Die Finanzkrise 2008 war eine Zäsur. In ihrer Wirkung zwar nicht ganz so verheerend wie die Weltwirtschaftskrise 1929 mit ihren ungeheuren ökonomischen und politischen Verwerfungen, waren die Schockwellen dennoch international spürbar und zwangen vor allem die Volkswirtschaften in Südeuropa in die Knie. So etwas sollte nie wieder geschehen. Die 2018 vom EU-Parlament kodifizierte LEI-Nummer ist eine Antwort auf die Finanzkrise gegen Ende der ersten Dekade im neuen Jahrtausend. Das Gremium in Brüssel erfüllte damit eine der Kernforderungen der G20 als Reaktion auf die Krise. Was genau hat es mit dem LEI-Code auf sich?
Was ist die LEI-Nummer überhaupt?
Die LEI Nummer ist ein aus 20 Buchstaben und Zahlen bestehender Code, der die Identifizierung von Wirtschaftsakteuren innerhalb des Finanzsystems ermöglicht. Das Akronym steht für Legal Entity Identifier. Bereits mehr als 40 Staaten wenden die LEI-Nummer an. Die Verpflichtung zur Registrierung gilt für sämtliche Teilnehmer am Börsengeschäft.
Verhindert werden sollen mit diesem Gesetz dubiose Machenschaften der Konzerne wie Geldwäsche und Betrug, die eine der Ursachen für die Finanzkrise waren. In Deutschland, wo der LEI-Code zwingend gilt, sind Banken vor jeder Transaktion auf dem blanken Parkett zur Abfrage der LEI-Nummer angehalten. Bereits mehr als 134.000 aktive LEI-Nummern sind in Europas größter Volkswirtschaft erfasst.
Wer benötigt eine LEI-Nummer?
Die Verpflichtung zur LEI-Nummer bezieht sich ausschließlich auf juristische Personen. Gemeint sind also nicht Privatpersonen, die Finanzgeschäfte tätigen bzw. an der Börse handeln. Der Zwang zur Registrierung bezieht sich hingegen auf Körperschaften, zu denen Unternehmen, Stiftungen, Banken, Versicherungsgesellschaften, Verbände und Organisationen gehören, die sich am Börsengeschäft beteiligen. § 26 der EU-Finanzverordnung sieht die Angabe einer LEI-Nummer für Wertpapierfirmen bei meldepflichtigen Geschäfte[n] mit Finanzinstrumenten vor.
Welche Daten müssen im Code enthalten sein?
Im Code enthalten sein müssen nach demselben Gesetzestext unter anderem die Bezeichnung und die Zahl der erworbenen oder veräußerten Finanzinstrumente, Volumen, Datum und Zeitpunkt des Abschlusses, den Kurs und Angaben zur Identifizierung der Kunden, in deren Namen die Wertpapierfirma das Geschäft abgeschlossen hat. Bei Warenderivaten muss außerdem angegeben werden, ob mit diesen Geschäften eine objektiv messbare Risikominderung […] einhergeht. Weitere Regularien sind für den Einzelfall der Quelle zu entnehmen.
Die Geschichte der LEI-Nummer
Dass die LEI-Nummer erst 2018 im Wirtschaftsraum der EU verbindlich wurde, liegt nicht an einer verspäteten Reaktion auf die Finanzkrise 2008, die mit der Immobilienkrise 2007 ihren Anfang nahm. Vielmehr arbeiten die Mühlen der Bürokratie mitunter recht langsam und es werden bis zum finalen Entscheidungsprozess zahlreiche am Gesetzeswerk Beteiligte angehört. Tatsächlich wurden in den einzelnen Staaten recht schnell verbindliche Codierungen für Transaktionen umgesetzt. In anderen Staaten gab es solche bereits vor der Finanzkrise.
Die Vielfalt eigenständiger Systeme gestaltete die Identifikation der am Börsenhandel beteiligten Unternehmen aber schwierig, sodass nach einer einheitlichen Lösung gesucht wurde. Den Anstoß für die Umsetzung der LEI-Nummer gab schließlich eine Initiative der G20 im Jahre 2011 und bereits ein Jahr später konnten die ersten LEI-Nummern herausgegeben werden.
Fazit: Licht und Schatten
Seitdem die LEI-Nummern vor zehn Jahren das Licht der Welt erblickten, wurden über eine Million entsprechende Codes für juristische Körperschaften in mehr als 200 Staaten vergeben. Das System kommt damit auch in Ländern an, welche die Registrierung für Wertpapierfirmen noch nicht obligatorisch gemacht haben.
Befürworter dieser Maßnahme heben hervor, dass die Verpflichtung zur LEI-Nummer in der EU und anderen Staaten für mehr Transparenz, Fairness und Stabilität gesorgt habe. Andere Experten kritisieren die fehlende Trennung zwischen Unternehmen und Privatakteuren an der Börse und die hohen Kosten zwischen 40 und 80 EUR für den Erhalt der LEI-Nummer, die zudem jedes Jahr kostenpflichtig erneuert werden muss.