Seit dem 02.10.2019 gehen in der Schnellwarnkontaktstelle des Landes Brandenburg, die beim Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) in der Abteilung Verbraucherschutz angesiedelt ist, zahlreiche Meldungen mit Vertriebslisten zu allen Produkten der Firma Wilke ein. Die Meldungen und Lieferlisten werden unverzüglich an die für die Lebensmittelüberwachung zuständigen Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämter (VLÜÄ) der Landkreise und kreisfreien Städte Brandenburgs weitergeleitet. Es ist davon auszugehen, dass Einrichtungen in allen Landkreisen und kreisfreien Städten Brandenburgs betroffen sind. Bisher wurden zwei Todesfälle und mehrere Dutzend Erkrankte in Verbindung mit keimbelasteten Wurstprodukten des nordhessischen Herstellers Wilke gebracht, das Robert-Koch Institut hat mittlerweile einen dritten Todesfall bestätigt. Die Geschäftsführung der Firma ist nicht zu erreichen, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Geschäftsführer wegen fahrlässiger Tötung. Das Unternehmen mit 200 Mitarbeitern hat vorläufige Insolvenz angemeldet.
Durch die VLÜÄ werden die Kenntnis des Rückrufes und der Vollzug der Rückführung beziehungsweise Vernichtung der Ware bei den bekannten Empfängern der betroffenen Ware kontrolliert und gegebenenfalls. Sperrungen angeordnet. Im Fall, dass der Rückruf in den gemeldeten Einrichtungen noch nicht bekannt ist, wird durch die zuständigen Behörden unverzüglich auch das Sitzland des betreffenden Unternehmens informiert.
Alle eingehenden und ausgehenden Informationen sowie die Rückmeldungen der Lebensmittelüberwachung der Landkreise und kreisfreien Städte (VLÜÄ) werden durch die Kontaktstelle beim LAVG dokumentiert.
Ob es einen möglichen Zusammenhang mit zurückliegenden Erkrankungsfällen gibt, wird zurzeit mit den zuständigen Gesundheitsbehörden und dem Robert-Koch-Institut geprüft.
Es werden alle Produkte der Firma Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH & Co. KG aus D-34477 Twistetal-Berndorf zurückgerufen. Eine Liste mit 1.100 verpackten Produkten des Unternehmens gibt es hier. Die Betriebsnummer auf Verpackungen ist DE EV 203 EG. Neben bekannten Direktlieferungen der Firma Wilke an Endkunden, sind auch zahlreiche belieferte Vertriebsunternehmen, Großhandel, Gastronomiebetriebe, Krankenhäuser, Kita- und Schulverpflegung und Einzelhandelsketten beteiligt, so dass von weit verzweigten Lieferketten ausgegangen werden muss. Hinzu kommt, dass Produkte der Firma Wilke auch unter anderen Markennamen vertrieben wurden. Produkte der Firma wurden auch als Thekenware verkauft, so dass es für Verbraucher nicht ersichtlich ist, woher sie stammt.
Die Produkte der Firma wurden auch im Ausland verkauft, bisher bekannt sind die Absatzmärkte Großbritannien, Italien, Japan, Lettland, Libanon, Portugal, Russland, Schweiz, Spanien, Ungarn, USA, Zypern, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Irland, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Schweden, Slowakei, Tschechien
Hintergrund Listerien (laut Wikipedia):
Listerien können die meldepflichtige Infektionskrankheit Listeriose verursachen, die bei Infektion durch die Art Listeria monocytogenes auch humanpathogen ist. Letztere erfolgt durch die Aufnahme kontaminierter Nahrung, bei Tieren (hauptsächlich Rind und Schaf) durch ungenügend angesäuerte Silage, beim Menschen durch den Verzehr von nicht sachgerecht hergestellten Lebensmitteln (vor allem Fleisch-, Fisch- und Milchprodukte). Listerien sind vor allem in nicht erhitzten tierischen Lebensmitteln (zum Beispiel in Rohmilch und in nicht erhitztem Rohmilchkäse) enthalten. Pflanzliche Lebensmittel sind im Allgemeinen weniger betroffen, Listerien können jedoch durch Düngung mit tierischen Abwässern (Jauche) auf Gemüse gelangen. Sie finden sich auch häufiger in küchenfertig abgepackten Salaten.
Eine Listeriose verläuft bei gesunden Menschen meist harmlos oder wird sogar kaum bemerkt. Werden besonders viele Erreger aufgenommen, kann es zu Fieber und Durchfällen kommen. Kleinkinder oder Menschen mit geschwächter Immunabwehr, wie frisch Operierte, Aids- oder Krebspatienten und Diabetiker können schwer erkranken.
Der Ausbruch der Erkrankung kann bis zu acht Wochen nach Aufnahme der Bakterien erfolgen. Listerien können Sepsen („Blutvergiftungen“) oder Meningitiden (Hirnhautentzündungen) verursachen, die mit Antibiotika behandelt werden können, aber dennoch in 30 Prozent der Fälle zum Tode führen.
Besonders bei Schwangeren ist eine Listeriose sehr gefährlich, da sie fatale Folgen für das ungeborene Kind haben kann. Es kann zu Frühgeburt, schweren Schädigungen oder sogar zum Absterben des Fötus kommen. Die Schwangere hingegen bemerkt die Erkrankung oft nicht einmal.