Nach einem massiven Fischsterben in der Schwarzen Elster hat die Brandenburger Landesregierung ein Bündel von Sofortmaßnahmen beschlossen. Darunter wurde unter anderem festgelegt, dass kein Wasser unter einem ph-Wert von 6 mehr durch Unternehmen eingeleitet werden darf. Bei einer Vor-Ort Besichtigung an der Schwarzen Elster haben die Brandenburger Bündnisgrünen festgestellt, dass weiterhin erheblich verockertes und saures Wasser mit einem sehr niedrigen ph-Wert über den Hammergraben bei Plessa in den Südbrandenburger Fluss fließt. An dem Treffen nahmen teil: die Lausitzer Umweltexpertin der Bündnisgrünen Isabell Hiekel, auch Direktkandidatin für Wahlkreis 30 und auf Listenplatz 9 für die Landtagswahl, der Kreissprecher der Elbe-Elster-Grünen Reinhard Wild, Erwin Bimüller ebenfalls von den Grünen Elbe-Elster, die Direktkandidatin für Wahlkreis 37 Valentine Siemon von den Grünen Bad Liebenwerda sowie Vertreter des Unternehmens Gascade. Der Betreiber der Erdgaspipeline versicherte, seit zwei Wochen kein Wasser mehr einzuleiten, sondern in Absprachen mit lokalen Landwirten das Sümpfungswasser auf Felder zu verrieseln.
Testmessungen bei Treffen am Mittwoch haben jedoch ergeben, dass über den rostrot gefärbten Hammergraben Wasser mit einem lebensfeindlichen ph-Wert von 2,7 und Sulfatwerten von über 1200 mg/l in die Schwarze Elster gelangt. Nur wenige Meter oberhalb des Zusammenflusses mit dem Hammergraben ist die Schwarze Elster allerdings noch „quicklebendig“. Bei einem ph-Wert um 7,5 tummeln sich munter kleine und größere Fische im Wasser. Nach einer Kescherprobe stellt die Gewässerökologin Isabell Hiekel fest: „Oberhalb der Mündung des Hammergrabens kann es dem Augenschein nach kein Fischsterben gegeben haben, denn ansonsten würde man nicht solch eine Vielfalt an Kleinstlebenwesen in Wasser finden“.
Im Hammergraben kann dagegen nur toter Eisenschlamm an Land geholt werden. Die Färbung des Wassers lässt hohe Werte an gelöstem Eisen vermuten, das schon in geringen Mengen fischtoxisch wirkt. „Unter den extrem trockenen und heißen Bedingungen könnte es gut sein, dass der Verdünnungseffekt in der Schwarzen Elster nicht mehr ausgereicht hat, um den Eintrag von Säure und toxischem Eisen aus dem Hammergraben abzupuffern. Wir schätzen ein, dass das Fischsterben in der Schwarzen Elster durchaus mit dem Erbe des Braunkohlebergbaus in der Region in Zusammenhang gebracht werden muss“, sagte Hiekel, die als Vorstandsmitglied im Aktionsbündnis Klare Spree mit dieser Materie vertraut ist.
Die Ursache des Fischsterbens konnten und wollten die Bündnisgrünen an dem Tag nicht endgültig klären. „Dies ist Aufgabe des Umweltministeriums und wir erwarten, dass dieser Umweltschaden lückenlos aufgeklärt wird und die entsprechenden Schlussfolgerungen gezogen werden“, meint Reinhard Wild dazu. „Nach der umfänglichen Information durch den Pipelinebetreiber Gascade können die Bündnisgrünen jedoch festhalten, dass durch Gascade kein Wasser mehr in den Hammergraben oder ein anderes Gewässer eingeleitet wird, der Zustand des Hammergrabens aber trotzdem katastrophal ist.“
„Vielleicht sollte man das Fischsterben als einen Warnschuss betrachten, um sich verstärkt den Auswirkungen der ehemaligen Braunkohletagebaue im Einzugsbereich der Schwarzen Elster zu widmen“, meinte Hiekel: „Dass jetzt erst mit dem Bau einer Wasserbehandlungsanlage bei Plessa begonnen worden ist, scheint sich nun bitter zu rächen. Durch die Klimakrise werden wir es in Zukunft öfter mit langen heißen und trockenen Wetterperioden zu tun haben. Dafür müssen wir unsere Gewässer fit machen, indem wir Versauerung und Verockerung gar nicht erst zulassen und die Ökosysteme durch einen höheren Grad an Naturnähe stabilisieren. Die Schwarze Elster hat es verdient, wieder ein lebendiger Fluss zu werden.“
pm/red