Niedrigzinsen und dürftige Rentenaussichten sind nur zwei der Gründe, aus denen viele Deutsche sich derzeit mit Geldanlagen beschäftigen. Hobbyanlegern mit überschaubarem Kapital fällt die Entscheidung für ein Sparprodukt häufig schwer – am beliebtesten sind daher weiterhin die Klassiker unter den Geldanlagen. Das verrät einiges über das Verhältnis der Deutschen zu Geld – und über die Zeitumstände.
Sicherheit geht deutschen Durchschnittsanlegern vor Rendite. Laut Statista besitzen 45 Prozent aller Deutschen Spareinlagen (Stand 2019). Fast genauso viele Menschen (40 Prozent) sparen auf dem Girokonto. Auch die aktuell dritt- und viertbeliebtesten Anlageformen sind Sicherheitsanlagen: Bausparverträge und Kapital- bzw. Lebensversicherungen. Klassische Anlageformen führen demzufolge weiterhin die Beliebtheitsskala der Geldanlagen an. Die Bereitschaft zum Geldanlegen ist in der Bundesrepublik anscheinend gestiegen, aber abseits traditioneller Sparformen zeigen sich die Deutschen insgesamt noch zurückhaltend. Viele scheinen sich unsicher zu sein, wie sie am besten Geld anlegen können.
Wer sich mithilfe entsprechender Ratgeber mit den Vor- und Nachteilen einzelner Anlagearten beschäftigt, hat die Möglichkeit, viel Geld zu sparen und es gar zu vermehren. Da dies jedoch einen gewissen Aufwand mit sich bringt, scheint ein Großteil der Sparer lieber einfach auf Nummer sicher zu gehen: Anders als renditestarke Risikoanlagen wie Hebelprodukte bergen Sparbücher und Girokonten zumindest kein Totalverlustrisiko – und so wagen sich die meisten Deutschen nicht an potenziell renditestärkere Anlageformen. Anlagetrends sind stets auch ein Spiegel der Zeit.
Dass hierzulande die meisten auf risikoarme Anlageklassiker setzen, passt zum Sicherheitsdenken, das man den Deutschen nachsagt. Doch es gibt auch andere Gründe für die Risikoscheu: Psychologen erkennen in den politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahre große Ungewissheit, die dazu führt, dass die Menschen – bewusst oder unterbewusst – Sicherheit zurückgewinnen möchten. Eine Risikoaversion dieser Art wird von Evolutionsbiologen mit dem Überlebensinstinkt erklärt: Es geht um den Wunsch nach Kontrolle und Vorhersehbarkeit. Obwohl Anlageklassiker wie das Sparbuch in Zeiten niedriger Zinsen kaum Rendite bringen, sondern eher inflationsbedingte Verluste bedeuten, bleiben derartige Kontoanlagen für Sparer zumindest planbar. Diese Vorhersehbarkeit scheint in Zeiten der Ungewissheit zu einem Gefühl von Sicherheit beizutragen.
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