Am gestrigen Abend, den 03. November 2015 strahlte auf dem Treppenabsatz die Lichtreflexion an der Glasskulptur „Lubina“ kunterbunt und die leuchtende Lichtergarnierung ließ das Große Haus des Staatstheaters wie ein Palast erscheinen. Viele Besucher und Ehrengäste wie der Regisseur und Oscarpreisträger István Szabó waren von der glitzernden Aufmachung und der engagiert betonten Präsenz der Stadt Cottbus überwältigt. In feierlicher Atmosphäre füllte sich der Saal zunehmend, die Neugier und Spannung waren auf den sensationellen Eröffnungsabend gerichtet. Die politische Prominenz mit Ministerpräsident Dietmar Woidke und Oberbürgermeister Holger Kelch sowie Festival-Programmdirektor Bernd Buder und Ehrengast I.E. Monique van Daalen (niederländische Botschafterin) zeigten sich mit ihren kurz unterhaltsamen Ansprachen über die Tradition des osteuropäischen FilmFestivals, der momentan wachsenden Flüchtlingsrate in Deutschland und Umgebung sowie der Wertschätzung gegenüber Toleranz, Respekt und Akzeptanz sehr kulturbegeistert und weltoffen. Sie alle legten die Priorität auf die hohe Bedeutsamkeit von charakterlicher Menschlichkeit innerhalb des Zusammenlebens. Um die emotionale Euphorie weiter aufzupeppen, erhob sich der Vorhang. Für den musikalischen Glanz sorgten unter anderem das Cottbuser Rock’n’Roll-Urgestein Russ Marasus, Saxophonist Lou Schulz, der Akkordeonspieler Ralf Schuster, der Drummer Stefan Friedrich, der Bassist Frank „Schmidte“ Schmidt, der Gitarrist Kai-Uwe Kohlschmidt und weitere Musiker. Mit stimmungsvoller Feierlaune stimmten sie die treuen Gäste auf die nächstfolgenden Tage systematisch ein. Mitten im Publikum saßen drei von den fünf Internationalen Festival-Jurymitgliedern, unter anderem: die niederländische Regisseurin Ineke Smits, der Berliner Studien-Professor für Film-und Fernsehregie Andreas Kleinert und der in Kosovo geborene Regisseur Visar Morina. Sie wurden von der sympathischen Moderatorin Petra Gute herzlichst begrüßt und vom Publikum gebührend mit Applaus empfangen. Im Anschluss der Eröffnungsgala lief der erste deutsch-polnische Streifen „POLIZEIRUF 110: Grenzgänger“ von Jakob Ziemnicki über die große Leinwand. Es war die Geschichte eines polizeilichen Ermittler-Duos, welche anfangs unterschiedliche Arbeitsmoralen besaßen und sich später als perfektes Team erwiesen. Ihr gemeinsamer Fall handelte um die Aufklärung eines mysteriösen Mordes an einem sozial engagierten Studenten. Er entdeckte in einem verlassenen Fabrikgebäude, dass dort durch mehrere illegale Machtspiele in Form von gewaltbereiten Faustkämpfen regelrecht Schwarzgeld hin und her geschoben wurde. Auch Ungereimtheiten in Familien, die durch Angst und Verzweiflung zu Geheimnissen führten, nahmen eine tragische Wendung. Der tiefsitzende Hass in dem jungen Anwalt staute sich so enorm auf, dass er es nicht länger ertragen konnte, nie richtig von seinem eigenen Vater geliebt zu werden, tötete er wütig mit brutalen Boxhieben seinen Bruder. Jakob Ziemnicki gelang es hervorragend die innerliche Kraft der Selbstzerstörung darzustellen und die autoritären Machtstrukturen zu präzisieren. Die Auswahl der Schauspieler überzeugte sehr und für jeden Filmfreund lohnt es sich, sich diesen deutsch-polnischen Film anzusehen.
Beim 25. Cottbuser FilmFestival werden rund 200 Filme aus über 40 Nationen präsentiert. Parallel zu den sechs ursprünglichen Spielstätten Stadthalle Cottbus, Großes Haus des Staatstheater, Weltspiegel, Obenkino, Glad-House-Saal und Kammerbühne entschied man sich, weitere Festivalkinos der Stadt Cottbus miteinzubeziehen. Darunter zählen das Kunstmuseum Dieselkraftwerk, das Besucherzentrum der Gutsökonomie Schloss und Park Branitz, das Cottbuser Stadthaus und das Raumflugplanetarium Cottbus. Gefördert wird dieses traditionelle Festival vom Land Brandenburg, dem Medienboard Berlin-Brandenburg, der Stadt Cottbus sowie MEDIA – Creative Europe Programm der Europäischen Union. Begeisternd unterstützt wurde die Festivaleröffnung von der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) und media.connect Brandenburg.
Das sechs-tägige Filmerlebnis dreht seine Runden und hinterlässt interessante Spuren im Erinnerungsnetz. Zu den weiteren Film-Highlights heute und in den kommenden Tagen gehören unter anderem: „Mittwochskind“ von Lili Horváth (Mi. 04.11.2015 um 17.00Uhr in der Stadthalle), „Kinder“ von Jaroslav Vojtek (Do. 05.11.2015 um 19.00Uhr im Glad-House-Saal) und „Fair Play“ von Andrea Sedlácková (Fr. 06.11.2015 um 17.00Uhr in der Stadthalle).
Weitere Höhepunkte des Rahmenprogrammes sind beispielsweise: Do. 05.11.2015 um 17.30Uhr im Stadthaus – PODIUMSDISSKUSION: DIE 90ER IN DEUTSCHLAND, POLEN UND RUSSLAND – VON DER ERINNERUNG IN DIE ZUKUNFT mit MARIANNE BIRTHLER, ANDREJ NETSCHAJEW und JOSEF PINIOR sowie Fr. 06.11.2015 um 17.30Uhr in der Kammerbühne – PANELDISKUSION: FILMEMACHEN IN DER LAUSITZ mit den Gästen COSIMA STRACKE-NAWKA und ERIK SCHIESKO.
Im diesjährigen Rahmenprogramm Live mit dabei ist der Moderator Knut Elstermann mit einer Vielzahl von prominenten Gästen. Täglich sprechen sie in der radioeins-Lounge (Stadthalle) über die Auswahl der attraktiven Filmangebote und das darüber heiße Diskutieren wird jeden Gast erfreuen. Genießen Sie das wundervolle Filmparadies in vollen Zügen.
Fotos: Marko Ziesemer