Mit Union Berlin hat die deutsche Hauptstadt zwar einen weiteren Erstligisten bekommen, der in der Saison 2019/2020 den Klassenerhalt anstrebt. Hertha BSC bleibt allerdings die Nummer eins in Berlin und nimmt bereits die Zukunft in den Blick. Schon länger plant der Verein den Auszug aus dem großen, aber nur selten gefüllten und durch die Laufbahn mit einem zusätzlichen Stimmungskiller versehenen Olympiastadion. Ein Neubau ist der große Wunsch des Klubs, doch die Suche nach einem Standort gestaltet sich schwierig. Sogar Brandenburg ist im Gespräch.
Für Hertha läuft nicht alles nach Plan in Sachen Stadionneubau
Hertha BSC hat mit Blick auf den geplanten Neubau einer reinen Fußballarena im Olympiapark einen Rückschlag erlitten. Grund dafür sind die rund 100 Anwohner des Grundstücks, die auch weiterhin dort leben und nicht weichen möchten. Sowohl das Grundstück als auch die Häuser wollen von der Genossenschaft nicht verkauft werden, wodurch sich der Bau des neuen Stadions an diesem Standort erledigt hat. Dies sieht auch die aus SPD, Grüne und Linke bestehende Regierung Berlins so, hatte sie doch stets auf eine zufrieden stellende Lösung für die Anwohner des Grundstücks im Olympiapark gehofft.
Eine solche ist nicht in Aussicht, was deshalb auch auf den Arenaneubau zutrifft. Nicole Ludwig – sportpolitische Sprecherin (Bündnis 90/Die Grünen) – lässt dann auch wissen, dass sich die Politik keineswegs „über die ablehnende Haltung der betroffene Anwohner“ hinwegsetzen wird. Die Genossenschaft macht ihre Haltung sogar dadurch deutlich, dass sie Investitionen in die dortigen Gebäude vornehmen möchte. Soll heißen: Anstatt eines nigelnagelneuen Stadions werden auf dem Gelände weitere Wohneinheiten entstehen.
Doch warum ist der Olympiapark eigentlich Wunschstandort der Hertha? Zum einen ist die unmittelbare Nähe zur jetzigen Spielstätte Olympiastadion verlockend. So ließen sich Tradition und Moderne verbinden. Zum anderen existieren dort bereits funktionierende und erprobte U-Bahn- und S-Bahn-Anschlüsse, was aus infrastruktureller Sicht eine erhebliche Erleichterung bedeutet hätte. Jene zu erschaffen und in das mittlerweile 20-jährige VBB-Tarifsystem zu integrieren, dürfte aber auch am neuen Standort kein allzu großes Problem darstellen.
Ist ein Neubau in Brandenburg eine echte Alternative?
Das Scheitern der Hertha-Pläne sorgte für einen kritischeren Blick auf die Klubführung. Ihr Missfallen drücken neben der Berliner Regierung und dem Senat der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf sowie die Ruhlebener Bürger aus, indem sie die Klubführung sowohl auf kommunikativer als auch verhandlungstechnischer Ebene kritisieren. Als Alternative rückt aus Sicht der rot-rot-grünen Regierung nun wieder ein Umbau des Olympiastadions in den Fokus, den Hertha jedoch auf keinen Fall anstrebt. Für den 1892 gegründeten Verein steht fest: die eigene Arena soll trotzdem kommen. 2025 soll es so weit sein, schließlich läuft in 6 Jahren der Mietvertrag mit der Olympiastadion Berlin GmbH aus.
Doch wo soll die neue Arena erbaut werden, wenn der präferierte Standort Olympiapark wegfällt?
Bereits vor einigen Jahren hat die Hertha unter Einbezug erfahrener Bauträger und Projektenwickler in Berlin verschiedene Standorte auf deren Eignung analysiert. Von knapp 50 schafften es letztlich 2 in die engere Wahl. Neben dem nun gescheiterten Olympiapark war dies das brandenburgische Ludwigsfelde. Dort tat es der Brandenburg Park den Hertha-Verantwortlichen an, die die geringe Entfernung zum Potsdamer Platz herausstrichen. In lediglich 18 Minuten könnten die Fans das neue Stadion erreichen, doch die Zustimmung fiel recht überschaubar aus.
Der Neubau eines Stadions in Ludwigsfelde fiel bei den Anhängern des Klubs durch, was mit Blick auf weiter entfernte Regionen in Brandenburg eines bedeutet: Spreewald, Niederlausitz oder gar die Oder-Region sind nicht einmal im Ansatz realistische Alternativen und brauchen gar nicht erst in die Überlegungen einfließen. Zumal mit dem FC Energie Cottbus bereits ein ehemaliger Bundes- und jetziger Regionalligist vergleichsweise nah seine Heimspiele austrägt. Hertha BSC soll in Berlin spielen und nicht in Brandenburg: Die Fans haben sich unmissverständlich geäußert.
Gibt es weitere Alternativen?
Neben dem Olympiapark und Ludwigsfelde geistern immer auch zwei weitere potenzielle Standorte für den Neubau durch Berlin. Sowohl der Flughafen Tegel als auch das Tempelhofer Feld ermöglichten zwar mit Blick auf dem zur Verfügung stehenden Platz die Errichtung einer neuen Arena. Jedoch verhindern andere Probleme aktuell eine Umsetzung an diesen beiden Standorten, die wohl die letzten zwei verbliebenen innerhalb der Berliner Stadtgrenzen sind.
So kann das Flughafengelände in Tegel erst dann bebaut werden, wenn der dortige Airport schließt. Dies ist aber nur dann denkbar, wenn der seit Ewigkeiten für Kopfschütteln sorgende Flughafen Berlin Brandenburg (BER) endlich eröffnet. Fertiggestellt werden könnte das Stadion auch erst 2027, was hinsichtlich des schon 2025 auslaufenden Mietvertrags mit dem Olympiastadion problematisch wäre.
Das Tempelhofer Feld steht eigentlich ebenfalls nicht für einen Neubau zur Verfügung. Schließlich verbietet ein entsprechendes Gesetz von 2014 die Bebauung, nachdem ein Volksentscheid die Haltung der Bürger deutlich gemacht hatte. Theoretisch könnte das Tempelhof-Gesetz komplett ohne Bevölkerungsbeteiligung gekippt werden. Die Politiker stimmen jedoch darin überein, dass dies keine Option ist. Der Wille der Berliner wird nicht missachtet, sodass jene erst ihr Okay für eine Bebauung des Tempelhofer Feldes geben müssten.
Hertha BSC und sein neues Stadion – es bleibt spannend.