Immerhin 120 Zuschauer waren ins Cottbuser Südstadion an der Lipezker Straße gekommen, um die Oberliga-Süd-Begegnung von Energies U 23-Team gegen den RB Leipzig II zu sehen. Die Voraussetzungen für einen Erfolg der FCE-Reserve schienen durchaus gegeben, da der Tabellenführer in der Vorwoche gegen Chemnitz II eine 1:3-Heimniederlage kassiert hatte. Und der Cottbuser Coach Vragel da Silva erklärte im Vorfeld mit nicht unbegründetem Optimismus, dass seine Truppe als Tabellenelfter dem spielerisch starken Sachsenteam „ein Bein stellen“ wolle.
Gleich nach dem Anpfiff von Schiedsrichter Dirk Meißner (Zahna/Elster) entwickelte sich eine turbulente, temposcharfe und vielversprechende Auseinandersetzung. Schon in der zweiten Minute besaß der Leipziger Tom Nattermann aus Nahdistanz eine Großchance zum Führungstreffer, die von der FCE-Abwehr jedoch im Fünf-Meter-Raum mit vereinten Kräften abgewehrt werden konnte. Beim Gegenangriff der Gastgeber reagierte Leipzigs Keeper Thomas Dähne sehr gut bei einem Schuss von Lukas Bache, ebenso bei einem Kopfball von Andy Hebler.
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel (der sich in Wirklichkeit allerdings sehr novembertrübe zeigte) kam dann in der 10. Minute der Einschlag zum 0:1. Leipzigs Kapitän Paul Schinke (ein ehemaliger Cottbuser) zog aus fast zentraler Position mit links ab – keine Abwehrmöglichkeit für Torwart Fritz Pflug, weil das Leder abgefälscht worden war. Doch die junge Energie-Reserve ließ sich dadurch überhaupt nicht entmutigen. Sie suchte immer wieder über beide Flügel die Offensive. Aus Abwehr und Mittelfeld operierte man mit langen Anspielen – oft auch diagonal – auf die Außenbahnen. Allerdings ging mancher dieser langen Bälle auch ins Leere, weil sie ungenau getreten wurden.
Auffälligster Akteur in dieser Phase auf der rechten Seite der von den Profis ausgeliehene Robert Berger. Er wie auch die anderen Cottbuser Angreifer wurde von der robusten Leipziger Abwehr ziemlich hart attackiert. Nach einer Flanke von rechts besaß Paul Röwer in der 20. Minute die Riesengelegenheit zum Ausgleich, doch er verpasste ganz knapp. Leipzigs Trainer Tino Vogel erkannte die Stärke der Cottbuser und rief seinen Schützlingen warnend zu: „Macht euch nicht so angreifbar. Schlagt die Bälle nach vorn!“. Nicht gerade seinen besten Tag über die gesamte Spielzeit hatte Schiedsrichterassistent Robert Päßler, der einige zweifelhafte und unverständliche Abseitsstellungen anzeigte – und sich dabei nicht immer auf Ballhöhe befand. Bei einem Foul an Berger wollte er gar eine „Schwalbe“ erkannt haben.
Die zweite Halbzeit war noch keine 120 Sekunden gelaufen, da schlugen die „Roten Bullen“ durch Tom Nattermann zum 0:2 zu. Trainer da Silva nannte diesen Gegentreffer „den Nackenschlag für uns“ und fügte hinzu: „Wenn unser Torwart rausläuft, dann muss er das auch rechtzeitig machen, um vor dem Gegner am Ball zu sein“. Nattermann war es dann auch, der in der 54. Minute zu einem Handelfmeter antrat, den Keeper Pflug jedoch abwehren konnte. Doch Alexander Siebeck verwandelte von keinem Cottbuser bedrängt den Nachschuss zum letztlich schon spielentscheidenden 0:3. Mit einem satten Schuss von halblinks ins Dreiangel stellte dann Federico Palacios-Martinez (71.) den 0:4-Endstand her.
Nach dem Spiel sagte der FCE-Torwart Fritz Pflug zu „Niederlausitz aktuell“: „Der Elfmeter erschien etwas zweifelhaft, aber ich denke dass man ihn geben kann. Das Spiel haben wir nach meiner Meinung deshalb verloren, weil die Leipziger in der zweiten Halbzeit den Angriffsdruck erhöhten. Sie kamen mit viel mehr Offensivkraft. Damit sind wir nicht so gut klar gekommen, haben den Spielfaden zu oft verloren und uns auch nicht mehr getraut, richtig Fußball zu spielen. In der ersten Spielhälfte waren wir richtig gut, haben dagegen gehalten, hatten aber viel Pech im Abschluss“. Trainer Vragel da Silva bestätigte Pflugs Analyse und sagte weiter: „Meine Mannschaft ist für mich unverständlich unkonzentriert zu den zweiten 45 Minuten aus der Kabine gekommen. In einigen Situationen fehlte auch etwas Selbstvertrauen gegen den druckvoll agierenden Tabellenführer. Und so kam es, dass wir den `Roten Bullen` nicht wie zuvor erhofft, ein Bein stellen konnten.“
AUFSTELLUNGEN
FC Energie II: Pflug, Dahm, Bache (68. Kagelmann), Chato Nguendong, Lenk, Lemke, Kusic, Hebler (74. Geithner), Maurer (58. Gerstmann), Röwer, Berger.
RasenBallsport Leipzig II: Dähne, Ludwig, Konik, Sumusalu, Legien (72. Wagner), Nattermann, Schinke (79. Heinze), Siebeck, Palacios-Martinez, Rothenstein (68. Niemeyer), Hoheneder.
Text und Fotos: Rudolf Neuland