushaltssituation einzelner Städte mit den dementsprechenden Einrichtungen ebenfalls besorgniserregend. So verzeichnete der Kurort Templin für 2019 beispielsweise einen Kurtaxerlös von 355.000 Euro. Für 2020 beträgt dieser lediglich noch 210.000 Euro, was einen Verlust von rund 40 Prozent bedeutet. Auch die Anzahl der Thermengäste im Verbandsgebiet hat sich im Vergleich zum Vorjahr halbiert, mit dem Ergebnis, dass die betroffenen Einrichtungen rund 2,5 Millionen Euro Umsatzeinbußen verzeichnen zu müssen. „Die Situation ist extrem brenzlig und wenn hier die Regierung nicht zeitnah bei der Förderung nachsteuert, wird Bad Liebenwerda leider nicht die einzige Insolvenz bleiben“, so die Befürchtung von Verbandspräsident Richter.
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Red. / Presseinfo
Bild: kurorte-land-brandenburg.de