Schon seit längerer Zeit haben wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, eine Wanderung kreuz und quer durch die Grenzstadt beiderseits der Neiße geplant und diese folgerichtig in unseren Wanderplan 2008 aufgenommen. Angeregt wurden wir durch einen Beitrag des bekannten Gubener Heimatforschers Karl Gander, der um 1900 in dem Buch „Die Provinz Brandenburg in Wort und Bild“ veröffentlicht wurde. Dieses Buch ist vor 10 Jahren vom Weltbild Verlag als Reprint heraus gegeben worden. Karl Gander beginnt die Lobpreisung seiner Heimatstadt Guben in diesem Beitrag mit folgenden Sätzen:
„An den Ufern und am Zusammenfluss der Lausitzer Neiße und der Lubst liegt am Ostrande eines etwa 3 km breiten, fruchtbaren Thales die Stadt Guben mit 33 000 Einwohnern, die seit 1884 einen Stadtkreis bildet. Schon vor alters neben der Hauptstadt Luckau die zweite Stadt der Niederlausitz, die wie jene durch einen Landesältesten auf den Landtangen zu Lübben vertreten war, hat sie diesen Platz neben Cottbus bis in die neueste Zeit behauptet. Eins aber wird ihr stets den ersten Platz unter den Städten jener Landschaft sichern, nämlich die Schönheit ihrer Lage. In dieser Beziehung ist Guben die Perle der Niederlausitz, in gewissem Sinne ein zweites Heidelberg.“
Nun ja, was dann 45 Jahre später mit dem 2. Weltkrieg über Guben hereinbrach, konnte auch Karl Gander um 1900 so noch nicht ahnen. Wir aber wollen auf den Spuren Karl Ganders wandern, um zu sehen, was von diesem schönen Guben nach 1945 übrig blieb und was seit dem neu oder wieder erstanden ist. Die, auch von Karl Gander, vorgeschlagenen Wanderrouten durch die Stadt, waren und werden uns dabei eine wertvolle Hilfe sein.
Weiter inspiriert wurden wir durch die Fortsetzungsreihe „Damals war’s“ in einer regionalen Cottbuser Wochenzeitung, in der wöchentlich historische Fotos und Kartenansichten von Cottbus, Forst, Spremberg und Guben veröffentlicht werden, worauf sich jedes Mal viele Leser mit ihren Erinnerungen zu Wort melden. Mit Spannung warten wir jede Woche auf diese Beiträge, die wir leider nur online lesen können, da Lübbenau nicht mehr in deren Verbreitungsgebiet liegt.
Im Großen und Ganzen ist die von uns gewählte Strecke identisch mit der im Verkehrsplan der Stadt Guben von 1927 vorgeschlagenen Route, die sicherlich auch auf Karl Gander zurück zu führen ist.
Wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, laden also alle Wanderfreunde aus Nah und Fern ganz herzlich ein, uns am Sonntag, den 27. Juli 2008, auf unserem Weg durch die Stadt beiderseits der Neiße zu begleiten.
Ganz besonders würden wir uns freuen, wenn auch viele Gubener und Gubiner unserer Einladung folgen würden und es so zu einem regen Gedankenaustausch über Historie und Gegenwart der Stadt kommen könn-te.
Treffpunkt ist der Parkplatz am Volkspark in der Uferstraße. Von dort wandern wir auf dem Poetensteig entlang der Egelneiße bis zur Postsäule in der Frankfurter Straße. Weiter führt unser Weg in das Zentrum der Klostervorstadt mit der Klosterkirche. Vorbei am früheren Amtgericht und Landgericht kommen wir zu der Ende 2007 eingeweihten Neißeterrasse mit dem kleinen Park auf dem Areal der Gubener Wolle. Auf der neuen Fußgängerbrücke über die Neiße wandern wir zur Insel, dort, wo früher das Stadttheater stand. Auf einem Inselrundgang lernen wir diese grüne Oase ein wenig näher kennen, um dann über die Theater- bzw. Schützenhausbrücke zum Lindengraben (erhaltener Name eines Teils der früheren Stadtbefestigung) und zu der nach dem Krieg wieder aufgebauten Jungfernbrücke über die Lubst zu kommen. Vorbei an der katholischen Kirche (Grunwaldska – Krolewska) mit dem schlanken Turm, der ein wenig an ein orientalisches Minarett erinnert, kommen wir zum IBA-Projekt Villa Wolf und, die Kleine Himmelsleiter hinunter laufend, zur Grünen Wiese (heute – Piastowska) in das frühere Villenviertel. Vorbei am früheren Kreishaus, Deichhaus und Landratsamt geht’s zum Lyzeum mit seiner interessanten Architektur, von hier aus die Große Himmelsleiter die Weinberge wieder hinauf, durch das teilsanierte Armeeviertel (Osiedle Emilii Plater) in die Gubener Berge (Krywoustego/Marszalka Zymierskiego/J. Kaspruwicza) auf die Bönas-Höhe bis zu dem Punkt, wo bis 1945 der Bismarckturm stand. Von diesem konnte Karl Gander um 1900 noch nicht schwärmen, denn er wurde bekanntlich erst am 2. September 1908 eingeweiht, also vor knapp 100 Jahren. Vielleicht finden wir hier oben um die Bönas-Höhe ja wieder einen so großen ausgewachsenen Hirschkäfer wie bei unserer Erkundungstour am 7. Juni 2008?
In den Gubener Bergen wollen wir dann auch eine kleine Wanderrast im Freien einlegen. Viele Fragen gibt es sicherlich nicht nur bei uns über die geologische Entstehungsgeschichte der Gubener Berge, die auch Stauchmoränen-Genese in der Literatur genannt und beschrieben wird (z.B. Prof. Keilhack, 1922). Weitere Stationen der Wanderung werden im zweiten Teil sein: der alt-wendische Friedhof, der Lubstplatz mit den historischen Gebäuden der früheren Taubstummen-Anstalt und die bekannte Schuhfabrik Karina bei der Lubstbrücke (ul. Wyspianskiego), die schöne Gubiner Fußgängerzone (Slaska), der Werderturm mit den Resten der alten Wehranlage (Bastei) und als abschließenden Höhepunkt die Ruine der Stadt- und Hauptkirche. Zurück zum Ausgangspunkt führt der Weg auf der Stadtbrücke über die Neiße durch die Frankfurter Straße zum neu gestaltetes Dreieck, weiter durch die Berliner Straße sowie die Uferstraße. Ausgerechnet haben wir für diese Tour eine Streckenlänge von etwa 9 bis 10 Kilometer, die man aber nicht unterschätzen sollte.
Zu vielen historischen Sehenswürdigkeiten und auch neuen Dingen haben wir Informationen gesammelt und werden diese auch einbringen. Man solle jedoch keine „ausführliche, allumfassende Stadtführung“ von uns erwarten. Das ist auch nicht das Ziel unserer Wanderung. Für so etwas reichen die Zeit und die Kondition auch bei uns einfach nicht. Und außerdem gibt es da in Guben selbst viel kompetentere historisch bewanderte Leute als uns. Wir nennen an dieser Stelle hier nur drei von vielen, denen gegenüber wir hiermit auch unseren Respekt, unsere Hochachtung und Dankbarkeit für ihre wertvolle ehrenamtliche Arbeit zum Ausdruck bringen wollen: Herr Gerhard Gunia, Herr Lutz Materne und Herr Andreas Peter.
Das ist nun bereits unsere 39. Tour und wir möchten, dass sie zu einem besonderen Höhepunkt in diesem Wanderjahr wird. In der Online-Zeitung www.niederlausitz-aktuell.de (Reportage) haben wir bereits begonnen, unsere Eindrücke und Erlebnisse während der Vorbereitung aufzuschreiben und in der Galerie „Bilder der Region“ (Übersicht : Spree-Neiße : Guben) haben wir versucht, dies mit eigenen Fotos auch weiter zu veranschaulichen (wird fortgesetzt).
Alles Andere ist wie sonst auch bei den vorangegangenen 38 Wanderungen: Weitere Informationen (z.B. Zeitpunkt des Beginns) auf Anfrage bzw. bei der Anmeldung: Keine Teilnahmegebühr; kein Versicherungs-schutz; persönliche Urkunde zur Erinnerung für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern; Rücksackverpflegung; festes aber bequemes Schuhwerk; um einen Obolus in unseren Fontane-Wanderhut wird am Ziel gebeten; Lastminute – Anmeldungen zur Teilnahme an der Wanderfahrt ins Riesengebirge zur Kammwanderung u.a. Touren (frei wählbar zwischen 4.8. und 15.8.2008) sind ebenfalls noch möglich.
Informationen über uns findet man auch unter www.cottbus-und-umgebung.de sowie in der Online-Zeitung www.niederlausitz-aktuell.de (Links „Veranstaltungen“, „Sport“ und „Bilder der Region“).
Wir hoffen, dass wir Sie neugierig gemacht haben. Kommen Sie einfach mit und Sie werden es nicht bereuen! Bei uns ist alles freiwillig! Sie müssen nur den inneren Schweinehund überwinden! Wir freuen uns auf Sie!
Wer von JWD (also janz weit draußen) nach Guben zu unserer Wanderung kommt und schon immer mal das Plastinarium besuchen wollte, der hat an diesem Tag dazu bestens Gelegenheit, denn der Eingang ist gleich gegenüber dem Parkplatz und geöffnet ist bis 18.00 Uhr (letzter Einlass). Es lohnt sich, dafür auch einmal Vorurteile und Ressentiments ad acta zu legen und sich mit der Problematik auseinander zu setzen.
Persönliche Anmeldungen auch zu dieser Tour werden wie immer bis zum Vorabend entgegen genommen! Sie erreichen uns unter unserer Rufnummer 03542 –3792 (mit AB für Rückruf)!
Nebenstehendes Foto: Neißeinsel auf der Gubiner Seite der Neiße mit neuer Fußgängerbrücke und Industriebrache der Gubener Wolle
Gerd Laeser
Gästeführer Niederlausitz
Lübbenau
Der ausgewachsene Hirschkäfer, den wir auf dem Weg zur Bönas-Höhe in den Gubener Bergen gefunden hatten
Blick von den Höhen der Gubener Berge auf die östlichen Neißehänge mit einstmals vielen Obstbäumen und Bergrestaurants
Impression in der neuen Gubiner Fußgängerzone