Inzwischen ist der neue Glücksspielstaatsvertrag schon seit über 8 Monaten offiziell in Kraft. Doch mit der Umsetzung gibt es weiterhin einige Schwierigkeiten, zumal sich an der ein oder anderen Stelle in der Zwischenzeit bereits Lücken ergeben haben, die von den Betreibern und Nutzern bereits gleichermaßen aktiv genutzt werden.
Prinzipiell war die Idee hinter dem Neuentwurf, die Gesetzeslage in Deutschland ein für alle Mal zu vereinheitlichen, was die Legalität von Spielbanken und Spielotheken, vor allen Dingen aber von Online Casinos angeht. Letztere arbeiteten zuvor hauptsächlich mit einer im europäischen Ausland erworbenen Lizenz, welcher weniger strikte Vorgaben zugrunde lagen. Um den Spielerschutz zu fördern, müssen sämtliche Spielbetriebe nun eine offizielle Lizenz erwerben, um hierzulande weiterhin legal zu agieren. Damit sollen zukünftig weder minderjährige Teilnehmer noch bereits gesperrte Spieler Zugriff auf die verlockende Zockerei im Netz erlangen. Zudem versucht man, unseriösen Angeboten sowie illegalen Machenschaften in der Branche dadurch endgültig das Handwerk zu legen.
Die Vergabe der Lizenz ist an zahlreiche Bedingungen geknüpft, die sowohl den Betreibern große Steine in den Weg legen als auch den Spaßfaktor für viele leidenschaftliche Spieler deutlich verringern.
Doch wie sehen diese Einschränkungen eigentlich aus und was genau bedeutet die 5 Sekunden Regel in online Casinos, die so häufig erwähnt wird?
Veränderte Auflagen für Glücksspielanbieter im Internet
Gerade Online Casinos werden in ihrer Tätigkeit wesentlich durch die neuen Bestimmungen behindert und müssen abwägen, ob sich der Betrieb unter den neuen Voraussetzungen wirtschaftlich überhaupt weiterhin lohnt. Nicht wenige haben aus diesem Grund ihre Webseiten bereits eingestellt. Dabei ist zu bedenken, dass das überarbeitete Gesetz just zu jener Zeit eingeführt wurde, in der sich bedingt durch die vorherrschende Pandemie und ihre Folgen ein wahrer Boom am Glücksspielmarkt entwickelt hatte. Es waren somit auch viele kleinere Neueinsteiger aufgetreten, die jedoch die verschärften Qualitätsanforderungen nicht erfüllen konnten.
Für alle anderen heißt es seitdem, sich dem Vertrag zu unterwerfen, um zumindest legal wirtschaften zu können und keine Schleichwege über legale Grauzonen gehen zu müssen. Eine ganz entscheidende Änderung liegt in der Bandbreite der angebotenen Spiele. Waren gerade Klassiker wie Roulette oder Black Jack zuvor ein wahrer Kundenmagnet, so wurden diese Spielvarianten komplett aus dem Portfolio der Online Casinos verbannt. Das gilt selbstverständlich auch für die so beliebten Live-Schaltungen mit echten Dealern. Stattdessen musste die Auswahl komplett auf den Automaten-Bereich begrenzt werden, ein drastischer Einschnitt für die Branche, verbunden mit einem herben Umsatzverlust. Logischerweise bauen diejenigen Anbieter, die sich behaupten konnten, seitdem ihr Sortiment an unterhaltsamen Online Slots kontinuierlich aus, um ihrer Kundschaft auch weiterhin abwechslungsreichen Spielspaß garantieren zu können.
Neben sämtlichen Tischspielen wurden zudem auch Jackpot-Spiele untersagt. Der Begriff Online Casino hat also im Grunde seine Berechtigung verloren, da es sich fortan nur noch um rein digitale Spielotheken handeln kann. Die Betreiber sind zudem verpflichtet, eine übergreifende Spielerdatei zu implementieren, mit deren Hilfe Nutzer bundesweit blockiert werden und keine weiteren Einsätze bringen können, sobald ihr monatliches Einzahlungsmaximum erreicht ist.
Wie sich die Einschränkungen für Nutzer bemerkbar machen
Damit kommen wir bereits dazu, wie sich die Gesetzesänderungen auf Spielerseite auswirken. In erster Linie ist deren finanzielles Limit deutlich reduziert worden, was einer möglichen Verschuldung entgegenwirken soll. Die monatliche Einzahlungsgrenze liegt nun bei 1.000 Euro. Auch in der Wahl des jeweiligen Einsatzes ist man nicht mehr frei, denn pro Spielrunde am Slot darf maximal 1 Euro aus dem Spielerkonto abfließen. Um zu verhindern, dass der Nutzer in einen wahren Rausch verfällt und nach jeder abgeschlossenen Runde direkt wieder die digitalen Rollen betätigt, wurde zudem die sogenannte 5 Sekunden Regel eingeführt. So lange dauert die automatische Wartezeit, die zwischen zwei Spielrunden eintritt. Jeder Betreiber ist verpflichtet, eine entsprechende Programmierung seiner Seiten vorzunehmen, um diese Minipause einzuhalten. Dahinter steckt der Versuch, den Spieler kurz zum Warten und Nachdenken zu bringen und ihn somit vor großen Verlusten und der Entwicklung eines bedenklichen Suchtverhaltens zu bewahren. In die gleiche Richtung geht das Verbot der zuvor recht beliebten Autoplay-Funktion.
Wer sich als neuer Nutzer bei einer lizenzierten Seite anmelden möchte, durchläuft nun außerdem einen komplizierteren Anmeldevorgang, als das noch vor einem Jahr der Fall war. Dabei prüft man mithilfe von Identifizierungsverfahren nicht nur die Volljährigkeit des Kunden, sondern speichert auch gleichzeitig seine Personendaten, um ihn in die bereits erwähnte Spielerdatei eintragen zu können. Diese übergeordnete Kontrolle verhindert übrigens ebenfalls, dass ein und derselbe Spieler gleichzeitig auf mehreren Plattformen aktiv ist und so völlig den Überblick über seine Ausgaben verliert.
Welche neuen Lösungen sich bereits ergeben haben
Es war wohl nicht anders zu erwarten – aufgrund der beidseitig massiven Einschränkungen haben sowohl begeisterte Spieler als auch Anbieter großes Interesse daran, die geltenden Regeln gekonnt zu umschiffen. So wird bereits von zahlreichen Online Casinos damit geworben, die 5 Sekunden Regel zu umgehen und auch ansonsten wesentlich nutzerfreundlicher zu agieren. Hierdurch bewegt sich das Ganze leider schnell erneut in der Illegalität, was ja genau vermieden werden sollte.