Am 12. März trafen sich Ärzte, Therapeuten, Pflegekräfte, Patienten und Angehörige im Konrad-Zuse-Medienzentrum der BTU Senftenberg, um über die Behandlung von Schlaganfällen in der Neuordnung des Gesundheitswesens zu sprechen.
Im Fokus der 21. Senftenberger Schlaganfallgespräche stand in diesem Jahr die Behandlung von Schlaganfällen unter dem Aspekt der Neuordnung des Gesundheitswesens. Der zunehmende Einfluss der Wellness-, Fitness- und Hotel-Branche, der Individualisierung der Patientenbehandlung sowie des IT-Sektors mit den telemedizinischen Möglichkeiten, Gesundheits-Apps und Informationsplattformen wird zusammengefasst als zweiter Gesundheitsmarkt betitelt. Selbstbestimmt gesund werden und, unterstützend mithilfe von beispielsweise Fitness- und anderen Gesundheits-Apps für das Smartphone, gesunderhalten stehen hier im Fokus und wurden auf der Tagung von namenhaften Referenten, wie Dr. Thomas Urban, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Schmalkalden, Dr. Michael John, stellvertretender Leiter des Kompetenzzentrums E-Health des Fraunhofer Institutes Berlin und Heinrich Clausing, Geschäftsführer Bleiche Resort & Spa Burg vorgestellt. Dem gegenüber steht der klassische erste Gesundheitsmarkt, ein Netz aus Ärzten, Therapeuten, Apotheken und Medizintechnik, welcher die konventionelle Behandlung der Patienten bei ambulanten Ärzten, im Krankenhaus und den Rehabilitationseinrichtungen regelt.
Ziel ist es, beide Gesundheitsmärkte miteinander zu verbinden und die modernen Informations- und Kommunikationsplattformen in der Medizin zu nutzen, um von institutionellen Versorgungsmodellen hin zu einem integrierten und netzwerkbasierten Versorgungsansatz, wie dem NeuroNETZ Lausitz, zu gelangen. Die Schnittstellenoptimierung des klassischen ersten und modernen zweiten Gesundheitsmarkts soll zukünftig durch eine Clearingstelle erfolgen. Diese wird auf dem FamilienCampus LAUSITZ in Klettwitz installiert und wurde von Simone Weber-Karpinski, Geschäftsführerin Klinikum Campus GmbH und Klinikum Campus Service GmbH, bei der Tagung vorgestellt. Sektorenübergreifende Bereiche wie Gesundheitsbildung, Therapie, Angebote für individuelle Gesundheitsförderung und Fitness sind bereits jetzt schon etabliert. Damit soll die integrierte Behandlung – vom Rettungswesen über die Akutbehandlung und Rehabilitation bis in den Trainings-, Fitness- und Wellnessbereich – hinein realisiert werden.
Mit den weiteren Akteure des diesjährigen Schlaganfallsymposiums, Dr. med. Hermann Fischer, Ärztlicher Direktor des Zentrums für ambulante Rehabilitation Herz & Kreislauf Dresden, Roland Elsner, Katholischer Pfarrer Senftenbergs aus dem Dekan Bistum Görlitz, Uwe Böttcher, Prokurist Klinikum Niederlausitz GmbH und Olaf Wunderlich, Oberarzt des Institutes für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Städtischen Klinikums Dresden-Neustadt haben die Referenten eine schrittweise Schwerpunktverschiebung von Krankheit zur gezielten medizinisch-therapeutischen Behandlung, deren Finanzierung sowie der Leistungssteigerung und Gesunderhaltung der betroffenen Patienten in der Region thematisiert.
Im anschließenden Bürgerforum für Schlaganfallpatienten, Angehörige und Interessierte fand ein angeregter Austausch zwischen den Ärzten und Betroffen statt. “In erster Linie muss man sich selbst helfen und alle Möglichkeiten nutzen, die einem geboten werden. Eine Selbsthilfegruppe, die ein breites Netzwerk um sich herum hat, kann dabei gute Hilfe leisten. Und man darf niemals aufgeben und muss jeden Tag ein bisschen was für sich tun”, sprach Heide-Christel Hornig den Patienten und Angehörigen Mut zu. Sie selbst erlitt im Frühjahr 2013 kurz vor ihrem 70. Geburtstag einen Schlaganfall und gründete daraufhin die Schlaganfallselbsthilfegruppe Senftenberg.
Rund 200 Mediziner, Therapeuten, Fachpflegepersonal, Wissenschaftler, Vertreter der Kranken- und Rentenkassen sowie Fachkräfte aus dem Bereich Rehabilitation, Fitness und Wellness tagten im Konrad-Zuse-Medienzentrum auf dem Campus der BTU in Senftenberg. Gastgeber waren Chefarzt Prof. Dr. Markus Reckhardt und Prof. Dr. Fritjof Reinhardt des Zentrums für Neurologie und Schmerzbehandlung der Klinikum Niederlausitz GmbH sowie Prof. Dr. Erich Schneider vom Institute of Medical Technology der Brandenburgischen Technische Universität (BTU) Cottbus – Senftenberg. Die Senftenberger Gespräche zum Schlaganfall setzen seit nunmehr 21 Jahren ein Zeichen in der Region und sind als innovative Veranstaltung etabliert. Im Klinikum Niederlausitz werden jährlich etwa 600 Menschen mit einem Schlaganfall behandelt. Die Stroke Unit in Senftenberg ist nach dem Qualitätsstandard der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und der Deutschen Schlaganfall-Hilfe zertifiziert und steht somit für eine qualifizierte Behandlung von Schlaganfallpatienten.
Heide-Christel Hornig (stehend) wird, wie hier beim Bürgerforum, als auch bei der Arbeit in der Selbsthilfegruppe von Harald Müller, Arzt in Weiterbildung auf der Schlaganfallstation (Stroke Unit) im Klinikum Niederlausitz (2.v.l.) unterstützt.
Quelle & Fotos: Klinikum Niederlausitz