Ob Erstimmunisierung bei Kleinkindern oder Auffrischung bei Erwachsenen – Impfungen gehören einfach zur medizinischen Vorsorge. Doch in den vergangenen Wochen gab es immer wieder Meldungen zu Lieferengpässen von Impfstoffen bestimmter Hersteller. Julia Bang von der Landesapothekerkammer Brandenburg erklärt, was das für Patienten bedeutet.
Was heißt “Lieferengpass”?
Der Begriff bezieht sich zunächst nur auf den Hersteller und bedeutet, dass dieser einen bestimmten Impfstoff über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen nicht bereitstellen und ausliefern kann. “Welcher Vorrat sich dann tatsächlich noch in Arztpraxen oder Apotheken befindet, ist nicht bekannt”, erklärt Apothekerin Julia Bang.
Welche Impfstoffe sind derzeit betroffen?
Die Lieferengpässe umfassen zurzeit vor allem Impfstoffe gegen Hepatitis, Grippe und gegen andere Infektionskrankheiten wie Keuchhusten (Pertussis), Diphtherie oder Kinderlähmung (Polio). “Besonders betroffen sind die sogenannten Kombi-Impfungen, das heißt eine Spritze, die Impfstoff gegen mehrere verschiedene Krankheiten beinhaltet”, so Julia Bang.
Gibt es einen Grund zur Beunruhigung?
“Nein, Angst brauchen die Patienten in der Regel nicht zu haben. Für die meisten der derzeit fehlenden Impfstoffe gibt es Alternativen von anderen Herstellern oder Einzelimpfstoffe des gleichen Herstellers”, beruhigt die Apothekerin. Einziger Nachteil für Patienten: Sie bekommen mehrere Spritzen statt nur eine. Erwachsenen rät sie daher, den Engpass abzuwarten: “Wenn es lediglich um die Auffrischung einer Impfung geht, die alle zehn Jahre fällig ist, kommt es auf einige Wochen mehr nicht an.” In seltenen Fällen kann es jedoch vorkommen, dass Impfstoffe über Monate hinweg nicht lieferbar sind und damit auch eine Knappheit der Alterntivimpfstoffe nach sich ziehen können.
Wodurch entstehen solche Engpässe?
Für den Nachschubmangel an Impfstoffen kann es verschiedene Ursachen geben.
So werden den Pharmafirmen nicht selten eigene wirtschaftliche Interessen vorgeworfen, aber auch Ausfälle oder Fehler in der Produktion können verantwortlich sein. “Darüber hinaus müssen saisonale Impfstoffe, etwa gegen Grippe, jedes Jahr neu produziert werden und der Absatz kann im Vorfeld teilweise nur schwer vorausgesagt werden”, so Julia Bang.
Hintergrund:
Die Landesapothekerkammer Brandenburg ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Sitz in Potsdam. Sie vertritt die beruflichen Interessen der Apotheker. Mitglied der Landesapothekerkammer sind alle Apotheker, die im Land Brandenburg ihren Beruf ausüben oder – falls sie ihren Beruf nicht ausüben – ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben. Die Landesapothekerkammer hat derzeit 1.700 Mitglieder. Im Land Brandenburg gibt es 590 Apotheken (inklusive 13 Krankenhausapotheken).
Quelle: Landesapothekerkammer Brandenburg