Wenn wir in unserem Fotoarchiv stöbern, werden wir daran erinnert, dass es vor fünf Jahren etwa um die gleiche Jahreszeit war, als wir in die Gegend rund um Pechhütte kamen, um geeignete Wege für eine herbstliche Wanderung auszuwählen, zu testen und Fotos von den landschaftlichen Schönheiten zu machen. Animiert wurden wir damals zu diesem Vorhaben übrigens von Finsterwalder Wander- und Naturfreunden. Auf den Fotos sieht man, dass an diesem Tag schönes Wetter mit gutem Foto-Licht war. Wir erinnern uns auch daran, dass wir am Ziel dieser Erkundungstour schmerzende krumme Finger hatten, der am Ziel voller Pilze war: Butterpilze, Maronen, Blutreizker und ein paar Pfifferlinge…
Treffen wir uns in diesem Jahr zu unserer sechsten Tour in Pechhütte (nach 2005, 2006, 2007, 2008 und 2009), wissen wir, dass sich inzwischen Vieles verändert hat: Die Bäume in den Wäldern, besonders die in den Schonungen, sind beträchtlich gewachsen und Holzeinschlag hat manche Fläche gelichtet. Fährt man von Finsterwalde in den Ortsteil mit einem Namen, der so sehr an vorindustrielle Produktionsstätten eines damals wie heute wichtigen Produktes der Holzverarbeitung erinnert, gemeint ist Pech, muss man in Höhe der Landebahn des Flugplatzes durch einen Kreisverkehr. Der Weg über den Durchlass des Auslaufes vom früheren Malenzteich ist über den alten Teichgrund umgeleitet. Auf die rekultivierten Flächen des früheren Tagebaus Klettwitz ist eine große Photovoltaik-Anlage hingebaut worden. Das Besucherbergwerk F 60 steht als „liegender Eifelturm“ hinsichtlich seiner Attraktivität ganz oben in der Liste der IBA-Projekte. Die Straße von Lichterfeld nach Lauchhammer wurde gesperrt und durch einen Neubau umgeleitet, weil sich der Bergheider Tagebausee mehr und mehr mit Wasser füllt. Am Rande der rekultivierten Tagebauflächen entstand durch Erdarbeiten in einem Restloch ein schöner Waldsee, der sich ebenfalls langsam mit Wasser füllt und die Kiesgrube in der Nehesdorfer Heide wurde auch unmerklich größer. An der Paltrock-Mühle in Oppelhain kann man den Nachbau eines Pechofens besichtigen und auf der Website der Gaststätte Pechhütte von Familie Winzer auch etwas über die Technologie des Pechbrennens erfahren. Durch eigenes Probieren wissen wir seitdem, dass eine Spezialität in dieser Gaststätte besonders lecker ist – Frische Waffeln mit heißen Kirschen, Kugeleis und Schlagsahne.
Der frühere Ausflugsort Schiemenz-Mühle in der Nehesdorfer Heide verfällt weiter und ist noch mehr zugewachsen. Meldungen über ein Atomwaffen-Lager der sowjetischen Streitkräfte in der Nähe des Flugplatzes zu DDR-Zeiten wie auch Erlebnisberichte über abgestürzte sowjetische Düsenjäger und den Höllenlärm über den Dörfern in den Einflugschneisen an Flugtagen füllten Zeitungsspalten. Ehemalige Flugplatzanlagen wurden weiter zurückgebaut und das Messegelände in Ordnung gebracht. Windräder am Rande des Flugplatzes wurden aufgestellt und erzeugen gelegentlich Strom. In der Waldsiedlung am Flugplatz wohnen wohl inzwischen noch weniger Leute…
Durch Quellenstudium historischer Topographischer Messtischblätter, so u.a. Kl. Leipisch 1902, haben wir Kenntnis über weitere landschaftlich interessante Details in unserem jetzigen Wandergebiet außer dem Malenzteich (früher auch Mahlens-Teich): z.B. Schneidemühlen-Teich und Flossgraben, die aber nichts miteinander zu tun haben; Gr. Wolfs-Berg, See-Teich und einer Buschmühle zwischen Lichterfeld und Gohra, das 1937 auf Geheiß der Nazis zu Bergheide „eingedeutscht“ wurde und um dessen Rückbenennung sich seit dem niemand mehr ernsthaft bemüht hat. Der Flugplatz wurde auch etwa in dieser Zeit gebaut.
Nachforschungen zum Begriff „Malenz“ im Zusammenhang mit dem Malenz-Teich haben ergeben, dass es im Südosten des früheren Landkreises Stolp in Pommern einen etwa 5 Kilometer langen Bachlauf und auch mehrere Örtlichkeiten (kleine Vorwerke bzw. Waldhäuser) gleichen Namens gab (siehe Internet: Die Vorwerke, Napoleonseiche und Franzosengräber in Malenz). Auch im Ortsteil Köbeln, zu Bad Muskau gehörend, gibt es nahe der Landesgrenze zu Brandenburg eine wildromantische Örtlichkeit Malenza, die wir erst vor wenigen Tagen wieder einmal durchwandert haben. Über die Herkunft des Namens wissen wir leider nicht mehr, vermuten nur die Verniedlichung eines kleinen landschaftlichen Vorkommens (mala/male = klein), das etwas mit fließendem Wasser bzw. Quellen zu tun haben muss.
Mit diesem Wissen und wieder sehr gespannt auf weiteres Neue laden wir interessierte Wandergäste aus Nah und Fern ganz herzlich ein, uns am Sonntag, den 10.10.2010, von Finsterwalde OT Pechhütte aus auf dieser interessanten etwa 17 Kilometer langen Tour durch die Schacksdorfer und Nehesdorfer Heide nordöstlich des Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft zu begleiten. Weitere Informationen zum Treffpunkt und der Zeit des Beginns bei der Anmeldung bis spätestens zum Vorabend unter der Rufnummer 03542 – 3792.
Bitte auch an Rucksackverpflegung und Getränke für eine Wanderrast im Freien denken. Keine Teilnahmegebühr – um einen Obolus in unseren Fontane-Wanderhut wird gebeten. Auf Wunsch – Urkunde für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern. An einen Stoffbeutel und Messer für die evtl. am Wegesrand stehenden Früchte des Waldes sollte man denken, auch wenn wir darauf achten, dass die Tour nicht zu einer Pilzwanderung ausartet.
Besonders Wandergästen, die von jwd kommen (wie der Berliner sagt – janz weit draußen – für weit weg), empfehlen wir die Kostprobe der oben genannten Spezialität in besagter Gaststätte oder den Besuch des Besucherbergwerkes F 60, das wir ja schon während der Wanderung gesehen haben, vorausgesetzt, die Sicht an diesem Tag ist gut…
Foto zum Text: Auf dem Pechhütter Rundwanderweg unterwegs
Gerd Laeser
Gästeführer Niederlausitz
Lübbenau
Blick auf das Besucherbergwerk F 60 vom früheren Tagebaurandweg aus
In der Schacksdorfer Heide
Gaststätte Pechhütte in herbstlichem Schmuck