Im Kindesmissbrauchskomplex Münster sind weitere Urteile gefallen. Ein hauptangeklagter 28-jährige Mann wurde wegen des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern zu 14 Jahren Haft verurteilt. Er gilt zusammen mit vier anderen Personen als Schlüsselfigur und hat den Sohn seiner Lebensgefährtin mehrfach selbst sexuell missbraucht, sowie ihn anderen Männern zum Missbrauch angeboten. Ein 43-jähriger Brandenburger aus Schorfheide (Ortsteil Finowfurt, Landkreis Barnim) wurde zu 11 Jahren und 6 Monaten für fünf Fälle des Kindesmissbrauchs verurteilt. ein Angeklagter aus Hannover erhielt zehn Jahre für vier Fälle, 12 Jahre muss ein 31-Jähriger aus dem hessischen Staufenberg für sechs Fälle hinter Gittern. Für alle Männer wurde anschließende Sicherungsverwahrung angeordnet, wegen Wiederholungsgefahr. Auch die Lebensgefährtin des Hauptangeklagten wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
Insgesamt etwa 50 Verdächtige
Die Verteidigung forderte für alle Angeklagten mildere Urteile, für die Frau Freispruch. Das Gericht folgte großteils jedoch den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Im Missbrauchskomplex Münster, der nach Durchsuchungen einer Gartenlaube 2020 ins Rollen kam, gibt es inzwischen etwa 50 Tatverdächtige, von denen 30 derzeit in Untersuchungshaft sitzen. Weitere fünf Männer wurden bereits zu Freiheitsstrafen verurteilt.
Festnahmen im letzten Jahr
Die Beschuldigten wurden am 14.5.2020 (27-Jähriger aus Münster), am 29.05.2020 (43-Jähriger aus Kassel), und 30.05.2020 (41-Jähriger aus Köln), die anderen Beschuldigten am 4.6.2020, festgenommen. Im Zusammenhang mit den Festnahmen durchsuchten die Ermittler zahlreiche Objekte und stellten umfangreiches Beweismaterial, insbesondere elektronische Speichermedien mit insgesamt 500 Terrabyte an Daten, sicher. Sie waren professionell verschlüsselt.
Unfassbare Bilder
Der Leiter der Ermittlungen, Joachim Poll sagte nach den Festnahmen 2020 auf einer Pressekonferenz nach den Durchsuchungen: “Die Ermittler haben unfassbare Bilder gesehen. Vier erwachsene Männer vergehen sich an zwei kleinen Jungs, wechselseitig und aufs Schlimmste. Es werden Gegenstände benutzt, Sie können sich es nicht vorstellen. Es ist bisher aber wohl nur die Spitze des Eisbergs“. Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt ergänzte: „Selbst die erfahrensten Kriminalbeamten sind an die Grenzen des menschlich Erträglichen gestoßen und weit darüber hinaus.“
Ausgangspunkt ist ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt aus dem Jahr 2018. Damals hatte eine unbekannte Person über das Internet Dateien mit kinderpornografischem Inhalt angeboten. Im Rahmen aufwendiger Ermittlungen konnte im April 2019 ein Anfangsverdacht gegen den beschuldigten Münsteraner begründet werden. Über eine ermittelte IP-Adresse führte die Spur zu einem landwirtschaftlichen Betrieb im Kreis Coesfeld. Der Beschuldigte war hier für die Administration im IT-Bereich tätig. Am 7. Mai 2019 durchsuchten Polizeibeamte die Wohnung des damals 27-Jährigen in Münster. Die Ermittler stellten umfangreiche Mengen an Datenträgern sicher, die mit hochprofessioneller Verschlüsselungstechnik gesichert waren.
Niederlausitz aktuell berichtete im Juni 2020 über den Missbrauchskomplex Münster und den Beschuldigten aus Schorfheide ->> Weiterlesen
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pm/red