Am Carl-Thiem-Klinikum ist zum ersten Mal ein subkutaner Defibrillator eingesetzt worden, der ohne Sonde im Herzen auskommt. Für die Patienten bedeutet das: eine einstündige OP ermöglicht die Versorgung mit einem Defibrillator ohne vorausgehenden großen gefäßchirurgischen Eingriff und mit einer geringeren Belastung für das Herz.
Der 78-jährige CTK-Patient, der als Erster von dieser neuen Methode profitiert, hat Herzrhythmusstörungen, die – bleiben sie unbehandelt – sein Leben gefährden. Er war in den vergangenen Jahre durch einen Defibrillator mit einer Sonde im Herzen geschützt. Dafür wurden die Kabel durch die Schultervene geführt, die sich im Laufe der Zeit aber verschlossen hatte. Um den Zugang zum Herzen wieder zu ermöglichen, wäre ein großer herzchirurgischer Eingriff nötig gewesen. Das bleibt dem Patienten durch den subkutanen Defibrillator erspart.
Subkutan bedeutet unter der Haut sitzend. Die Sonde wird außerhalb des Brustkorbs platziert, kann daher das Herz nicht beeinträchtigen oder belasten und ist nicht von der Durchgängigkeit der Schultervene abhängig. Sie gibt den lebensrettenden Stromstoß ab, wenn die schwere Herzrhythmusstörung (Kammerflimmern oder Kammerherzrasen) nicht von allein wieder aufhört. Der subkutane Defibrillator ist auch für junge Patienten gut geeignet, um das Herz von Anfang an gar nicht mit der herzinternen Sonde belasten zu müssen.
Dieser neue Eingriff wird unter Vollnarkose vorgenommen – ist für den Patienten aber weitaus weniger belastend als eine lange OP. Der erste Patient mit diesem Defibrillator konnte nach zwei Tagen ohne Beschwerden entlassen werden und kommt nur regelmäßig zur Nachkontrolle.
Für Patienten mit schweren Herzrhythmusstörungen ist diese Erweiterung des kardiologischen Leistungsspektrums am CTK eine weitere Verbesserung in der Therapie ihrer Erkrankung.
Durch den Einsatz von implantierbaren Defibrillatoren konnte in den vergangenen Jahrzehnten weltweit hunderttausenden Patienten bei einem plötzlichen Herzstillstand durch Kammerflimmern geholfen werden, der sonst meist tödlich verläuft.
Der erste implantierbare Defibrillator wurde 1980 einer Patientin in den USA eingesetzt. Damals musste noch der Brustkorb geöffnet werden, um die Elektroden zu platzieren. Erst seit Ende der Achtziger Jahre ist der Zugang über die Schultervene möglich.
Der erste subkutane Defibrillator kam in Europa 2009 zum Einsatz. Unter der Haut sitzen eine Elektrode und ein Aggregat. Die Elektrode ist ein isolierter Draht, der die elektrischen Signale des Herzens erfasst und die Daten an das Aggregat überträgt. Das batteriebetriebene Aggregat überwacht die Herzrhythmen und gibt bei gefährlich schnellen Herzrhythmen einen elektrischen Schock über die Elektrode ab.
pm/red