Der DBV-Landesverband Berlin-Brandenburg hat in den vergangenen drei Jahren mehrmals darauf hingewiesen, was mit schwach frequentierten Zughalten in den schwach besiedelten Brandenburger Regionen passieren kann. Jetzt werden erste Einzelheiten bekannt, wo in Südbrandenburg Halte gestrichen werden können. Wurde vorher mit den Betroffenen und ihren Vertretern darüber diskutiert? Nein. Der Stil, dass Entscheidungen hinter verschlossenen Türen getroffen werden, wird ganz konsquent fortgesetzt.
Die Begründungen werden immer abenteuerlicher: Man wolle die Pünktlichkeit erhöhen, es bestünden Probleme mit dem Fernverkehr. Schuld an der Unpünktlichkeit mancher Züge sind nicht die Ein- und Aussteiger in Raddusch, Brand oder Kolkwitz. Die Fahr- und Haltezeiten müssten ein wenig verlängert werden, so dass kleine Verspätungen aufgefangen werden werden. Wo gibt es konkret Probleme mit dem Fernverkehr?
Der DBV kritisiert die Art und Weise, wie in Brandenburg immer noch Verkehrspolitik gemacht wird. Alles ist geheim und wer sein Recht auf Einsichtnahme durchsetzt, wird vergattert. Anstatt einen Dialog, eine ergebnisoffene Diskussion zu forcieren und alle Fakten auf den Tisch zu legen, werden selbst Fahrgastzahlen, Ein- und Aussteigerzahlen als “Vertraulich” eingestuft.
Der DBV empfiehlt, den von den Streichungen betroffenen Menschen und Verbänden, sich mit ihrem Protest an ihre Abgeordneten und Landräte zu wenden. Die Abgeordneten sollen das Verkehrsministerium kontrollieren, die Landräte haben Sitz und Stimme im Verkehrsverbund.
Der Tourismusverband Spreewald äußert sich zu Raddusch und Brand: „Angesichts der stetig wachsenden Gästezahlen in der Reiseregion Spreewald wäre eine Schließung der Haltestellen Raddusch und Brand fatal“, sagt Annette Ernst, Leiterin des Tourismusverbandes Spreewald. „Raddusch ist auf einem sehr guten Weg, staatlich anerkannter Erholungsort zu werden. Attraktionen wie der Naturhafen oder die Slawenburg ziehen jährlich tausende Besucher an. Ihnen wird die Möglichkeit genommen, Raddusch schnell und einfach mit dem Zug zu erreichen. Dies betrifft zum Beispiel Gäste aus der Hauptstadt: 44 Prozent der Berliner Haushalte besitzen kein Auto mehr. Sie sind auf die Bahn angewiesen, um nach Raddusch im Spreewald oder Brand zu gelangen.“
Annette Ernst weiter: „Die Haltestelle Brand ist Ein- und Ausstiegsstelle für Besucher des Tropical Islands, der tropischen Freizeitwelt im Norden des Spreewaldes. Sie verbringen oft mehrere Tage dort, nutzen den Zug für Ausflüge in den Spreewald. Diese direkte Verbindung von den Tropen ins grüne Venedig darf nicht wegfallen. Das würde einen Rückschlag für die touristische Entwicklung der Region bedeuten.“
Quelle: DBV / Tourismusverband Spreewald
Foto: ODEG