Erneut ist ein Mitglied des AfD Kreisverband Görlitz zurückgetreten. Die Beisitzerin im Vorstand des Kreisverbandes, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsorganisation Sylvia Littke-Hennersdorf, koordinierte 2017 den Bundestagswahlkampf des Vorsitzenden Tino Chrupalla. Nun gab sie über Facebook am 13.05.2019 bekannt, aus der AfD auszutreten und nannte in ihrem Schreiben an die AfD “Posten, Posten und Macht” anstatt inhaltlicher Auseinandersetzung als Grund. Seit dem Frühjahr 2018 seien unbequeme Mitglieder in die Passivität bzw. gar zum Austritt aus der Partei gedrängt worden. Weiterhin prägten laut Littke-Hennersdorf Vetternwirtschaft, betreutes Denken, Meinungsdiktatur und ein totalitärer Führungsstil zunehmend das politische Alltagsgeschäft.”
Auf ihrer Facebookseite heißt es:
“Wenn eine Alternative keine mehr ist…
An die zwanzig Jahre engagiere ich mich jetzt in Politik und Gesellschaft und immer eng verbunden mit der Europastadt Görlitz-Zgorzelec. Ob im Kulturhauptstadtbüro oder dann später im Förderverein Kulturstadt GR-ZG, wo ich mit und durch die Herren Dr. Krick, Dr. Tacke, Dr. Umlauft und Dr. Karbaum Projektmanagement von der Picke auf lernen durfte. Projekte planen, Netzwerke knüpfen, immer wieder gemeinsame Nenner finden und um die besten Lösungen für die Bürger ringen. Kenntnisse und Erfahrungen von unschätzbarem Wert.
Gern brachte ich diesen Fundus mit meinem Eintritt in die AfD im März 2014 ein. Aus der CDU war ich am Wahlabend der Bundestagswahl 2013 ausgetreten, da mir der meines Erachtens nach überfällige Reformationsprozess innerhalb der CDU mit den dazumal noch guten Wahlergebnissen ausgeschlossen erschien. Dieser Prozess wurde dann letztlich durch die AfD initiiert und das ist ein und das bleibt ein riesengroßer Erfolg dieser immer noch jungen Partei.
Fünf Jahre in der AfD. Vier davon waren gute Jahre. Konstruktiv, durchaus strittig, aber immer am Ziel, notwendige politische Veränderungen anzuschieben, orientiert. Genial das Jahr 2017, als es mit viel Struktur, ausgefeilten Kampagnen und einem gewaltigen Teamgeist gelang, mit und für Tino Chrupalla direkt in den Bundestag einzuziehen. Für diese grandiose Mannschaftsleistung verantwortlich das Drehbuch schreiben zu dürfen, wird für immer auf meiner Habenseite bleiben.
Was folgte ist zügig erzählt. Macht und Geld und Geld und Macht. Seit dem Frühjahr 2018 wurden unbequeme Mitglieder in die Passivität bzw. gar zum Austritt aus der Partei gedrängt. Vetternwirtschaft, betreutes Denken, Meinungsdiktatur und ein totalitärer Führungsstil prägten zunehmend das politische Alltagsgeschäft. Die Querelen um die Aufstellungsparteitage der Direktkandidaten im Kreisverband Görlitz, wie auch bei den Parteitagen zur Listenwahl in Markneukirchen, sind hinlänglich bekannt. Ob schwarze Listen für Medienvertreter oder nicht, was diese schrieben, war immer mindestens zur Hälfte wahr. Alleine dies hätte zu einem Umdenken führen müssen, was aber nicht erfolgte. Mantraartig wurde auf Parteidisziplin gedrängt, Inhalte gerieten zunehmend in den Hintergrund und Mut zur Wahrheit endete immer mehr vor der eigenen AfD-Haustür.
Freigeister und Querdenker werden es immer schwer in einer Partei haben. Das System sieht dies schlichtweg nicht vor. Nachteile repräsentativer Demokratie, zigfach von klugen Köpfen niedergeschrieben und letztlich in einer wahnsinnig kurzen Zeitspanne erlebbar gemacht…
Für mich als konservativ-liberal verorteten Menschen bietet die Alternative für Deutschland keinen Platz mehr, ich kann hier nichts mehr bewegen.”
Im März 2019 war bereits Frank Großmann, Mitbegründer des AfD Kreisverband Görlitz, zurückgetreten, auch er äußerte seine Gründe via Facebook und spricht von Sekten- und Führerkult: “Zu meinem Leidwesen mußte ich mit ansehen wie die demokratischen Strukturen der Partei im Laufe der Zeit immer mehr zu einem Spielball privater Interessen wurden. Unter Tino Chrupalla wurde aus dem Kreisverband eine privat geführte die einen Führerkult pflegt. DAss ein Gründungsmitglied wie Sebastian Wippel (Anm. d. Red.: AfD Oberbürgermeisterkandidat für Görlitz) dieses noch freudig mitträgt macht meinen Verbrleib in der AfD unmöglich. Menschen mit denen ich Wahlen gewinnen konnte sind längst gegangen, andere verhalten sich passiv und wer jetzt noch jubelt der gehört zu der Sorte Menschen die immer in Deutschland einen Führer benötigten. Wer Sebastian Wippel zum Oberbürgermeister wählen möchte der bekommt Tino Chrupalla und seine Parteisoldaten. Ich werde mich dagegen stellen.”
Auch aus der AfD Brandenburg gab es in der jüngeren Vergangenenheit mehrere Austritte, die einen ähnlichen Stil in der Landespartei unter Andreas Kalbitz bemängelten. Steffen Kröniger, der Ende November 2018 austrat, sprach von einer “Ohnmacht gegenüber Radikalen”. Der brandenburgische Landtagsabgeordnete Sven Schröder hat seinen Austritt aus der Partei Ende April 2019 erklärt. Er sagte: “Ich frage mich seit einiger Zeit, ob ich noch immer richtig bin in der Partei. Das hat nichts mit der grundsätzlichen Ausrichtung der AfD zu tun, sondern mit der Parteispitze.”