Das 31. FilmFestival Cottbus ist in vollem Gange, auch gestern warteten auf die Besucherinnen und Besucher wieder einige Highlights und Geheimtipps. Der gut besuchte Saal im Weltspiegel sah am Abend die bildgewaltige und bewegende Geschichte von Sasha und Danny, zwei 15-jährigen Teenagern, die nicht nur vor ihren Eltern, sondern auch vor gesellschaftlichen Konventionen fliehen. Warum “In Limbo” ein heißer Anwärter auf einen der Wettbewerbspreise ist, erfahrt ihr im Artikel.
Kein gewöhnlicher Coming-of-Age-Film
Die Grundprämisse des Films lässt sich eigentlich schnell zusammenfassen: Die beiden Jugendlichen Sasha (Jenia Vinogradova) und Danny (Igor Ivanov) fliehen vor ihren Eltern und begeben sich auf einen weitestgehend planlosen Roadtrip durch das russische Hinterland. Sie rebellieren gegen die Autorität der Erwachsenen, stehlen Klamotten von einem Markt in Jekaterinburg und brechen nachts in ein Fußballstadion ein. Klingt nach einem klassischen Coming-of-Age-Film, ist dabei aber weitaus intelligenter und zunehmend düsterer als der ein oder andere Genrevertreter. Ein Hauptaugenmerk des Films liegt so auch beispielsweise auf der Beziehung zwischen den jugendlichen Ausreißern und ihren Eltern. Während Sasha hauptsächlich vor ihrem tyrannischen Stiefvater flieht, wird Danny sichtlich von der Liebe seiner Mutter erdrückt. Nicht der letzte Kontrast, der sich in dem fast zweistündigen Abenteuer wiederfindet. Auf herzliche Momente der Hauptcharaktere folgen bitterböse Szenen der Realität, auf Zärtlichkeit fast immer Brutalität und was als harmloser Spaß beginnt, führt erschreckend schnell zur verzweifelten Flucht vor Spezialeinheiten der Polizei.
Sehr konsequent ist dagegen die technische und künstlerische Umsetzung des Films gehalten. “In Limbo” sieht fantastisch aus, die teilweise ungewöhnlichen aber jederzeit ausdrucksstarken Bilder haben einen großen Anteil daran, dass die Spielzeit wie im Rausch vergeht. Generell hat der Film beinahe keine Längen, sondern weiß es, die Zuschauerinnen und Zuschauer bis zum Ende in seinem Bann zu halten. Ausdrucksstark und subtil zugleich sind auch die beiden Hauptdarsteller, Sasha reiht sich zu Recht in die lange Liste der starken weiblichen Charaktere beim diesjährigen FilmFestival Cottbus ein.
Ob “In Limbo” nun ein Film für Jugendliche ist, die sicherlich selbst das ein oder andere Mal vor allem und jedem davonlaufen wollen so wie Sasha und Danny, oder ein Film für Erwachsene, die versuchen ihre rebellierenden Teenager zu verstehen, konnte auch Regisseur Alexander Hant im Zoom-Talk nach dem Abspann nicht beantworten. Ohne zuviel verraten zu wollen: Das wirklich starke Ende blieb sicherlich allen Besucherinnen und Besuchern der Vorführung im Weltspiegel noch eine Weile im Gedächtnis. Der Film ist kontrastreich, wunderschön und schockierend zugleich und auch gerade deshalb ein heißer Anwärter auf einen der Preise in der Sektion Wettbewerb Spielfilm.
Sowohl Regisseur Alexander Hant, der via Zoom aus Russland zugeschaltet war, als auch der persönlich anwesende Produzent Maxim Dobromyslov stellten sich nach der Vorstellung den Fragen des Saals.
Wer Interesse bekommen hat, sollte sich “In Limbo” unbedingt noch selbst auf dem FilmFestival ansehen. Im Weltspiegel läuft er heute um 12:30 Uhr erneut. Weitere Informationen und Tickets gibt’s hier.
Ein weiteres Highlight findet sich um 19 Uhr im Festivalkino im Alten Stadthaus. Hier läuft der in der Türkei spielende Film “9,75”. Für nähere Infos zu unserem Filmtipp am Freitag >>hier klicken<<.
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Redaktion