Verlust an Vielfalt und Qualität für Verbraucher und Preisdruck für Erzeuger in Brandenburg befürchtet
Am heutigen Montag findet die Anhörung statt, danach soll der Bundeswirtschaftsminister entscheiden, was die Kartellbehörde abgelehnt hat: ob Edeka die Kaiser´s-Filialen übernehmen darf. Die Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB) lehnt die Fusion ab. Denn eine noch stärkere Konzentration im Lebensmittelhandel bedeutet mehr Preisdruck für die Produzenten im Agrarland Brandenburg sowie einen Verlust an Vielfalt und möglicherweise höhere Preise für Verbraucher. Auch das Berlin-Brandenburger Regionalsiegel „VON HIER“ könnte durch eine Fusion geschwächt werden.
Rund 120 Kaiser´s-Filialen gibt es im Großraum Berlin, davon zehn in Brandenburg und unzählige an der Berliner Stadtgrenze. „Wer annimmt, bei einer so geringen Anzahl an Filialen im Bundesland Brandenburg hätte eine mögliche Fusion kaum Auswirkungen, der irrt“, sagt VZB-Geschäftsführer Dr. Christian A. Rumpke.
Als Agrarland hat Brandenburg eine Vielzahl an regionalen Lebensmittelproduzenten. Noch mehr Konzentration im Lebensmittelhandel fördert die Marktmacht der Handelsriesen und kann den Preisdruck auf regionale Erzeuger erhöhen. Für Erzeuger kann dies ein Ausscheiden aus dem Markt bedeuten, oder sie versuchen, auf Kosten der Produkt- und Arbeitsqualität noch günstiger zu produzieren.
„Für Verbraucher könnte eine Übernahme insofern zu geringeren Wahlmöglichkeiten und einem Qualitätsverlust bei den Lebensmitteln führen. Und am Ende von Konzentrationsprozessen stehen in aller Regel höhere Verbraucherpreise“, so Rumpke weiter. „Daher stimmen wir dem Urteil des Bundeskartellamtes zu, das fachlich gut begründet ist und auch die Interessen der Verbraucher berücksichtigt.“
Brandenburger Regionalmarke gefährdet
Zudem befürchtet die VZB mit dem möglichen Wegfall der Kaiser´s-Märkte eine Schwächung des Berlin-Brandenburger Regionalsiegels „VON HIER“. Kaiser´s hat die Etablierung dieser Marke, die neben der Produktion in Berlin und Brandenburg auch für die Erzeugung in der Region steht, unterstützt. Verbraucher können die regionalen Produkte derzeit noch in allen Berliner und Brandenburger Filialen kaufen.
Hintergrund
Der Lebensmittelhandel ist stark konzentriert. Die fünf größten Unternehmensgruppen Edeka (Edeka-Märkte, Netto Marken-Discount, Marktkauf), Rewe (Rewe, Penny, Nahkauf), Schwarz (Lidl, Kaufland), Aldi (Nord und Süd) sowie Metro (Real, Galeria Kaufhof) machen etwa drei Viertel des Gesamtumsatzes. Erhöht sich diese Marktmacht noch, verstärkt sich auch die Verhandlungsposition des Handels gegenüber Lebensmittelproduzenten und Lieferanten. Das Bundeskartellamt hatte die Übernahme der Kaiser´s-Märkte durch die größte der Unternehmensgruppen – Edeka – aus wettbewerblichen Gründen abgelehnt. Nun soll der Bundeswirtschaftsminister entscheiden: Mit einer Ministererlaubnis könnte er den Verkauf der Filialen an Edeka erlauben und sich damit über die Kartellwächter hinwegsetzen. Eine Ministererlaubnis ist zum Beispiel möglich, wenn die erwarteten Vorteile aus einer Fusion für Wirtschaft und Gesellschaft die Nachteile aufwiegen. Dies bezweifelt die VZB im aktuellen Fall stark.
Über die Verbraucherzentrale Brandenburg e.V.
Die Verbraucherzentrale Brandenburg e.V. (VZB) ist die wichtigste Interessenvertretung der Brandenburger Verbraucher gegenüber Politik und Wirtschaft. Sie bietet unabhängige Verbraucherberatung, -information und -bildung zu zahlreichen Themen: Markt & Recht, Reise & Freizeit, Finanzen & Versicherungen, Lebensmittel & Ernährung, Medien & Telefon, Energie, Bauen & Wohnen. Zudem berät sie zu deutsch-polnischem Verbraucherrecht und ist Trägerin der Unabhängigen Patientenberatung im Land.
Darüber hinaus mahnt die VZB Unternehmen ab, die zu Ungunsten von Verbrauchern gegen geltendes Recht verstoßen und klärt die Öffentlichkeit über Verbraucherrechte, Abzockmaschen und Spartipps auf. Im Jahr 2015 feiert sie ihren 25. Geburtstag.
Aktuelle Informationen gibt es auf www.vzb.de und www.facebook.com/vzbrandenburg.
Quelle: Verbraucherzentrale Brandenburg