Der Nachwuchs ist die Zukunft eines jeden Unternehmens. Doch was passiert, wenn dieser plötzlich ausbleibt? Genau mit diesem Problem sieht sich die deutsche Wirtschaft derzeit konfrontiert. Immer mehr junge Leute sehen ihre Zukunft in einem großen Unternehmen, den Kleinbetrieben fehlen vor allem Auszubildende.
Trotz florierender Wirtschaft scheinen die Bewerber mit den angebotenen Stellen nicht zusammen zu passen. Eine neue Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) legt dafür nun Zahlen fest: In kleinen Unternehmen sank die Zahl der Auszubildenden um mehr als 100.000 Personen.
Eine weitere Studie des Meinungsforschungsinstituts Forsa untersuchte die Problematik, junge Leute für ihr Unternehmen zu gewinnen. Unter 250 befragten Geschäftsführern und Führungskräften gaben 35% an, dass dies eine sehr große Herausforderung sei. Problematisch ist der Umfrage zufolge auch die Honorierung guter Leistungen. Nur 28% aller Befragten sind der Meinung, ihr Unternehmen erkenne alles leistungsgerecht an.
Zu denselben Ergebnissen kommt auch eine Umfrage des Unternehmens Sodexo, das 1000 Arbeitnehmer zu der Feedback-Kultur ihrer Arbeitgeber befragte. 44% gaben an, nur selten Anerkennung und Lob zu bekommen, 17% der Befragten werden sogar überhaupt nicht für ihre Leistungen honoriert. Dies führt natürlich auch zu einem Verlust an Attraktivität für den Nachwuchs.
Besonders für kleine Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern ist es schwer, junge Auszubildende für sich zu gewinnen. Im Gegensatz dazu legte der Anteil an Auszubildenden in Großbetrieben am stärksten zu. Die Ausbildungsbetriebe mit nicht besetzten Ausbildungsstellen müssen nun selbst aktiv werden und potentielle junge Leute bewerben. Stellenangebote, die auf Internetportalen veröffentlicht werden, erreichen eine deutlich höhere Zielgruppe und können daher eine nützliche Hilfe sein.
Die meisten Auszubildenden fehlen im Handel. Hierfür ist hauptsächlich die Annahme schuld, nur akademische Ausbildungen führen zu guten Karrierechancen. Über gute Aufstiegschancen, vor allem im Einzelhandel, müsste besser aufgeklärt werden. Viele Führungskräfte in großen Handelsunternehmen haben mit einer Ausbildung begonnen und sind anschließend aufgestiegen.
Eine bisher erfolgreiche Gegenmaßnahme ist natürlich die höhere Vergütung. Dies stellt wohl die aussagekräftigste Motivation dar, einen Ausbildungsberuf zu beginnen. Auch die bereits angesprochene Aufklärung in Schulen über Aufstiegschancen in Ausbildungsberufen könnte einen positiven Effekt auf die Entwicklung der zu besetzenden Stellen bewirken.
Insgesamt besteht jedoch nach wie vor ein hohes Potential für Ausbildungsberufe. Auf die stetig ansteigende Akademisierung muss lediglich mehr eingegangen werden und in Form von Aufklärungsveranstaltungen in Schulen auch über Alternativen berichtet werden. Die Zahl der offenen Ausbildungsstellen steigt immer noch an, für Interessenten in Ausbildungsberufen steht die Chance in diesen Jahren demnach so gut wie seit Langem nicht. Wer in diesem Bereich seine Zukunft sieht, sollte die Möglichkeiten ergreifen und von dem durchaus vorhandenen Aufstiegspotential in Ausbildungsberufen profitieren.