Der Amateurfußball sollte in Cottbus eigentlich bereits der Geschichte angehören. Nach zwei Jahren in der Viertklassigkeit durften die Lausitzer in der vergangenen Saison endlich wieder in der dritten Liga antreten. Doch das Minimalziel Klassenerhalt wurde verpasst und so muss die Truppe von Trainer Pele Wollitz nun wieder in der Regionalliga die Schuhe schnüren. Klar, dass mit solch einem Abstieg auch finanzielle und infrastrukturelle Probleme verbunden sind. Wir werfen einen Blick auf Energie Cottbus und schauen, wie es für den Ost-Verein weitergeht.
Finanzielle Probleme vorprogrammiert
Ein Abstieg ist für einen Verein nie leicht zu verkraften, aber insbesondere der Abstieg aus der dritten Liga in den Amateurbereich trifft die Vereine häufig knallhart. Das gilt natürlich auch für Energie Cottbus. In der Saison 2018/19 bekamen sie als Drittligist noch rund 1,5 Millionen Euro aus TV- und Vermarktungsrechten. Diese fehlen nun natürlich. Zu allem Überfluss schloss man die vergangene Saison mit einem Minus von fast 700.000 Euro ab. In der Sommerpause musste also einiges passieren. Dies betraf sowohl den Kader als auch die strategische Ausrichtung. Präsident Werner Falle schlug Alarm und konnte gewinnbringende Unterstützung organisieren. Unter anderem wurde die Zusammenarbeit mit dem Energieunternehmen LEAG verlängert und ein „Retterspiel“ gegen den BVB organisiert, dessen Einnahmen zur Konsolidierung des Vereins beitragen sollen.
Kaderplanung wird von den finanziellen Mitteln bestimmt
Kein Wunder, dass sich das Gesicht der Mannschaft nach dem Abstieg dramatisch geändert hat. Zahlreichen Abgängen, von denen lediglich Leon Schneider und Avdo Spahic eine geringe Ablösesumme eingebracht haben, stehen ebenso viele Neuzugänge gegenüber. Auch hier hat sich das Management in finanzieller Zurückhaltung geübt, sodass alle Neuzugänge entweder ablösefrei oder als Leihspieler unter Vertrag genommen wurden. So zum Beispiel Torwart Lennart Moser und Offensivmann Berkan Taz, die beide vom Bundesligaaufsteiger Union Berlin ausgeliehen wurden. Vor allem der junge Deutschtürke Taz fügte sich blendend ein und kommt bereits auf 11 Tore in 16 Pflichtspielen. Einer der ersten Neuzugänge, der präsentiert werden konnte, war Tobias Hasse, der mit über 100 Einsätzen in der vierten Liga ordentlich Erfahrung mitbringt. Diese wird die Mannschaft auch gebrauchen können, um bestenfalls den direkten Wiederaufstieg klarzumachen. Ein weiterer namhafter Neuzugang ist Felix Brügmann, der in der letzten Saison achtmal für Jena in der dritten Liga erfolgreich war. Ebensoviele Treffer konnte er bereits für Energie schnüren.
Durchwachsener Saisonstart und Pokalkracher
Trotz finanzieller Probleme und einer schwierigen Transferphase gehört Energie als Drittligaabsteiger natürlich automatisch zu den Aufstiegskandidaten in der Regionalliga. Diesem Status wurden sie beim Saisonauftakt gegen Altglienicke auch gerecht. Mit dem 3:1 setzten sich die Lausitzer direkt an die Spitze der Tabelle. Doch schon am zweiten Spieltag folgte der erste schwere Dämpfer. Gegen die Reserve von Hertha BSC Berlin gab es eine deftige 5:2 Niederlage. Dass am folgenden Spieltag RW Erfurt in einem Topsiel mit 5:3 nach Hause geschickt wurde, belegte abermals die Formschwankungen bei der Energie-Elf. Nach drei Ligaspieltagen stand dann die erste Runde des DFB-Pokal ins Haus und hier ging es für Wollitz’ Jungs gegen den FC Bayern München, der mit einer Quote von 2,50 (Stand 21.10.) zu den absoluten Favoriten im Pokal gehört und damit als vielleich härtester Gegner galt. Zwar hielt Cottbus lange mit, musste sich letztlich aber mit 1:3 geschlagen geben. Trotzdem dürfen sich die Lausitzer über einen wahren Geldsegen dank der TV-Übertragung zur Primetime freuen.
Rechtzeitig in die Spur gefunden
Da aus der Pokalsensation leider nichts geworden ist, kann sich die Mannschaft nun voll und ganz auf die Liga und den angepeilten Wiederaufstieg konzentrieren. Auch wenn es gegen Lok Leipzig und den VfB Auerbach noch zwei empfindliche Niederlagen gab, sind Pele Wollitz und seine Jungs mittlerweile seit sieben Spielen ungeschlagen und stehen derzeit auf dem dritten Tabellenplatz. Vor allem die Auftritte gegen Optik Rathenow oder den BFC Dynamo zeugten von der Offensivstärke der Lausitzer.
Falls man es schaffen sollte, diese Form über die Winterpause hinaus bis in den Frühling zu halten, kann es vielleicht zum Aufstieg in die dritte Liga kommen. Allerdings kommt mit den Playoff-Spielen ein weiter Stolperstein hinzu. Während die Meister der Regionalligen Bayern, Nord und Südwest direkt aufsteigen, müssen die Vertreter der Ligen Nordost und West den vierten Aufstiegsplatz unter sich ausspielen. Das setzt allerdings voraus, dass sich Energie zunächst einmal in der Regionalliga Nordost durchsetzt. Einem Traditionsverein wie Energie Cottbus sei dies eigentlich nur zu wünschen.