Die filmische Weltentdeckungstour geht weiter: Nach einem Abstecher nach Italien im vergangenen Jahr, verschlägt es das 25. FilmFestival Cottbus nun in die Niederlande. Fünf Filmbeiträge zeigen in der Sektion >globalEAST< die vielfältigen Ergebnisse der Zusammenarbeit zwischen unserem nordwestlichen Nachbarn und den Ländern Mittel- und Osteuropas.
Die Niederlande erobern das europäische Kino und das nicht nur mit großen, etablierten Namen wie dem Kultregisseur Alex Van Warmerdam, dem Regiealtmeister Paul Verhoeven oder dem osteuropaerprobten und vielfach ausgezeichneten Filmemacher Jos Stelling, der auch schon mehrfach in Cottbus zu Gast war. Vor allem im Hinblick auf ihre Beteiligung an internationalen Koproduktionen ist dies kaum zu übersehen. Oft kommen die Koproduktionspartner dabei aus einem Land jenseits der Oder – wie etwa bei Loznitsas Dokumentarfilm MAIDAN, der zuletzt seinen deutschen Kinostart feierte, oder Sokurovs preisgekröntem Weltkriegsdrama FRANCOFONIA; eine Entwicklung, wegen der nicht zuletzt auch der Blick des parallel zum Festival stattfindenden Ost-West-Koproduktionsmarktes connecting cottbus in diesem Jahr gezielt auf die Niederlande gerichtet wird. Unter anderem wird dort ein zusätzlicher Pitch-Platz an ein noch zu benennendes niederländisches Projekt vergeben.
Die Sektion >globalEAST< wird bei der Jubiläumsausgabe des FilmFestival Cottbus schlaglichtartig einen Ausschnitt aus dieser intensiven filmischen Verbindung zwischen den Niederlanden und Osteuropa präsentieren. Fünf verschiedene Produktionen geben einen Einblick in die vielfältigen Resultate der internationalen Zusammenarbeit, die das breite Spektrum des europäischen Filmschaffens deutlich werden lassen: Der Dokumentarfilm STAND BY YOUR PRESIDENT (Niederlande 2014) porträtiert die aus den Niederlanden stammende Sandra Roelofs, Ehefrau des ehemaligen Präsidenten Georgiens Mikheil Saakashvili, die als “First Lady” eindeutig eine mehr als nur repräsentative Rolle einnahm. Die in den Niederlanden und Georgien aktive Regisseurin des Films, Ineke Smits, wird in der Festivalwoche nicht nur ihren eigenen Film präsentieren, sondern als Teil der Internationalen Jury auch über die Vergabe der begehrten Preise mitentscheiden.
Marjoleine Boonstra, Regisseurin und Fotografin, erzählt in KURAI KURAI (Niederlande 2014) mithilfe atemberaubender Bilder von den Mythen der kirgisischen Steppe und einem jungen Mann auf der Suche nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Einen Blick zurück in die noch nicht so weit zurückliegende Geschichte wirft Marinus Groothof: Mit THE SKY ABOVE US (Niederlande, Belgien, Serbien, Griechenland 2015) inszeniert der Niederländer ein serbisches Projekt und gibt Einblicke in das Seelenleben dreier Menschen während der NATO-Bombardements 1999 auf Belgrad. In MEET ME IN VENICE (Niederlande 2015) von Eddy Terstall machen sich Vater und Tochter nach Jahren der Entfremdung auf einen musikalischen (Rail)Road Trip über den Balkan. Ein Spiel aus Anziehung und Verführung liefern sich die beiden jungen Protagonistinnen in NUDE AREA (Polen, Niederlande 2014). Hierarchien zwischen Arm und Reich und Vorstellungen über den Islam werden in diesem Arthausfilm der in den Niederlanden lebenden Polin Urszula Antoniak diskutiert – die dabei jedoch völlig ohne Dialoge auskommt. Die Programmreihe >globalEAST< entstand in diesem Jahr mit Unterstützung der Botschaft des Königreichs der Niederlande, dem Nederlands Filmfonds und dem EYE film institute Netherlands. Zur Eröffnung hat auch bereits die Botschafterin Monique van Daalen ihr Kommen zugesagt und wird ein Grußwort an das Publikum richten.
Das Festival wird maßgeblich vom Land Brandenburg, dem Medienboard Berlin- Brandenburg, der Stadt Cottbus sowie dem MEDIA – Creative Europe Programm der Europäischen Union gefördert.
Foto: Martin Schöllow