Das „Gute Leben in der Lausitz“ ist ein hehres Ziel. Doch was gehört zu einem gelingenden Leben? Was wäre hierfür notwendig und was fehlt? Dies sind die Fragen, die den Hintergrund des aktuell erschienenen Berichtes „Indikatoren für das guten Leben in der Lausitz“* bilden, der bei der Zukunftswerkstatt Lausitz** veröffentlicht wurde. Der Begriff des „Guten Lebens“ ist hierbei in den letzten Jahren zu einem stehenden Begriff für eine ganzheitliche Sicht auf gesellschaftliche Entwicklungsprozesse geworden.
Dieser Bericht soll der sogenannten Schreibwerkstatt als eine der Grundlagen für die Arbeit an einer „Entwicklungsstrategie Lausitz 2050“ dienen. In die Schreibarbeit sind rund 60 Personen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen eingebunden. Die Arbeit erfolgt entlang von etwa 10 Handlungsfeldern. Beispiele hierfür wären die Themen der Digitalisierung, der Gesundheit oder der Mobilität. Ziel des neuen Berichts ist es, die bisher eher wirtschaftspolitisch ausgerichteten Strukturentwicklungsvorschläge zu ergänzen.
Indikatoren
Eine Besonderheit der Lausitzer Schreibwerkstatt besteht darin, dass die gefundenen Ziele auch messbar gemacht werden sollen. Zwei Teams von Wissenschaftlern haben der Schreibwerkstatt hier Vorschläge unterbreitet. Zum einen geht es um die gewünschte wirtschaftliche Entwicklung, zum anderen um das „Gute Leben“ in der Lausitz allgemein.Mit Hilfe von Indikatoren kann eine Zielerreichung (oder -verfehlung) überprüft werden. Die derzeitigen Indikatoren sind zunächst ein Vorschlag an die Schreibwerkstatt, weil diese ja erst eine Strategie und die Entwicklungsziele genauer festlegen soll. Die Autoren haben sich deshalb zunächst an nationalen und international relevanten Indikatorensystemen orientiert, wie dem Nationalen Wohlfahrtsindex oder den Nachhaltigen Entwicklungszielen. Darüber hinaus sind die Ergebnisse des Bürgerdialogs der Zukunftswerkstatt Lausitz eingeflossen. Der Bericht soll insofern eine fachliche Diskussion eröffnen, wie sich Ziele und Indikatoren wechselseitig aufeinander beziehen lassen. Danach wird entschieden, ob und wie die Indikatoren auch wirklich erhoben werden können.
Vorschläge
Die Vorschläge sind in den thematischen Clustern Leben, Umfeld und Region zusammengefasst. Dahinter verbergen sich 11 Themenfelder, innerhalb derer die Autoren 62 Indikatoren beschreiben, welche sie für die Messung des „Guten Lebens in der Lausitz“ empfehlen. Die Indikatoren sind dabei aufeinander bezogen und bilden ein sogenanntes Indikatorensystem, da ein einzelner Indikator meist nur wenig aussagen kann.
Der Bericht
Der Bericht hat 116 Seiten, ist aber übersichtlich strukturiert. Nach zwei Seiten Zusammenfassung können Interessierte direkt in die für sie interessanten Themenfelder springen, so etwa in die Bereiche Arbeit, Bildung, Kultur oder Gesundheit und Natur. Auf rund zwei Seiten wird dann in das jeweilige Thema eingeführt und die vorgeschlagenen Indikatoren werden kurz vorgestellt – bspw. die Erreichbarkeit öffentlicher Einrichtungen, die Fahrtzeit zum Hausarzt oder die Frage, wie viele Menschen sorbisch/wendisch lernen (um die Sprache zu erhalten).
Außerdem wird jeder Indikator dann im Anhang genauer beschrieben: In den sogenannten Indikatorenkennblättern werden detaillierte Angaben gemacht zu Zielwerten oder der Vergleichbarkeit mit anderen Bundesländern respektive Zielen der Bundesrepublik. Lesende können also jeweils selbst bestimmen, wie genau – und damit umfangreich – sie in bestimmte Themenfelder einsteigen möchten.
Der Indikatorenbericht ist hier auf der Seite der Zukunftswerkstatt Lausitz abrufbar.
Hintergrund:
Als Grundlage einer Strategie für die nächsten Jahrzehnte hat die Zukunftswerkstatt Lausitz verschiedene wissenschaftliche Studien und Gutachten beauftragt, bspw. zur wirtschaftlichen Entwicklung, zu Standortpotentialen, von 5G oder der Wasserstoffwirtschaft in der Lausitz. Außerdem wurden die Bürgerinnen und Bürger der Lausitz in einem aufwändigen Prozess befragt, wie sie sich die Lausitz von morgen vorstellen. Diese umfangreiche Materialsammlung, vorhandene regionale und kommunale Leitbilder, Konzepte und Positionspapiere für die Lausitz werden nun bis zum Ende des Jahres 2020 zur „Entwicklungsstrategie Lausitz 2050“ verdichtet.
Einbezogen werden dabei auch die Empfehlungen aus dem Abschlussbericht der von der Bundesregierung einberufenen Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ (KWSB) sowie deren Konkretisierung im Rahmen des noch zu verabschiedenden „Strukturstärkungsgesetzes“ des Bundes einschließlich des darin aufgeführten Leitbildes.
* Die Autoren des Berichtes sind Dr. Lutz Laschewski und M.A. Daniel Häfner (beide Lausitzer-Institut.de), Dr. Benjamin Held (fest-heidelberg.de), Dr. Carsten Schürmann (brrg.de), Roland Zieschank (u.a. FFU der FU Berlin). Bereits im Jahr 2016 war das Workingpaper „Regionale Indikatoren guten Lebens“ an der BTU Cottbus erschienen. Die Autoren freuen sich über Anmerkungen, Kontakt über: daniel.haefner [at] lausitzer-institut.de
** Die Zukunftswerkstatt Lausitz ist ein Projekt der Wirtschaftsregion Lausitz.