Auf unterschiedliche Art und Weise wird in der Region am morgigen 8. Mai 2020 an das Ende des zweiten Weltkriegs in Europa mit der Niederlage des Deutschen Reichs unter dem nationalsozialistischen Regime von Adolf Hitler gedacht. Im Cottbuser Branitzer Park ist für Besucher die Sonderausstellung „Branitz 1945“ geöffnet, die sich 75 Jahre nach Kriegsende erstmals mit dem Schicksal des fürstlichen Erbes vor, in und nach der „Stunde Null“ befasst. Das Ausstellungshighlight ist eine 250kg US-Sprengbombe, die in der Region durch den KMBD geborgen wurde, unser Sprengmeister Enrico Schnick kümmerte sich darum, die Bombe für die Ausstellung zu organisieren. Der Landrat des Landkreises Elbe-Elster, Christian Heinrich-Jaschinski wird an einem Gedenkgottesdienst auf dem Waldfriedhof Halbe teilnehmen, wo etwa 26.000 Tote der Kesselschlacht vor 75 Jahren liegen. In Spree-Neiße werden um 12 Uhr Kirchenglocken und Alarmsirenen der freiwilligen Feuerwehren ertönen.
Anlässlich 75 Jahre Kriegsende findet auch eine Veranstaltung des Kulturzuges von Berlin nach Wrocław statt. Da der Zug momentan aufgrund der Corona-Pandemie und der Schließung der deutsch-polnischen Grenze nicht fahren kann, gehen Kulturland Brandenburg und Ministerin Manja Schüle am 09. Mai auf virtuelle Fahrt mit dem Kulturzug unter dem Motto „Wir erinnern uns in Europa… / Europa, wsłuchając sie w naszą historie…“. Neben Ministerin Schüle nehmen unter anderem auch Brigitte Faber-Schmidt, Geschäftsführerin von Kulturland Brandenburg, der 1930 geborene Zeitzeuge Anatol Gotfryd, der frühere Breslauer Stadtpräsident Rafal Dutkiewicz, die Schriftstellerin Dorota Danielewicz und die Autorin Joanna Mielewczyk an der virtuellen Reise teil. An Bord finden Lesungen, Beiträge und Diskussionen rund um 75 Jahre Kriegsende in Europa statt.
Termin: Samstag, 09. Mai, 14.35 Uhr
Plattform: YouTube-Kanal des Kulturzuges Berlin-Wrocław
Landkreis Spree-Neiße gedenkt gemeinsam mit den Kommunen dem „Tag der Befreiung“
Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie finden im Landkreis Spree-Neiße keine großen zentralen Gedenkfeiern anlässlich des 75. Jahrestags des „Tag der Befreiung“ am 08. Mai 2020 statt. Dennoch wird der Landkreis gemeinsam mit den Kommunen an das Ende des menschenverachtenden Systems der Gewaltherrschaft gedenken und an diesem Freitag, dem 08. Mai 2020, um 12:00 Uhr in allen Freiwilligen Feuerwehren ein Tonsignal über die Leitstelle Lausitz ertönen lassen.
Kranzniederlegung in Forst
Am 8. Mai jährt sich zum 75. Mal der Tag der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands und somit das Ende des 2. Weltkrieges. In den vergangenen Jahren fand zum Gedenken an das Ende dieses Krieges zu diesem Jahrestag eine kleine Gedenkveranstaltung der Stadt Forst (Lausitz) im Bereich des sowjetischen Ehrenmales statt. Aufgrund der derzeit geltenden Kontaktbeschränkungen wird in diesem Jahr von einer Gedenkfeier Abstand genommen. Bürgermeisterin Simone Taubenek wird am Freitag, den 8. Mai 2020 einen Kranz auf dem städtischen Hauptfriedhof (Ehrenfriedhof am Obelisk) niederlegen.
Kirchenglocken in Guben & Spremberg
Es gibt vielerlei Gründe, sich dieses Datums zu erinnern. Vor allem gilt es, den jetzt lebenden Menschen aufzuzeigen aufgrund welcher Umstände dieser Krieg möglich war. Der Jugoslawienkrieg in den 1990er Jahren hat gezeigt, dass ein Ausbruch bewaffneter Feindschaften nicht untypisch ist.
Die Stadt Guben wird gemeinsam mit dem gesamten Landkreis Spree-Neiße gemeinsam an das Ende des menschenverachtenden Systems der Gewaltherrschaft zu erinnern. An diesem Freitag, 08. Mai 2020, 12:00 Uhr, werden für eine Minute die Kirchenglocken sowie die Sirenen ertönen. Zeit, um inne zu halten.
In Spremberg und in den Ortsteilen werden die Kirchenglocken folgender Gotteshäuser läuten (Stand: 4. Mai 2020, mittags):
- Ev. Kreuzkirche Spremberg
- Ev. Kirchsaal Haidemühl
- Ev. St. Michael-Kirche Spremberg
- Kath. St. Benno-Kirche Spremberg
Elbe-Elster: Landrat beim Gedenkgottesdienst auf dem Waldfriedhof Halbe dabei
Am 16. April 1945 leiteten fast fünfzigtausend Geschütze auf sowjetischer Seite an Oder und Neiße die Offensive auf Berlin ein. Vor 75 Jahren starben bei der „Kesselschlacht von Halbe“ über 40.000 deutsche und sowjetische Soldaten einen sinnlosen Tod. Mit einem Gedenkgottesdienst auf dem Waldfriedhof Halbe erinnerte der Landesverband Brandenburg des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. am 30. April an dieses Ereignis. Landrat Christian Heinrich-Jaschinski, der zugleich auch Kreisvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist, gedachte zusammen mit dem Vorsitzenden des Landesverbandes Brandenburg des Volksbundes, Landtagspräsident a.D. Gunter Fritsch und dem Volksbund-Landesgeschäftsführer, Oliver Breithaupt, und mit weiteren Gästen der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Fast 26.000 Tote ruhen in Halbe auf einer der größten Kriegsgräberstätten Deutschlands. Seit dem Jahr 2002 hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. die Pflege der größten und bedeutendsten Anlage in Brandenburg übernommen. In Abstimmung mit den verschiedenen zuständigen Institutionen wurden seitdem behutsam verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung und Instandhaltung des Allgemeinzustandes der Friedhofsanlage durchgeführt. Der Waldfriedhof ist heute Teil der Bildungs- und Begegnungsstätte des Volksbundes. Von hier aus wird die Arbeit des Volksbundes in Brandenburg koordiniert.
Oberspreewald-Lausitz: Stilles Gedenken und Kranzniederlegung
Morgen früh werden Landrat Siegurd Heinze, die Kreistagsvorsitzende Martina Gregor-Ness und der Vorsitzende des Kreisverbandes Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Bernd Leubner, in stillem Gedenken gemeinsam einen Kranz niederlegen. Treffpunkt ist um 9 Uhr das Mahnmal an der Schipkauer Straße in Schwarzheide, gegenüber der Hauptverwaltung der BASF Schwarzheide GmbH.
Kranzniederlegung in Eisenhüttenstadt
Am 08. Mai jährt sich zum 75. Mal der Tag des Kriegsendes in Deutschland. Vertreter von ArcelorMittal Eisenhüttenstadt und Stadt werden einen Kranz am Mahnmal ablegen und mit diesem stillen Gedenken an die Opfer des 2. Weltkrieges erinnern.
Russisch-Deutscher Kulturverein will Kriegsgeschichten sammeln
Der Russisch-Deutsche Kulturverein (Rudek) in Cottbus hatte gemeinsam mit der Stadt Cottbus/Chóśebuz mehrere Veranstaltungen zum Ende des II. Weltkrieges geplant. Die Vereinsmitglieder und die Russisch-Orthodoxe Gemeinde wollten die Cottbuserinnen und Cottbuser für den 08.05.2020 zu einem orthodoxen Gedenkgottesdienst an der
Kriegsgräberstätte auf dem Südfriedhof sowie zu einem Sergei-Prokofjew-Konzert einladen. Wegen der Corona-Pandemie mussten die Veranstaltungen mit Publikum abgesagt oder verschoben werden.
Es bleiben aber Erinnerungen und Geschichten, die Cottbuserinnen und Cottbuser mit russischen, ukrainischen und deutschen Wurzeln auf der Homepage des Vereins www.rudek-ev.de als Episoden über den Krieg und das Kriegsende zusammengetragen haben, die als Familiengeschichten übermittelt wurden oder jemanden persönlich besonders beeindruckt hatten. Die Kriegsgeschichten auf www.rudek-ev.de will der Verein den Cottbuserinnen und Cottbusern als Lektüre anbieten und sie gleichzeitig bitten, weiteren Geschichten oder die Geschichte ihrer Vorfahren zur Verfügung zu stellen. Diese Erzählungen sollen an den Krieg erinnern, sollen helfen, die Soldaten in unserem Gedächtnis zu behalten, in ihren Briefen lesen, in Fotoalben blättern, unseren Kindern und Enkelkindern von ihnen erzählen.
Der Russisch-Deutsche Kulturverein bittet deshalb: Schreiben Sie die Kriegsgeschichte Ihrer Familie auf und schicken Sie diese Erinnerungen an den Verein. Vielleicht werden auch in Ihren Familien von Generation zu Generation Erzählungen darüber weitergegeben, wie Ihre Angehörigen den Krieg überleben konnten, wie sie trotz allem glücklich waren. Schreiben Sie uns bitte an die E-Mail-Adresse [email protected] unter dem Kennwort „Familiengeschichten aus der Kriegszeit“. Der Verein freut sich auf Zusendungen, nicht nur über Texte, sondern auch über Fotos.
Die Kriegsepisoden, erzählt von Cottbusern, stehen zur Veröffentlichung unter www.rudek-ev.de zur Verfügung.
Sonderausstellung “Branitz 1945” ab 8. Mai 2020 für Besucher geöffnet
Die Ausstellung im Marstall, Besucherzentrum und an sieben Stellen im Branitzer Park in Cottbus berichtet vom 8. Mai bis 30. September 2020 von Krieg, Zerstörung und Vertreibung der gräflichen Familie von Pückler. Sie geht auf Spurensuche und erzählt vom Elan der ersten Museumsleute und Parkhüter, von Plünderungen und Provenienzen und von Kaninchen und Kartoffeln im fürstlichen Park.
Am Anfang von „Branitz 1945“ steht die gräfliche Familie von Pückler, die seit 1696 in Branitz ansässig war und Park und Schloss durch den Krieg rettete. Vorgestellt werden Familienmitglieder und deren Geschichten, sowohl „zu Hause in Branitz“ als auch im Krieg und deren Nähe zu Mitgliedern des Deutschen Widerstands gegen Hitler.
„Nach dem zerstörerischen Zivilisationsbruch des Zweiten Weltkrieges kam das bis dahin beschauliche Branitz zu Kriegsende 1945 auch in den Fokus epochaler Veränderungen. Mit der Vertreibung und Enteignung der Familie von Pückler endete ein Kapitel von fast 250 Jahren. Was zuvor das Zuhause einer adeligen Familie war, wurde Museum eines neuen Staates, der die „Junker“ verachtete. Was damals noch mit Bombenkratern übersät war, ist heute wieder ein intaktes Gartendenkmal. Was zur politischen Agitation missbraucht wurde, erzählt heute wieder vom Leben des Fürsten Pückler. Große Geschichte und kleine Geschichten der beteiligten Menschen, über Narben und Hoffnungen der Vergangenheit, aber auch so manche Kuriosität und glückliche Rückkehr erzählen wir in der Ausstellung „Branitz 1945,“ so Stefan Körner, Vorstand der SFPM.
Die Eigentumsverhältnisse regelte die Bodenreform ab September 1945 grundlegend neu: Äcker, Wiesen und Wälder auf knapp 760 Hektar wurden am 14. Oktober 1945 durch die Kreisbodenkommission an landarme Bauern und Flüchtlinge übergeben. Auch das Branitzer Parkgelände sollte zur Be- bzw. Zersiedelung freigegeben werden. Warum es nicht dazu kam, erzählt die Ausstellung.
„Meine Familie und ich fühlen uns Branitz auch nach der Enteignung sehr verbunden,“ sagt Maximilian Graf Pückler-Märker. „Als Leihgeber von ganz privaten Stücken, wie dem Kriegstagebuch meiner Großtante Ette, wollen wir zeigen, wie die Familie in Park und Schloss den Krieg überlebte und Branitz auch trotz der Vertreibung nie aus ihrem Herzen löschte.“
Das enteignete Schloss war noch im April 1946 als Waisenhaus vorgesehen. Doch für die Stadt Cottbus stand bald fest, dass es Museum werden sollte, weil die museal genutzten städtischen Gebäude zerstört worden waren. Ein Glücksfall für den Erhalt des Schlosses und seiner Ausstattung, wenngleich der historisch bedeutende Fürst-Pückler-Ort nun teilweise ideologisch gefärbtes Stadt- und später Bezirksmuseum der DDR wurde.
Zur Nutzungsgeschichte des Schlosses Branitz als Museum ab 1946 gehört auch der Blick auf die städtische Gemäldesammlung und vor allem auf die Werke der bedeutenden Carl-Blechen-Sammlung der Stadt Cottbus, die seit 1955 fortdauernd in Branitz präsentiert wird. Im Ausstellungsteil im Besucherzentrum steht ein spektakulärer Rückkehrer im Mittelpunkt: 75 Jahre nach Kriegsende kehrt Blechens italienische Ölskizze „Aus dem Apennin“ zurück nach Cottbus. Verschwunden war das Bild 1945 aus seiner Kriegsauslagerung im Gutshaus Klein-Döbbern, in dem u. a. die bedeutendsten Gemälde der städtischen Kunstsammlung seit Dezember 1943 lagerten, um sie vor Kriegsschäden zu schützen.
Die Sonderausstellung „Branitz 1945“ berichtet von Verlust und Wiedergewinnung, vom fürstlichen Erbe, das heute teils in ganz Europa verstreut zu finden ist und das aber auch – fortlaufend – den Weg zurück nach Branitz findet. Möbel, Gartenkunst, Archivalien und zum Beispiel die Pückler-Callenberg-Bibliothek gehören zu den Rückkehrern. Erstmals seit 1945 kann auch ein Kunstwerk präsentiert werden, das einst den Blauen Salon zierte: Die Cupido-Büste des Bildhauers Bertel Thorvaldsen, die nach 1945 in die Sammlung des DDR-Dramatikers Peter Hacks gelangt war.
Die Ausstellung findet zudem an sieben Orten im Branitzer Park statt. Hier sind Spuren des Krieges und der Nachkriegszeit teils noch heute ablesbar oder anhand von Inszenierungen erkennbar.