Sollten Sie mit dem Gedanken spielen, eine nebenberufliche Selbstständigkeit aufzubauen, sind Sie nicht allein: Etwa 70% der Existenzgründer in Deutschland melden ihre selbstständige Tätigkeit als Nebenberuf an. Das Vorurteil, dass Selbstständige immer “all in” gehen müssen, bewahrheitet sich also nicht, da die Selbstständigkeit bei einem Großteil der Gründungen nicht als einzige Einnahmequelle für den Inhaber fungiert. Sollte diese Möglichkeit interessant für Sie klingen, sollten Sie unbedingt weiterlesen, da in diesem Artikel genauer drauf eingegangen wird, was Sie bei einer nebenberuflichen Selbstständigkeit beachten sollten.
Welche Vorteile eine nebenberufliche Selbstständigkeit bietet
Als Erstes stellt sich die Frage, welche Vorteile das Anmelden einer selbstständigen Tätigkeit als Nebenberuf haben kann. Dabei liegt ein Vorzug ganz klar auf der Hand: das verminderte finanzielle Risiko. Selbstständige, die neben ihrer Gründertätigkeit zusätzlich ein Einkommen durch ein Angestelltenverhältnis generieren können, haben ein zusätzliches Standbein, auf welches sie zurückfallen können, sofern geschäftliche Schwierigkeiten auftreten sollten. Durch den verringerten Erfolgsdruck wird es so häufig möglich, die eigene Geschäftsidee gründlich zu testen und allgemein geduldiger in der Umsetzung zu sein. Bei Erfolg ist das Überführen in einer hauptberuflichen Selbstständigkeit zu einem späteren Zeitpunkt problemlos möglich, sodass die Entscheidung, nebenberuflich zu gründen keinesfalls final ist. Durch das zusätzliche Angestellteneinkommen ist das Pausieren der Gründertätigkeit in vielen Fällen ebenfalls eine Option, das hängt jedoch unter anderem vom Geschäftsmodell und der Tätigkeit ab. Auch in Sachen Finanzierung gibt es offensichtliche Vorteile, insbesondere bei überschaubaren Overhead-Kosten. Übriges Geld am Monatsende, welches effektiv eingesetzt wird, kann die eigene Existenzgründung unterstützen und gegebenenfalls beschleunigen. Ebenfalls kann der Einsatz von Eigenkapital auch ein überzeugendes Argument für potenzielle Investoren sein, da die Bereitschaft, eigenes Geld zu investieren, Vertrauen in die Gründeridee signalisiert.
Welche Nachteile eine nebenberufliche Selbstständigkeit hat
Selbstverständlich hat nichts ausschließlich Vorteile, daher sollten potenzielle Nachteile der nebenberuflichen Gründung bei der Entscheidungsfindung ebenfalls beachtet werden. Einerseits ist es natürlich vorteilhaft, übriges Geld aus einem monatlichen Gehalt in die Existenzgründung fließen lassen zu können, andererseits kann das nebenberufliche Verfolgen der Gründung, potenziellen Investoren und Geschäftspartnern signalisieren, dass Sie nicht mit ganzem Herzen bei der Sache sind. So könnte es sein, dass Sie, vielleicht völlig zu Unrecht, als unprofessioneller Akteur eingestuft werden, da Sie einerseits nicht komplett von dem Erfolg Ihres Gründerdaseins abhängig sind und es sich somit erlauben können zu scheitern, Sie aber auch andererseits schlichtweg nicht die Zeit haben, die ein Vollzeitgründer aufbringen kann. Zeit ist bei der nebenberuflichen Selbstständigkeit ebenfalls ein empfindlicher Punkt, denn Sie müssen metaphorisch auf zwei Hochzeiten tanzen und können einen äußerst vollen Terminkalender und einige stressige Jahre durch die Doppelbelastung von Angestellendasein und Gründerdasein erwarten. Ihre Freizeitgestaltung wird aller Wahrscheinlichkeit nach äußerst minimal ausfallen, auch in Sachen Familien- und Sozialleben könnte es sein, dass Sie Abstriche machen müssen. Durch die Doppelbelastung wird es ebenfalls schwieriger für Sie sein, auf besondere Umstände schnell zu reagieren. Staatliche Förderung und Gründerzuschüsse sind in den meisten Fällen auf hauptberufliche Gründungen ausgelegt, daher kann es schwieriger sein, finanzielle Förderung zu erhalten.
Wieso ein Businessplan wichtig ist
Wenn Sie Pro und Contra der nebenberuflichen Selbstständigkeit abgewogen haben und auf der Pro-Seite landen, können Sie mit der genauen Planung beginnen. Wie dieser Plan aussieht, kann sich natürlich je nach Art der Selbstständigkeit unterscheiden, jedoch gibt es einige Schritte, die für alle Gründer universell gelten. Am Anfang einer Gründung steht häufig das Schreiben eines sogenannten Businessplans. Bei einem Businessplan handelt es sich um die detaillierte Beschreibung des Geschäftsmodells, die zu erwartenden Kosten, die mit der Gründung und dem laufenden Betrieb einhergehen, und wann Absätze in welcher Höhe zu erwarten sind. Dieser ist effektiv verpflichtend, wenn die Gründung nur mit externen Geldern möglich ist, da kein seriöser Investor Geld in eine Existenzgründung steckt, welche ohne einen Businessplan vollzogen wird. Das Erstellen eines Businessplans ist mit erheblichem Aufwand verbunden und nimmt zumeist mindestens einen Monat, manchmal aber auch mehrere Monate, in Anspruch. Sollten externe Gelder nicht relevant sein, weil zum Beispiel die Overhead-Kosten gering sind und das Geld aus der Arbeitnehmertätigkeit für die Gründung ausreicht, können Sie auch einen weniger detaillierten Plan verfassen. Grundsätzlich empfiehlt es sich jedoch, lieber etwas zu gründlich zu sein, da eine gute Planung ein wichtiger Faktor für den späteren Erfolg ist.
Informieren Sie die entsprechenden Stellen
Auch bei einer nebenberuflichen Selbstständigkeit sind Sie dazu verpflichtet, Ihr Gewerbe bei dem zuständigen Finanzamt anzumelden. Über ELSTER (das Online-Finanzamt) ist es Ihnen möglich, die entsprechenden Formulare und Fragebögen auch online auszufüllen und abzuschicken, wodurch Sie sich einiges an Arbeit sparen können. Grundsätzlich gelten bei einer nebenberuflichen Selbstständigkeit die regulären Einkommenssteuersätze, sprich sollten Sie immer das entsprechende Geld, welches steuerlich abgeführt werden muss, mit einkalkulieren. Sofern Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Einnahmen unter 50.000 € im Jahr der Gründung haben werden, können Sie einen Antrag auf die Kleinunternehmerregelung stellen. Diese Regelung geht mit steuerlicher Erleichterung einher und lohnt sich in den meisten Fällen.
Die Sozialabgaben werden Sie weiterhin über Ihren Angestelltenberuf tätigen, sofern die Einnahmen aus Ihrer Selbstständigkeit nicht die Einnahmen aus dem Angestelltenverhältnis überschreiten. Sollte dies geschehen, gilt Ihre Selbstständigkeit als hauptberuflich und sie müssen sich entsprechend krankenversichern. Weitergehend sollten Sie Ihre Krankenkasse über Ihre anstehende nebenberufliche Selbstständigkeit informieren, um so unangenehme Überraschungen und Missverständnisse zu vermeiden.
Sollten Sie in einem Beamtenverhältnis sein, gelten noch einmal gesonderte Regeln, die Sie unbedingt beachten sollten. So darf die Zeit, die durch Ihre nebenberufliche Selbstständigkeit in Anspruch genommen wird, nur maximal ein Fünftel Ihrer Arbeitszeit als Beamter betragen. Zusätzlich muss jede Nebentätigkeit von dem Dienstherrn explizit genehmigt werden. Ein Interessenskonflikt zwischen Selbstständigkeit und Beamtentätigkeit darf hierbei nicht entstehen.
Machen Sie Werbung für sich
Ein wasserdichter Businessplan und ein grundsolides Geschäftsmodell sind äußerst hilfreich, doch beides kann erst zur Geltung kommen, wenn potenzielle Kunden erst überhaupt von Ihrer Existenz wissen. Daher sollten Sie sich eine Strategie überlegen, mit welcher Sie effektiv für sich Werbung machen können. In einigen Fällen kann es sich lohnen, bei einer Lokalzeitung für einen Artikel anzufragen, aber auch das Zurückgreifen auf moderne Technologien kann zu guten Ergebnissen führen. Das Internet wird von nahezu jedem genutzt und ermöglicht es Gründern, Werbung für ihr Produkt oder für ihre Dienstleistung in sozialen Netzwerken zu schalten und so ganz bestimmte Zielgruppen zu erreichen. Grundsätzlich empfiehlt es sich immer, eine bedienerfreundliche und gut gestaltete Webpräsenz zu haben, da durch eine solche Seite ein guter erster Eindruck entstehen kann. Um von potenziellen Kunden besser gefunden zu werden, ist es sinnvoll seine Dienste auf Portalen wie Listando bereitzustellen. Online-Werbung kann sehr teuer sein, aber Sie können auch mit einem geringen Budget verhältnismäßig viel Aufmerksamkeit für Ihr Unternehmen generieren.
Schlusswort
Mit der entsprechenden Planung und einer konsequenten Umsetzung, ist die nebenberufliche Selbstständigkeit eine großartige Möglichkeit, das eigene Gesamteinkommen zu erhöhen und perspektivisch den Schritt in die Hauptselbstständigkeit zu schaffen. Seien Sie sich den Opfern bewusst, die Sie für diesen Schritt bringen müssen, lassen Sie sich nicht von Rückschlägen entmutigen und glauben Sie an Ihre Idee. Wir wünschen Ihnen auf Ihrem weiteren Weg viel Erfolg.