Zugegeben, bis Weihnachten dauert es noch eine Weile. Aber da nach Weihnachten immer auch vor Weihnachten ist, möchten wir im Vorfeld das Verständnis für das Weihnachtsfest schärfen, das mit der Adventszeit eingeleitet wird. Tatsächlich hat die Adventszeit für das Weihnachtsfest eine zentrale Bedeutung. Die Einstimmung auf Weihnachten war historisch aufs Feinste ausgeklügelt. Dies ist durch einige Veränderungen heute nicht mehr ohne Weiteres der Fall. Warum dies so ist und was der Steckrübenwinter im vorletzten Kriegsjahr 1917 damit zu tun hat, darum geht es in diesem Artikel.
Die zweierlei Ankunft des Jesus Christus
Der Advent hat römische Wurzeln. Er ging aus dem Kaiserkult im Römischen Reich hervor, als die Ankunft des Herrn (adventus domini) gefeiert wurde, wobei die Festtage dem triumphalen Einzug des Caesars in Rom galten. Mit dem Christentum fand eine Umdeutung statt, sodass heute an die Ankunft von Jesus Christus gedacht wird. Dabei hat im Christentum die Adventszeit zwei zentrale Bedeutungsebenen.
Zunächst geht es um die erste Ankunft Jesu auf Erden, die im Neuen Testament beschrieben wird. Als dieser in der Zeit von Kaiser Tiberius ans Kreuz geschlagen wurde, nahm er als Sohn Gottes durch sein Opfer die Schuld der Menschheit auf sich und verhieß denen Erlösung, die an ihn glauben, sich zu ihrer Schuld bekennen und ernsthaft bereuen. Liebe soll den Hass auf Erden überwinden und nach und nach das Reich Gottes herstellen.
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Bereit für die Apokalypse?
Die zweite Ankunft Jesu auf Erden steht hingegen noch aus. Nach der christlichen Eschatologie wird Jesus ein zweites Mal auf unserem Planeten erscheinen. In dieser Zeit habe sich die Menschheit weitgehend von Gott entfernt, lebe in totaler Sünde und überall gebe es Verfallserscheinungen.
Ähnlich wie die Wehen einer Mutter kündigt sich die Endzeit durch immer schlimmer werdende Krisen in immer kürzeren Abfolgen an. Im Zuge der Apokalypse überleben nach der Ankunft Jesu nur die Guten, die an den Segnungen im entstehenden Gottesreich Anteil haben werden, während die Bösen in der Endzeit untergehen werden.
Vom Fasten zum Schlemmen
Um sich gedanklich auf die Ankunft Jesu einzustimmen und Buße zu tun (denn frei von Sünde ist niemand), beginnt die Fastenzeit bereits am 11. November zu Beginn der Karnevalssaison. Nach der langen Zeit der Entbehrung sollten die Feierlichkeiten an den Weihnachtstagen umso intensiver empfunden werden. Doch ein historisches Ereignis änderte die Tradition.
Die Seeblockade Deutschlands durch die Engländer und später US-Amerikaner führte im Ersten Weltkrieg zu einer Hungersnot in Deutschland, die als nationaler Mythos immer noch als „Steckrübenwinter“ durch die Geschichtsbücher geistert. 800.000 Menschen sollen damals im Deutschen Reich verhungert sein. Die Aufforderung zum Fasten passte nicht in diese Zeit.
Seit 1917 wird das Fasten in der Adventszeit vom katholischen Kirchenrecht deshalb nicht mehr gefordert. Stattdessen ist heute in Form von Weihnachtsmärkten, Weihnachtskeksen und dem Nikolaustag eher Schlemmen angesagt, was allerdings dazu führt, dass der überbordende Genuss am eigentlichen Weihnachtsfest von vielen Menschen fast schon als Überdruss wahrgenommen wird. Die orthodoxe Kirche hat die Fastenzeit am Advent beibehalten, die für insgesamt 40 Tage gilt.
Der Wichernkranz im Rauhen Haus
Vorbild sowohl für den Adventskranz als auch für den Adventskalender war der 1839 von Johann Hinrich Wichern erfundene und nach ihm benannte Wichernkranz. Dieser betrieb als Lutheraner im Rauhen Haus eine Armenfürsorge für verwahrloste Kinder und Jugendliche in der Freien und Hansestadt Hamburg, die er durch Arbeit, Bildung und eine ausgeprägte christliche Erziehung in die Gesellschaft integrieren wollte.
Um seinen Schützlingen die Wartezeit auf das Weihnachtsfest zu erleichtern, diente sein Wichernkranz, der Vorbild für den Adventskranz wurde und mit seinen 24 Kerzen auch für den Adventskalender. Die Idee fand regen Zuspruch, einschließlich auf katholischer Seite.
Die Symbolik vom Adventskranz und Adventskalender
Während heute Kindern die 24 Tage im Dezember bis zum Weihnachtsfest nach der Erfindung von Gerhard Lang aus München im Jahre 1902 durch den Adventskalender versüßt werden, stellt der Adventskranz mit seinen 4 Kerzen nur noch die vier Adventssonntage in den Vordergrund. Diese sind in der christlichen Liturgie der Ankunft Jesu, zweimal Johannes dem Täufer und schließlich der Gottesmutter Maria gewidmet.
Die rot-grüne Farbgebung des Adventskranzes steht für das Blut, das Jesus für uns vergossen habe, und für die Hoffnung im Zuge seiner Auferstehung. Eine weitere Symbolik sind die vier Adventssonntage. Diese markieren die 4.000 Jahre, welche die nach dem Sündenfall gefallene Menschheit auf ihren Erlöser Jesus Christus warten musste.