Das Brandenburger Gesundheitsministerium gab heute auf einer Pressekonferenz um 15:30 Uhr bekannt, dass ein Mann aus Nordrhein-Westfalen, der mehrere Tage im Tropical Islands verbrachte, mit dem Virus infiziert ist. Der Landkreis Dahme-Spreewald ist am heutigen Donnerstag durch den Landkreis Heinsberg (Nordrhein-Westfalen) darüber informiert worden, dass sich eine mit Covid-19 infizierte Person in der Vorwoche im Freizeitpark Tropical Islands aufgehalten hat. Der Mann aus dem Kreis Heinsberg hielt sich mit seiner fünfköpfigen Familie als Bade- und Urlaubsgast in der Zeit vom 20. bis zum 23. Februar 2020 in dem Krausnicker Indoor-Wasserpark auf. Nach seiner Rückkehr nach Nordrhein-Westfalen ist der leicht Erkrankte positiv auf den Virus getestet worden, er wird nun im Uniklinikum Düsseldorf behandelt.
“An den Tagen waren 91 Angestellte in dem Erlebnisbad. Sie sind asymptomatisch und gehören nach Definition des Robert Koch-Instituts zu Kontaktpersonen zweiten Grades. Bei ihnen müssen keine Isolierungen vorgenommen werden. Sie machen ab Freitag einen freiwilligen Test, dann nach fünf Tagen nochmal. Nach wie vor gibt es in Brandenburg keine nachgewiesene Infektion mit dem Coronavirus. 36 Verdachtsfälle sind bisher alle negativ getestet worden”. Der Mann und die Gruppe hätten keinen näheren Kontakt mit Badegästen gehabt, nur mit Mitarbeitern des Tropical Island.
Seit dem heutigen Vormittag ist das Gesundheitsamt des Landkreises Dahme-Spreewald im Tropical Islands vor Ort. „Im engen Austausch mit der Unternehmensleitung, dem Gesundheitsministerium und Robert-Koch-Institut legen wir die zu ergreifenden Schutzmaßnahmen fest“, sagt Dahme-Spreewalds Gesundheitsdezernent Carsten Saß. In erster Linie wurde der Frage nachgegangen, ob eine Ansteckungsgefahr für die Mitarbeiter und Gäste bestand. „Unsere bisherigen Prüfungen haben ergeben, dass kein erhöhtes Ansteckungsrisiko bestanden hat. Augenblicklich tendiert die Ansteckungsgefahr gegen Null“, informiert Dr. Astrid Schumann, Leiterin des Gesundheitsamtes Dahme-Spreewald. Maßnahmen, die den Betrieb des Familienressorts einschränken, sind aktuell nicht erforderlich.
Das Kreisgesundheitsamt Dahme-Spreewald führt in Abstimmung mit dem Landesgesundheitsministerium und dem hauseigenen Gesundheits- und Hygieneteam des Tropical Islands am morgigen Freitag Tests auf den neuartigen Coronavirus bei knapp hundert Ferienressort-Mitarbeitern durch, die vergangene Woche potentiell mit dem infizierten Familienvater aus NRW in Kontakt gestanden haben. Amtsärztin Dr. Schumann appelliert: „Mitarbeiter und Besucher des Tropical Islands, die in den kommenden zehn Tagen Krankheitssymptome wie Fieber, Husten oder Schnupfen bekommen, sollten sofort die Kontakte zu anderen Menschen minimieren und umgehend ihren Hausarzt kontaktieren“.
Bürgertelefon für Fragen
In Abstimmung mit dem Dahme-Spreewald Landrat Stephan Loge ist ein Bürgertelefon eingerichtet worden. Für alle Fragen zum Coronavirus hat das Gesundheitsamt Dahme-Spreewald ab sofort eine Hotline für Rat suchende Bürgerinnen und Bürger freigeschaltet. Sie erreichen die fachkundigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich zwischen 8 und 22 Uhr telefonisch unter 03375/262146.
Landrat Loge rät angesichts des jüngsten Geschehens weiter zur Besonnenheit: „Natürlich können wir die Situation von morgen nicht vorhersehen. Allerdings hat unser Gesundheitsamt die gegenwärtige Lage im Griff und ordnet in Zusammenarbeit mit den handelnden Akteuren die erforderlichen Maßnahmen an, um gesundheitliche Gefahren abzuwehren“. Kliniken, Rettungsstellen, der Rettungsdienst und die niedergelassenen Ärzte sind seit geraumer Zeit über die Erkrankung und das erforderliche Vorgehen informiert. In den Kliniken existieren aktuelle Pandemiepläne, in denen geregelt ist, wie eine hohe Anzahl von Erkrankten mit Infektionskrankheiten versorgt werden kann, so der Landrat. Bisher gab es insgesamt zwölf Verdachtsfälle im Landkreis Dahme-Spreewald – die sich jedoch alle nicht bestätigten.
Loge steht auch im direkten Austausch mit Geschäftsführer des Tropical Islands, Wouter Dekkers. „Wir beobachten die Entwicklung des Corona Virus kontinuierlich. Unsere medizinischen Experten arbeiten eng mit den zuständigen Gesundheitsbehörden zusammen und haben die Präventions- und Kontrollverfahren im Ressort ausgeweitet, um die Sicherheit der Gäste und der Mitarbeiter zu gewährleisten“, erklärt ein Unternehmenssprecher. Die Gesundheit und der Schutz der Mitarbeiter und Gäste stünden an erster Stelle und es sei wichtig, diese transparent und umfassend zu informieren.
Nach bisherigen Informationen der Landesgesundheitsministerien Brandenburg und Nordrhein-Westfalen stand der infizierte Tropical-Islands-Besucher in Kontakt mit dem Ehepaar aus dem Kreis Heinsberg, das an diesem Montag und Dienstag positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Sie gelten als die ersten Fälle in NRW – wie sie sich angesteckt haben, ist unklar.
Bundesregierung richtet Krisenstab ein
Die Bundesregierung hat wegen der Gesamtentwicklung in Deutschland einen Krisenstab eingerichtet, wie Innenminister Horst Seehofer und Gesundheitsminister Jens Spahn heute mitteilten.
Spahn ordnete zudem an, dass Piloten auf noch mehr Flügen als bislang vor der Landung in Deutschland dem Tower über den Gesundheitszustand ihrer Passagiere zu berichten haben. Das gilt künftig auch für Flüge aus Iran, Südkorea, Japan und auch aus Italien. Bislang galt das nur für Direktflüge aus China.
Außerdem hat Deutschland Kontakt zu Bus-, Bahn- und Fluggesellschaften aufgenommen, um Reisende über aktuelle Entwicklungen zu informieren und Handlungshinweise zu geben, für den Fall, dass sie Symptome bemerken.
Auf europäischer Ebene ist geplant, Schutzausrüstung für medizinisches Personal zu beschaffen.
Die Gesundheitsminister Italiens, Österreichs, Kroatiens, der Schweiz, Sloweniens, Frankreichs und Deutschlands haben sich darauf geeinigt, Reisende von und nach Italien nach dem gleichen Muster über das Virus zu informieren. Außerdem wollen die Länder epidemiologische Daten sowie Informationen zum klinischen Management der Epidemie zwischen den Ländern austauschen. Generelle Grenzschließungen lehnten die Gesundheitsminister ab. Ob Großveranstaltungen abgesagt werden müssen, solle von Fall zu Fall geprüft werden.
Bestätigte Coronavirus-Fälle gibt es bisher in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt sind in Deutschland 27 laborbestätigte Fälle von Covid-19 bekannt. Die meisten Personen sind bereits wieder gesund und aus der Klinik entlassen. Weltweit wurden 82.168 Fälle gemeldet, davon sind 2.801 Menschen verstorben.
Wie wird das neue Virus übertragen?
Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 ist von Mensch zu Mensch übertragbar. Es wurden auch Fälle bekannt, in denen sich Personen bei Betroffenen angesteckt haben, die nur leichte oder unspezifische Krankheitszeichen gezeigt hatten.
Das Virus verursacht in erster Linie Atemwegserkrankungen (siehe „Welche Krankheitszeichen werden durch das neuartige Coronavirus ausgelöst?“). Es ist davon auszugehen, dass die Übertragung – wie bei anderen Coronaviren auch – primär über Sekrete der Atemwege erfolgt.
Wie lange dauert es, bis die Erkrankung nach Ansteckung ausbricht?
Derzeit wird davon ausgegangen, dass es nach einer Ansteckung bis zu 14 Tage dauern kann, bis Krankheitszeichen auftreten.
Welche Krankheitszeichen werden durch das neue Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöst?
Wie bei anderen Erregern von Atemwegserkrankungen kann eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu Krankheitszeichen wie Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber führen. Einige Betroffene leiden auch an Durchfall. Bei einem Teil der Patienten scheint das Virus mit einem schwereren Verlauf einherzugehen und zu Atemproblemen und Lungenentzündung zu führen.
Todesfälle traten allerdings bisher vor allem bei Patienten auf, die älter waren und/oder bereits zuvor an chronischen Grunderkrankungen litten. Derzeit liegt der Anteil der Todesfälle, bei denen die Erkrankung mittels Labortest bestätigt wurde, bei etwa 2 Prozent. Es ist aber wahrscheinlich, dass dieser Anteil tatsächlich geringer ist, weil sich die Daten auf Patienten beziehen, die im Krankenhaus behandelt wurden.
Wie kann man sich schützen?
Wie bei Influenza und anderen akuten Atemwegserkrankungen schützen eine gute Handhygiene, Husten- und Nies-Etikette sowie Abstand zu Erkrankten halten auch vor einer Übertragung des neuen Coronavirus. Diese Maßnahmen sind auch in Anbetracht der Grippewelle angeraten.
Umfangreiche Informationen zur Hygiene beim Husten und Niesen sowie zum Händewaschen werden durch die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung zur Verfügung gestellt.
Ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in der Allgemeinbevölkerung zum Schutz vor akuten respiratorischen Infektionen sinnvoll?
In der allgemeinen Bevölkerung sind die wichtigsten und effektivsten Maßnahmen zum persönlichen Schutz sowie zum Schutz von anderen Personen vor der Ansteckung mit Erregern respiratorischer Infektionen eine gute Händehygiene, korrekte Hustenetikette und das Einhalten eines Mindestabstandes (ca. 1 bis 2 Meter) von krankheitsverdächtigen Personen.
Wenn eine an einer akuten respiratorischen Infektion erkrankte Person sich im öffentlichen Raum bewegen muss, kann das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (z.B. eines chirurgischen Mundschutzes) durch diese Person sinnvoll sein, um das Risiko einer Ansteckung anderer Personen durch Tröpfchen, welche beim Husten oder Niesen entstehen, zu verringern (Fremdschutz). Für die optimale Wirksamkeit ist es wichtig, dass der Mund-Nasen-Schutz korrekt sitzt (d.h. eng anliegend getragen wird), bei Durchfeuchtung gewechselt wird, und dass während des Tragens keine (auch keine unbewussten) Manipulationen daran vorgenommen werden.
Hingegen gibt es keine hinreichende Evidenz dafür, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für eine gesunde Person, die ihn trägt, signifikant verringert. Nach Angaben der WHO kann das Tragen einer Maske in Situationen, in denen dies nicht empfohlen ist, ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen, durch das zentrale Hygienemaßnamen wie eine gute Händehygiene vernachlässigt werden können.
Davon unbenommen sind die Empfehlungen zum Tragen von Atemschutzmasken durch das medizinische Personal im Sinne des Arbeitsschutzes.
Welche Gebiete sind als Risikogebiete anzusehen?
Derzeit (Stand: 26.02.2020) sind durch das Robert Koch-Institut folgende Risikogebiete definiert:
In China: Provinz Hubei (inkl. Stadt Wuhan) und die Städte Wenzhou, Hangzhou, Ningbo, Taizhou in der Provinz Zhejiang.
Im Iran: Provinz Ghom
In Italien: Provinz Lodi in der Region Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in der Region Venetien.
In Südkorea: Provinz Gyeongsangbuk-do (Nord-Gyeongsang)
Diese Definition wird permanent basierend auf der aktuellen Lage angepasst.
Coronavirus – Aktuelle Informationen
Fragen und Antworten sowie aktuelle Informationen zum neuartigen Coronavirus finden Sie beim Robert Koch-Institut
Antworten auf häufig gestellte Fragen zum neuartigen Coronavirus stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung für die Bevölkerung bereit
Das Auswärtige Amt gibt Reisehinweise für China und aktuelle Informationen zum Thema Coronavirus.