Laut vielen DIY-Anleitungen für Heimwerker ist der Eigenbau eines wärmespenden Kamins ein Kinderspiel. Dass es in der Praxis oft nicht ganz so einfach ist wie suggeriert wird, zeigen Erfahrungen diverser Hobby-Bastler. Neben baulichen Herausforderungen sind Verordnungen des Gesetzgebers einzuhalten.
Aufwand und Kosten
Der Eigenbau eines Kamins erfordert eine Menge Werkzeug und Material. Neben dem Kaminbausatz sind womöglich zusätzliche Ofenrohre, feuerfester Mörtel, Ziegelsteine, Brandschutzelemente (z.B. Brandschutzplatten), Schlagbohrer, Spachtel, Wasserwaage und Maurerkelle notwendig. Da die Kosten für Werkzeug in Handwerkerqualität und hochwertiges Material aus dem Ofenfachhandel nicht zu unterschätzende Ausmaße annehmen, ist die Frage nach dem finanziellen Vorteil berechtigt. Zeitsparender, sicherer und meist günstiger ist in vielen Fällen der Kauf eines fertigen Kaminofens. Dieser kann von geschickten Heimwerkern durchaus selbst eingebaut werden. Als Standort ist ein Platz unweit des Schornsteinschachts ratsam. „Hat der Wohnraum keinen Zugang zum Schornstein, benötigt der Kamin einen Platz an einer Außenwand, damit das Rauchrohr nach außen geführt werden kann“, heißt es im Ratgeber der toom Baumarkt-Handelskette. Auch das korrekte Anbringen des Rauchrohranschlusses sowie die Anforderungen an den Untergrund werden thematisiert. Im Shop des Toom Baumarkts sind unterschiedliche Kaminöfen erhältlich, welche sich nach Marke, Preis und Farbe sortieren lassen. Die Preisspanne beginnt unter 500 Euro und endet bei umfassenden Kaminbausätzen für mehrere tausend Euro.
Können und Vorschriften prüfen
Bevor ambitionierte Heimwerker zur Bauanleitung für einen Kaminofen greifen, sollten sie sich kritisch mit ihren persönlichen Fachkenntnissen und Erfahrungen auseinandersetzen. Der Eigenbau erfordert handwerkliches Geschick, ein Verständnis für Brandschutzvorkehrungen und eine präzise Arbeitsweise. Bestehen Zweifel, dass das Projekt so realisiert wird, dass der Kamin später sicher genutzt werden kann, ist die Beauftragung eines Experten die bessere Wahl. Zudem ist zu klären, ob Einbau und Inbetriebnahme überhaupt erlaubt sind beziehungsweise welche Vorgaben es einzuhalten gilt. Zugrunde gelegt, werden unter anderem:
- Landesbauordnung (BauO)
- Bundesimmissionsschutzverordnungen (BImSchV)
- Feuerschutzverordnung (FeuV)
- EN- und DIN-Normen (EN 13240, DIN 18891)
Verstöße gegen gültige Vorschriften können als Ordnungswidrigkeit mit Bußgeldern im vierstelligen Bereich geahndet werden. Bis 5.000 Euro Strafe sind denkbar. Der zuständige Schornsteinfeger ist ein kompetenter Ansprechpartner, wenn es um ein Kaminvorhaben geht. Er kennt aktuelle Brandschutzanforderungen und klärt über Genehmigungs- und Abnahmepflicht auf. Eine Abnahme ist vorgeschrieben, um Bränden und der Ansammlung giftiger Gase in der Atemluft vorzubeugen. Arbeiten am Schornstein sind generell Expertensache.
Hinweise für Inbetriebnahme und Gebrauch
Wesentliche Faktoren für eine sichere Inbetriebnahme sind Kaminofengewicht und brennbare Materialien in der Umgebung. Bevor ein Kamin eingebaut wird, ob in Eigenregie oder vom Fachmann, wird geklärt, ob die Statik des Wohnhauses dies zulässt. Insbesondere in Altbauten sind diesbezüglich Probleme möglich. Brennbare Materialien, sowohl Fußböden als auch Mobiliar, Textilien und Wände müssen für die Inbetriebnahme der Feuerstätte vorbereitet beziehungsweise entfernt werden. Abhängig vom Ofentyp gelten individuelle Sicherheitsabstände. Tipps für Inbetriebnahme und Gebrauch:
- Abnahme: Bevor ein Kamin verwendet wird, muss der Schornsteinfeger diesen abnehmen.
- Bedienungsanleitungen: Sie sind sorgfältig zu lesen.
- Einbrennphase: Bis Kaminöfen ihre volle Leistungsfähigkeit erreichen, werden sie in der Regel auf moderater Hitze beheizt. Teilweise wird der Vorgang mehrfach wiederholt. Diese Prozedur wird als Einbrennphase bezeichnet. Das Einbrennen stellt sicher, dass Ofenmaterialien vollständig aushärten. Dabei können unangenehme Gerüche entstehen. Gute Belüftung der Wohnräume ist beim Einbrennen ein Muss.
- Holz: Brennholz muss trocken sein und hinsichtlich der Größe mit dem Brennraum harmonieren. Holz mit weniger als 20 Prozent Restfeuchte weist einen durchschnittlichen Heizwert von etwa 4,6 kWh/kg auf. „Hat das Holz noch 50% Restfeuchte, so liegt der Heizwert nur noch bei der Hälfte“, so Schornsteinfegermeister Andreas Gärtner in einem Beitrag zum optimalen Heizen mit Holz. Darin geht der Experte ergänzend auf Luftzufuhr und Anheizphase ein.
- Briketts: Sie benötigen mehr Zeit beim Anzünden, brennen aber insgesamt länger als Holz und sind für den Nachtbetrieb ideal, weil weniger Brennmaterial nachgelegt werden muss. Beim Kauf müssen Verbraucher auf die europäische Brikettnorm (DIN EN ISO 17225-3) achten. Die Qualitätsunterschiede sind enorm.
Werden Braunkohle- und Hartholzbriketts eingesetzt, können sich in der Asche auch nach vielen Stunden glühende Teile befinden. Beim Entsorgen ist deshalb Vorsicht geboten. Ein Eimer aus Metall mit gut schließendem Deckel, der auf einer feuerfesten Unterlage steht, ist zum Zwischenlagern beziehungsweise Ersticken der Glutreste empfehlenswert.
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