Das konnte Hans-Joachim Weißflog kaum ahnen, dass er nicht nur als “finisher“ den Ironman von Mallorca beendet hat, denn zu viele andere Triathleten liefen nach dem Marathon gemeinsam der Ziellinie in der Bucht von Alcudia entgegen. Erst der Blick auf die stets mitlaufende Daten-App zeigte an, dass er in seiner Altersklasse 65-69 der Schnellste war. In all seiner Zufriedenheit seinen vierten Triathlon-Wettkampf über die Ironman-Distanz durchgestanden zu haben, sondern auch den mit einer höchst passablen Zeit beendet zu haben, darüber erzählt der jetzt 68-jährige im Gespräch mit Georg Zielonkowski …
WM-Teilnahme 2022 in Hawaii gesichert
Zunächst meinen tiefen Respekt und jede Anerkennung für diese Leistung. Konnten Sie nach der fast zweijährigen Triathlon-Pause überhaupt damit rechnen „durchzukommen“?
Danke für die Anerkennung, aber ich will da gleich anfügen, dass man ja immer am Start recht sicher ist und voller Zuversicht, auch das Ziel zu erreichen. Aber ich gebe zu, dass ich vor meinem ersten Mallorca-Ironman ein so richtig gutes Gefühl hatte. Tja und dieses Gefühl hat nicht getäuscht.
Bevor wir die einzelnen Teilstücke betrachten müssten sie die Gesamtzeit nennen, die Sie für die 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und den abschließenden Marathon, wohlgemerkt als 68-jähriger gebraucht haben …
Also im Ziel blieben die Uhren bei mir bei 12 Stunden und 14 Minuten stehen. Mit dieser Zeit bin ich so was von zufrieden, und bin überglücklich, erst recht natürlich darüber, damit in meiner Altersklasse mit den angemeldeten zehn Startern gewonnen zu haben.
In den Herbstferien hat es viele Familien wegen des schönen Wetters nach Mallorca gezogen. Haben Sie was vom schönen Spätsommer auf Mallorca gespürt, speziell beim Schwimmen?
Was die Temperatur betrifft, war es nicht gerade gemütlich. Das Wasser hatte 21 Grad, aber wenn man sich darin weit länger als eine Stunde aufhält wird es kühl und frisch. Da ist man dann doch recht froh, den Schutz des Neoprenanzuges genießen zu können. Aber ich will gleich dazu sagen, dass ich recht schnell geschwommen bin und auch wegen des wirklich sinnvollen roling-starts, also in Gruppen nacheinander, keinerlei sonst übliche Karambolagen ertragen musste. Nach einer Stunde und 14 Minuten kam ich zufrieden in den Wechselgarten, um die Rad-Etappe in Angriff zu nehmen.
Übers Jahr sind viele Radler, Profis und Amateure auf dieser Insel, weil die fürs Radfahren prima Bedingungen anbietet. Es geht an vielen Stellen schön steil bergauf und es gibt andererseits rasante Abfahrtsstrecken. Was haben Sie auf den 180 Kilometern erlebt?
Genau das, was sie sagen. Am Start war es lediglich 16 Grad warm, so recht ins Schwitzen kam man vorerst also nicht. Auch weil es im ersten Teil, auf einer 90-Kilometer-Runde Steigungen von bis zu neun Prozent gab. In Summe hatten wir übrigens über 2000 Höhenmeter zu meistern. Ich hatte mir zwar eine Radfahrzeit von sechseinviertel Stunden vorgestellt, aber die Steigungen haben es wohl nicht hergegeben, Das war auch bei den rasanten Abfahrten. bei dem die Bremsen auf den Carbonflanken so richtig arbeiten mussten, nicht aufzuholen. So war meine Zeit nach den 180 Kilometern eine 6:43.
Ja, und dann wartet ja zu allem Überfluss bei jedem Ironman-Wettbewerb noch die Marathonstrecke mit ihren 42,2 Kilometern. War das dann am Ende das schwerste Teilstück?
Es mag sich jetzt überheblich anhören, aber ich habe mich wirklich drauf gefreut, weil ich einfach gut drauf war. Ich hatte auf meine bewährte Ernährungsstrategie gesetzt, nichts gegessen, nur meine Energie-Drinks konsumiert und natürlich viel getrunken. Schön war auch, dass mir Maximilian Levy, nachdem er sein 70.3-Rennen beendet hatte, als ich bei ihm vorbeikam, mir die Rennsituation zurief. Er sagte mir, dass da ein Franzose aus meiner Altersklasse fast eine Stunde vor mir liegt. Beim nächsten Kontakt mit Max sagt er mir, dass der Vorsprung nur noch halb so groß ist und er nicht mehr rennt, sondern geht. Das hat mir so richtig Mut gemacht und mich nochmals neu motiviert. Am Ende war ich nach vier Stunden und sechszehn Sekunden im Ziel. Und dort habe ich dann erst einmal im IRONMAN-traker nachgeschaut, wann die Starter meiner Altersklasse wohl ins Ziel kamen. Zu meiner Freude war da aber keiner vor mir – also war ich der Sieger. Unglaublich! Auch weil mir so der Hawaii-Slot für Oktober 2022 sicher war.
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Bild und Text: Georg Zielonkowski