Zugegeben, bei all den Verordnungen und Allgemeinverfügungen für Brandenburg und die einzelnen Landkreise fällt es immer schwerer, durchzusehen. Wie wichtig in dieser Zeit eigentlich die Kommunikation zwischen Landes- und Kommunalebene bis hin zu den betroffenen Bürgern ist, wird immer deutlicher. So aktuell auch bei der Testpflicht in Cottbuser Schulen und Kitas. Ein Schreiben der zuständigen Sozialdezernentin, Maren Dieskmann, an die Eltern signalisiert, dass bis Mittwoch ein negatives Testergebnis vorzuweisen ist, um am Präsenzunterricht teilzunehmen. Da aber längst noch nicht alle Einrichtungen mit Selbsttests durch das Land ausgestattet wurden, weil es offenbar zu unerwarteten Lieferengpässen gekommen war, sind Eltern angehalten, vorerst andere Möglichkeiten zu nutzen. Demzufolge war der Run auf die Testzentren am heutigen Montag und leider auch der Frust auf vielen Seiten vorprogrammiert.
Um 16 Uhr schließt für gewöhnlich das Testzentrum der Johanniter in der Welzower Straße. Seit der Eröffnung vor eineinhalb Wochen zählten die haupt- und ehrenamtlichen Helfer täglich rund 150 Testungen. Heute allerdings wurden 330 Tests durchgeführt und zur Schließzeit warteten immer noch dutzende Familien vergebens auf einen Test. Der Frust wurde wie so oft im Leben oftmals direkt vor Ort bei den Mitarbeitern abgeladen. Nur waren auch sie nicht auf diesen Ansturm vorbereitet. „Wir hatten von der Stadt keinerlei Info, dass ab sofort mit vermehrtem Andrang aus den Schulen zu rechnen ist. Darauf sind wir so nicht vorbereitet gewesen. Bei uns leisten viele Helfer seit dem ersten Tag an großes Engagement. Sie müssen jetzt dafür herhalten. Wir hätten uns hier eine konkrete Absprache seitens der Stadt gewünscht“, so Johanniter-Vorstand Andreas Berger-Winkler.
Eine frustierte aber dennoch höflich gebliebene Mutter sagte zu uns: “Sie sehen ja, was für eine Menschenansammlung hier mitten in der Corona-Zeit steht und wahrscheinlich nicht mehr drankommt. Erst sagt man, wir können im Zentrum testen, aber dann steht man am Nachmittag vor verschlossenen Türen. Früher haben wir es nicht geschafft. Die Kleine braucht den Test aber bis Mittwoch. Wir werden es morgen nochmal versuchen.”
Testzentrum als eine Option genannt
„Wir haben die Testzentren als eine von mehreren Optionen im Schreiben aufgenommen“, heißt es seitens der Stadt. Wir sind dabei, die noch vorhandenen Bestände der Selbsttests morgen unter anderem an Grundschulen auszuliefern“, so Stadtsprecher Jan Gloßmann. Im Schreiben an die Eltern hieß es: „Die Stadt ist aktiv dabei Tests zu beschaffen und diese den Schulen zur Verfügung zu stellen, Cottbuser Apotheken unterstützen uns dabei.[…] Sie entscheiden grundsätzlich eigenständig über die Annahme von Tests zur Selbsttestung in der Häuslichkeit oder ob Sie ihr Kind/Ihre Kinder in einem Testzentrum testen lassen“. Daraufhin machten sich viele Eltern heute auf den Weg zum Zentrum.
Aufgrund der steigenden Inzidenzwerte reagierte die Stadt mit weiteren Maßnahmen. Im selben Augenblick verkündete das Land, dass die bestellten Tests nicht pünktlich ausgeliefert werden können. Am Sonntagabend folgte zudem die Meldung des Landes, dass plötzlich die Präsenzpflicht ausgesetzt wird. Auch für die Kommunen offenbar eine Neuigkeit kurz vor Wochenstart.
Die Situation kurz zusammengefasst: Die Schulen befinden sich alle in unterschiedlichen Wechselmodellen, ab Mittwoch gilt die Testpflicht, allerdings ist die Präsenzpflicht ab sofort ausgesetzt außer für Abschlussklassen. Ob Schule, Verwaltung oder Elternhaus. Von jedem ist hier ein kurzfristiges Umdenken und Umorganisieren der Extraklasse gefragt.
„Man wird sehen, ob es am Mittwoch Notlösungen oder Einzelfallentscheidungen geben wird. Wir verstehen den Frust natürlich, die Situation ist nicht einfach.“, so Gloßmann weiter. Auch die Stadt wünscht sich demzufolge in vielerei Hinsicht bessere Kommunikations- und Abstimmungswege vom Land ausgehend.
Tatsächlich ist die Situation nicht einfach und die Stimmung im Krisenmodus angespannt. Viele Menschn arbeiten am Limit, ob am Arbeitsplatz oder im privaten Bereich. Pauschal einen Schuldigen zu suchen, ist sicher der falsche Weg. Gerade aber in Anbetracht dessen scheint es umso wichtiger, dass die Kommunikation auf allen Ebenen funktioniert. Denn sie ist eine der Grundvoraussetzung, damit zusätzlicher Frust vermieden wird und die so oft geforderten gemeinsamen Anstrengungen für den Weg aus Krise möglich werden.
Red – Benjamin Kühn