Am kommenden Freitag, den 16. Februar eröffnet das Menschenrechtszentrum Cottbus um 18:30 Uhr die Ausstellung „Das Kaßberg-Gefängnis und seine Gesichter“ des Lern- und Gedenkortes Kaßberg-Gefängnis e.V. Das Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz blickt auf eine lange, wechselvolle und leidbehaftete Geschichte zurück. Zunächst als Königlich-Sächsische Gefangenenanstalt erbaut, dann zum NS-Untersuchungs- und Strafgefängnis umgenutzt, wurde es schließlich zum Untersuchungsgefängnis des sowjetischen Geheimdienstes und zur Untersuchungshaftanstalt der DDR-Staatssicherheit.
Viele ehemalige politische Häftlinge mussten bereits vor ihrem Prozess mehrere Monate im Kaßberg-Gefängnis verbringen, das das größte Stasi-Untersuchungsgefängnis der DDR gewesen ist. Fast alle verbinden jedoch mit diesem Haftort den ersten Schritt zur ersehnten Freiheit in den Westen. Denn der Kaßberg bekam seit Mitte der 1960er Jahre eine weitere besondere Funktion. Es wurde zur zentralen Drehscheibe des deutsch-deutschen Häftlingsfreikaufs. Ca. 90% der mehr als 33.000 freigekauften politischen Häftlinge wurden aus allen Strafanstalten der DDR in den Kaßberg verlegt, wo sie mehrere Wochen „aufgepäppelt“ wurden, bevor sie mit einem Spezialbus zum Notaufnahmelager nach Gießen in Hessen gebracht wurden. Im MfS-Jargon hieß das Gefängnis „Päppelanstalt“, während die Häftlinge es als „Vogelkäfig“ bezeichneten, genannt nach dem DDR-Unterhändler für den Freikauf, Rechtsanwalt Wolfgang Vogel. Es kam jedoch immer wieder vor, dass bereits freigekaufte Häftlinge, die sich im Kaßberg befanden, doch in die DDR entlassen wurden. „Angst auf dem Weg nach Chemnitz, gespannte Erwartung, Freude, aber immer das Gefühl, die Bedrohung ist noch nicht vorbei“, beschrieb vor kurzem ein ehemaliger Häftling seine damaligen Gefühle.
Der 2011 gegründete Verein „Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e.V.“ setzt sich dafür ein, dass am historisch authentischen Ort der politischen Repression in würdiger Weise an das Leid all jener erinnert wird, denen auf dem Kaßberg in den Jahren der nationalsozialistischen und später der kommunistischen Diktatur Unrecht widerfahren ist. Nach einem mehrjährigen Kampf soll dort in naher Zukunft eine Gedenkstätte entstehen. Die Wanderausstellung informiert über die Geschichte des Gefängnisses und dokumentiert das Schicksal von Zeitzeugen. Im Anschluss an die Eröffnung diskutieren mit dem Historiker, Dr. Jan Philipp Wölbern die ehemaligen Cottbuser Häftlinge Christian Bürger und Gerd Zimmermann, die auf unterschiedliche Art mit dem Gefängnis in Chemnitz verbunden sind. Während Christian Bürger, der dem Vorstand des Chemnitzer Vereins angehört, nur die Untersuchungshaftanstalt des MfS auf dem Kaßberg erlebte und erst 1989 über die Prager Botschaft in den Westen kam, war dieses Gefängnis für Gerd Zimmermann 1976 tatsächlich der letzte Schritt vor der Freiheit.
Die Ausstellung ist bis zum 20. März kostenfrei im Foyer der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus (Bautzener Straße 140) zu besichtigen. Interessierte Bürger sind zur Eröffnung und Diskussion herzlich eingeladen.
pm/red