In die Vision eines europäischen Katastrophenschutzzentrums in Welzow mit Anbindung an den Wasserlandeplatz auf dem Sedlitzer See kommt jetzt kräftig Bewegung. Am Montag trafen sich die Städte Senftenberg und Welzow sowie Vertreter der Katastrophenschutz- und Feuerwehreinheiten, um über das Konzept zu beraten und die Landespolitik aufzufordern, sich für eine Bewerbung um EU-Mittel stark zu machen. Angestoßen von dem ursprünglichen aber von Politik und Feuerwehr umstrittenen Vorschlag der Ansiedlung einer europäischen Löschflugzeugstaffel hat sich schließlich eine noch größere Vision entwickelt, die dank ihrer vielseitigen Chancen und der Möglichkeit auf EU-Förderungen für viele Akteure jetzt erstrebenswert erscheint, gerade auch mit Blick auf den Strukturwandel. Das Konzept wurde erarbeitet, jetzt scheint das Heft des Handels vorerst in Landeshand zu liegen, denn der Zeitdruck ist hoch.
Mehr Infos zum aktuellen Stand und dem weiteren Werdegang gibt es in den Interviews im Titelvideo.
Rund um den Flugplatz Welzow und den benachbarten Wasserlandeplatz auf dem Sedlitzer See soll das erste europäische Katatsrophenschutzzentrum entstehen. Dazu haben die beiden Städte Welzow und Senftenberg ihr Konzept konkretisiert und es Montag mit entsprechenden Akteuren besprochen. Schwerpunkt dieses Zentrums soll vor allem die Ausbildung bzw. Schulung von Katastrophenschutzeinheiten aus ganz Europa sein, um im Krisenfall mit einer einheitlichen Sprache bzw. einem einheitlichen Vorgehen agieren zu können. Ebenfalls soll das Zentrum Ausgangspunkt für Forschung sowie zur Verteilung von Logistik und Technik sein. Volle Unterstützung erhält das Projekt jetzt auch vom Landesfeuerwehrverband. Dieser hatte sich bei der anfänglichen Diskussion um eine mögliche Ansiedlung einer Löschflugzeugstaffel noch kritisch geäußert. In der neuen Dimension eines europäischen Zentrums mit Schulungs-, Ausbildungs- und Trainingsmöglichkeiten sieht der Verband dagegen großes Potenzial. „Es hat sich in den letzten Monaten herausgestellt, dass es eben nicht mehr nur um die Frage einer Flugzeugstaffel geht, sondern um ein Forschungs- und Schulungszentrum auf EU-Ebene, wo künftige Gefahren bewertet und Konzeptionen erarbeitet werden sollen“, sagte uns Verbandspräsident Werner-Siegwart Sippel. Ganz aktuell hat zum Beispiel die Corona-Pandemie gezeigt, dass es unter anderem Nachholbedarf bei der Beschaffung und Versorgung von Schutzausrüstung gibt.
EU-Förderung bis zu 90 Prozent
Die EU plant, den gemeinsamen Katastrophenschutz aufgrund zunehmender Herausforderungen und Krisen weiter auszubauen. Dafür will sie entsprechende Projekte mit teils bis zu 90 Prozent fördern. Insgesamt stehen in einem aktuellen Fördertopf für europäischen Katastrophenschutz mehr als drei Milliarden Euro bereit. Der Zeitplan für eine Bewerbung ist allerdings eng: Bis Ende Juni müsste das Land Brandenburg den Bewerbungswillen an den Bund richten, bis Ende des Jahres müsste der Bund sich schließlich um die EU-Gelder bewerben. „Wir reden hier von einem ganz großen europäischen Zukunftsprojekt und das Strukturentwicklungsthema in der Lausitz schwingt da natürlich mit“, sagte die Bürgermeisterin von Welzow Birgit Zuchold. Sie selbst sieht in dem Projekt große potenzielle Strahlkraft für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region. Als mögliche Kooperationspartner unter anderem zur Aus- und Weiterbildung von Fachkräften nennt die Bürgermeisterin im Videointerview die BTU mit ihren beiden Standorten in Cottbus und Senftenberg, das Bergbau- und Energieunternehmen LEAG sowie auch die Einsatz- und Feuerwehreinheiten in der Lausitz. Desweiteren nennt sie ein beispielgebendes und bereits bestehendes nationales Zentrum im südfranzösischen Nimes. Im Zuge dessen sind dort laut Zuchold bis zu 600 Jobs entstanden.
Deutschlandweit einzigartiger Standort
Senftenbergs Bürgermeister Andreas Fredrich betonte nochmals die Einzigartigkeit des Standorts. „Wir haben hier mit dem Wasserlandeplatz auf dem Sedlitzer See direkt neben Welzower Flugplatz eine deutschlandweit einmalige Kombination nördlich der Alpen. Zudem entsteht am Ufer des Sedlitzer Sees aktuell ein Gewerbegebiet mit Wasserzugang.“ Auch der Präsident des Verbands „International Fire and Rescue Confederation“ ,Lothar Hügin, betonte die große Chance des Standorts. „International gesehen befinden wir uns hier in der Hauptstadtregion Berlin. Ich bin zum ersten Mal hier in der Lausitz und beeindruckt von den Möglichkeiten“, so der Präsident, der zudem Geschäftsführer der „Hügin Group International“ für Brandschutz und Sicherheitstechnologien ist. Sein Verband hat sich zum Ziel gesetzt, Feuerwehren- und Rettungsdienststrukturen mithilfe von deutschem Know-How der Feuerwehren in Dritt- und Schwellenländer aufzubauen. Um genau dieses Know-How für unter anderem solche internationalen Projekte zu bündeln , sieht Hügin in dem Welzower Projekt ebenfalls großes Potenzial.
Die Vision eines europäischen Katastrophenschutzzentrums in der Lausitz und die damit verbundene Bewerbung soll demnächst Thema im Brandenburger Landtag sein, um möglicherweise rechtzeitig handeln zu können. Die örtlichen Akteure appellieren bereits jetzt an die Landesvertreter, diese Chance mit Blick auf die Herausforderungen im Zuge des Strukturwandel, aber auch mit Blick auf internationale Krisenlagen zu nutzen.
Red.