Er ist Geschichte: Ostdeutschlands Fachkräfteüberschuss infolge der strukturellen Verwerfungen nach den gesellschaftlichen Umbrüchen 1989/90. Die mittlerweile wieder sehr differenzierte Wirtschaftslandschaft der kleinen und mittleren Unternehmen im Osten muss sich jetzt massiv bemühen: Es geht um nichts weniger als darum, das gut qualifizierte, motivierte Fachpersonal von heute und morgen an die Maschinen und Tastaturen zu bekommen.
Weiter teilte der Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e.V. (UVBB) dazu mit:
Den empirischen Beleg für die schon spürbaren Engpässe lieferte unlängst wieder das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Das berechnet regelmäßig die sogenannte Engpassquote. Diese fokussiert die Fachkräftesituation auf dem Arbeitsmarkt der Regionen und zeigt, wie groß jeweils der Anteil offener Stellen ist, der in Engpassberufen ausgeschrieben wurde. Zum Hintergrund: In Engpassberufen kommen weniger als zweihundert qualifizierte Arbeitslose auf einhundert bei den Arbeitsagenturen gemeldete offene Stellen. Dabei ist berücksichtigt, dass tatsächlich nur etwa jede zweite offene Stelle gemeldet wird. Tiefrot markiert die interaktive Karte etwa die Regionen Jena (90,0 %), Suhl (91,7 %) und Plauen sogar mit 92,1 % Anteil der Engpassberufe an den ausgeschriebenen Stellen. Kaum weniger angespannt ist die Lage in einer s-förmigen Schleife quer durch Ostdeutschland: Besonders Cottbus mit 84,3 %, Potsdam (83,9 %) und Magdeburg (82,7 %) müssen sich etwas einfallen lassen.
Was das sein kann, verbirgt sich im Konzept „Employer Branding“. Das sagt kurzgefasst so viel wie: Mache dich wirklich attraktiv für gut ausgebildete Arbeitnehmer – und zeige das auch! Doch dazu gehört zuvor die Analyse des eigenen Unternehmens. Wo kommen wir eigentlich her, wer sind wir? Und was treibt uns an? Was können wir besonders gut? Daraus entstehen „Kernbotschaften“, die dann noch – ganz entscheidend – adressatengerecht bei den umworbenen Fachkräften ankommen sollten. Die Spannbreite hauseigener Maßnahmen ist breit: Interne Missstände beseitigen, das Betriebsklima verbessern, erkennen, was man als Arbeitsgeber ehrlich zu bieten hat, sind nur Beispiele.
Für Dr. Burkhardt Greiff, Präsident des Unternehmerverbandes Brandenburg-Berlin e.V. (UVBB) hat die Herausforderung klare Konturen: „Wir stehen längst in zwei alltagsrealen Wettbewerbssituationen: in der des Marktes für unsere Produkte und Dienstleistungen – und in der um die guten Fachkräfte, die die Qualitäten unserer Unternehmen für den Markt überhaupt erst realisieren. Jeder Betrieb muss jetzt ohne Scheuklappen schauen, wie er wirklich attraktiver für Fachkräfte werden kann. Das sind kontinuierliche Anstrengungen, die sich aber auszahlen“, so Greiff.
Der Ostdeutsche Unternehmertag 2020 am 26. März 2020 in Potsdam im Kongresshotel am Templiner See steht unter dem Motto: „Fachkräftemangel – Auswege aus einem absehbaren Dilemma. Wie ostdeutsche Unternehmen ihren Arbeitskräftebedarf decken und Mitarbeiter binden können“ wird es im zweiten der drei Foren um genau das gehen. Mit am Tisch sitzen dazu Dr. Regina Flake, Teamleiterin im Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Andreas Hoffmann, Teamleiter der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB), Christian Breckwoldt, Organisationsdirektor der Signal Iduna Gruppe, Frank Tesmer, Leiter Förderbereich Arbeit der Brandenburger Förderbank ILB, Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg und Frank Hippler, Vorstandsvorsitzender der IKK classic. Das Sprechen darüber ist indes keine Einbahnstraße. Denn Zeit für Austausch und Vernetzung wird es reichlich geben.
Anmeldung –> Ostdeutscher Unternehmertag
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