Nun schon das fünfte Jahr organisieren wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, am Vortag des Lehd’schen Dorffestes eine Wanderung nach Wotschofska und in das Lagunendorf – zumindest auch in Lübbenau auf den Spuren Theodor Fontanes. Das ist für uns Anlass, diese Wandertour mit etwas Besonderem zu spicken, wenn es auch den Spagat zwischen Wandern und Besichtigen/Besuchen noch vergrößern wird.
Vom Lübbenauer Bahnhof wandern wir zuerst durch die Bahnhofstraße. Das war wohl auch der Weg vom Bahnhof kommend, den Theodor Fontane 1875 nach Pfingsten mit der Kutsche nahm, um in Drehna seinen Freund Chevalier Wollheim di Fonsecca in die Schlossgesellschaft des Wilhelm Freiherr von Eckardstein einzuführen. In der Karl-Marx-Straße, am Topfmarkt und auf dem Altmarkt gibt es dann an verschiedenen Sehenswürdigkeiten einen kleinen episodenhaften Exkurs in die Lübbenauer Stadtgeschichte. Das ist die die Straße, auf der Fontane bereits 16 Jahre zuvor, nämlich 1859, zusammen mit drei Freunden in der Kutsche aus Berlin kommend, in die Spreewaldstadt kam, um im Hotel Zum braunen Hirsch am Markt (jetzt befindet sich dort das Rathaus) Quartier zu nehmen.
In die Spreestraße nur einen Blick werfend, gehen wir diesmal durch die Schulstraße und die Sandgasse, um zum Kleinen Hafen und auf den Wotschofskaweg zu kommen. In der Schulstraße wollen wir uns diesmal die Dauerausstellung im Haus für Mensch und Natur ansehen. Das Informationszentrum des Biosphärenreservats Spreewald zeigt in einem ehemaligen Schulgebäude der Stadt eine interessante Ausstellung über Natur, Leben, Arbeiten und Erholen im Spreewald. Auf dem auch historisch interessanten Wotschofskaweg (erbaut 1911) gibt es zu allen Tages- und Jahreszeiten immer erlebnisreiche Erkenntnisse über des Kreislauf des Lebens und der Natur. Was man zuvor in der Ausstellung gesehen und erfahren hat, findet man jetzt und hier in der Natur praxisnah bestätigt. Auf dem Aral der Gaststätte Wotschofska wird es eine erste Wanderrast im Freien geben, bevor es auf gleichem Weg wie gekommen wieder zurück nach Lübbenau geht – mit dem Ziel Schlosspark. An der Steinbank mit steinernem Tisch kreuzen wir noch einmal den Weg Fontanes 1859 in Lübbenau, denn auch er hat hier bereits gesessen und begeistert die Schönheit und Ruhe der Natur des Spreewaldes in sich aufgenommen.
Auf dem Weg am Campingplatz verlassen wir Lübbenau in Richtung Lehde. Nach einem Rundgang über die touristisch und gastronomisch interessante Dolzkeinsel führt unser Weg zum Gasthaus Kaupen Nr. 6. Anfänglich war dieses Gasthaus nur mit dem Kahn oder zu Fuß zu erreichen, aber die Infrastruktur machte es wohl erforderlich, einen Fahrweg auszubauen, zumindest für den Gastwirt als Anlieger. Auch für Wanderer hat das einen Vorteil. Es können mehrere in der ersten Reihe gehen…
Auf jeden Fall macht sich auf diesem Weg bei uns immer das Gefühl und die Gewissheit breit, dass wir Wandergurken mit unseren Gästen immer zu einer Einkehr herzlich willkommen sind in Kaupen Nr. 6, auch wenn die Wanderschar einmal größer ist und nicht angemeldet.
Um 17.00 Uhr ist es dann so weit. Gottlieb Grambauer (mit bürgerlichem Namen Michael Mehlow) hat anlässlich des bevor stehenden Dorffestes zu einem etwa einstündigen Rundgang durch sein bunt geschmücktes Heimatdorf mit Treffpunkt Feuerwehrdepot herzlich eingeladen.
Mitten in Lehde aufgewachsen und immer noch hier wohnend, ist er wohl die kompetente Persönlichkeit in dem Lagunendorf, um die Romanfigur von Ehm Welk („Die Lebensuhr des Gottlieb Grambauer“) mit der sehr interessanten Dorfgeschichte zu verbinden und allen Besuchern auch mundartlich zu vermitteln. Für uns schließt sich dabei auch wieder der Kreis zu dem Ereignis „Fontane in Lübbenau“. Zusammen mit Herrn Mehlow als Gottlieb Grambauer hatten wir als Die Niederlausitzer Wandergurken Anfang Januar 2008 die große Ehre, den Eröffnungsbeitrag des rbb-Magazins Theodor zu gestalten.
Auf dem Leiper Weg und der Dammstraße geht es anschließend auf kürzestem Weg zurück zum Lübbenauer Bahnhof, denn es naht zu dieser Jahreszeit langsam die Stunde, wo die Sonne nach getaner Arbeit (einmal halb um die Erde) ihr müdes Haupt im Westen zur Ruhe bettet – oder war es doch die Erde, die sich dreht und die Arbeit der Sonne „nur“ in der „Spende“ von Licht und Wärme besteht?
Egal wie auch immer – alle Gäste des Spreewaldes und auch die Einheim’schen, die Interesse und Zeit für dieses anspruchsvolle Tagesprogramm (etwa 8½ bis 9 Stunden) haben, sind herzlich eingeladen, uns am Freitag, den 24. September 2010, von Lübbenau nach Wotschofska und Lehde – kreuz und quer durch den Lübbenauer Spreewald – zu begleiten.
Weitere Informationen, u.a. zum Treffpunkt und der Zeit des Beginns, bei der Anmeldung bis spätestens zum Vorabend unter der Rufnummer 03542 – 3792.
Bitte auch an Rucksackverpflegung und Getränke für eine Wanderrast im Freien denken. Keine Teilnahmegebühr (nur Grambauers Rundgang ist mit kleinem Entgelt) – um einen Obolus in unseren Fontane-Wanderhut wird aber gebeten. Auf Wunsch – Urkunde für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern.
Eine Vielzahl weiterer Fotos über das Wandergebiet findet man hier in der Bildergalerie unter Oberspreewald-Lausitz : Lübbenau und Lübbenau : Lehde
Gerd Laeser
Gästeführer Niederlausitz
Lübbenau
Sagenbrunnen auf dem Kirchplatz in der Lübbenauer Altstadt
Im Lübbenauer Schlosspark: Auf dieser Bank saß an diesem Tisch 1859 schon Theodor Fontane
Komisch: Immer wenn in Lehde Dorffest ist , dann ist im Freilandmuseum Waschtag…