Diejenigen waren diesmal gut beraten, die sich im Vorverkauf ihre Tickets gesichert hatten, denn zum sechsten Fahrradkonzert des Stadtmarketing- und Tourismusverbandes Cottbus e.V. am vergangenen Sonntag waren die Startnummern bereits um 9 Uhr ausverkauft.
Das war aber schon der einzige Ärger, denn ansonsten gab es allenthalben nur strahlende Augen und begeisterte Gäste auf der rund 33 Kilometer langen Tour mit Kulturgenuss, die am Bahnhof Sandower Dreieck bei der Parkeisenbahn begann.
Die Jazzpolizei blies ordnungsamtlich einen fröhlich satirischen Jazz in die Pedalen der Starter, die sich von hier aus auf den kurzen Weg ins Kulinarium machten, um filmisch fast 50 Jahre in die Cottbuser Vergangenheit von 1970 zurückzublicken. Beseelt und voll von Erinnerungen an das alte Cottbus stiegen sie nach dem rund 20-minütigen sympathisch angestaubten Imagefilm und einem Pückler-Cocktail auf die Drahtesel und begegneten an der Parkschmiede Branitz einem Duett aus Schmiedemeister Merkel und Vibraphone-Virtuosen Oli Bott, die sich nach mit ihren Schlägen ein handwerklich-musikalisches Konzertanto lieferten.
Weiter ging`s auf der Englischen Allee, die Fürst Pückler einst angelegt hatte nach Haasow zur Vereinsscheune. Und wer hier nicht grad ein Steak oder eine Bratwurst kaute, dem stand der Mund offen angesichts der musikalisch-poppigen Jonglage-Show von Felice und Cortes Young aus Berlin. Ihre musikalische Frage “Sag mir wo die Blumen sind…” hatten die Radler noch im Ohr als sie von hier entlang schönster blühender Feldflur bis nach Kathlow weiterfuhren, um anschließend in der kleinen Musikkirche den frisch sanierten Altar zu bewundern, vor dem Dieter Gebauer (piano) und Engin Özdemir (Flöte) zauberhafte Stücke von James Gallway oder Bach zu Gehör brachten. Geschwärmt wird bis heute vom leckeren Kathlower Kuchen, an dem sich alle die sättigten, die das Schild zur Bewerbung der Klinger Erbsensuppe an der Straße vorher übersehen hatten.
Da ging`s als nächstes hin und wer das Gelände des Freilichtmuseums noch nie vorher sah, dem wurden die Augen weit beim Blick über die zerklüfteten Schluchten zum Klinger See oder auf die Nachbildung eines tatsächlich hier einst gefundene Mammut im Museum. Die Musik von “sundayjam” mit Harfe, Dudelsack und Violine begleitete machen Mittagsschlaf im hügeligen Gelände aufs Angenehmste.
Solcherart gut gestärkt machten sich die Radler auf zum SüdECK am künftigen Ostsee. Liegestühle und relaxte Strandmugge, Cocktails und ein warmes Lüftchen ließen hier schon maritime Stimmung aufkommen.Und dass der Ostsee ganz nah am wilden Westen liegt, konnte man denken, wenn man auch die Endstation in der Dakota-Ranch in Schlichow noch erreichte. Zwischen Pferdekoppel und Saloon groovte MARDI die schönsten Tarantino-Songs in den warmen sonnigen Abend, der bei leckerstem Langos, Wildschwein oder Pommes ausklang. 500 begeisterte Radler wünschen sich eine Fortsetzung dieser Entdeckertour, die meistens nicht nur für Touristen neues bringt. Wohin soll es das nächste Mal gehen? Ihre Ideen sind gefragt.
Fotos: Cottbus_Bilder @UK