Die Aktienkurse purzeln, die Inflation befindet sich auf einem lange nicht mehr dagewesenen Rekordniveau und die Leitzinsen werden Schritt für Schritt erhöht. Zudem droht Kriegsherr Putin mit einem Stopp der Gaslieferungen. Laut Presseberichten aus Gazetten jeder politischen Richtung steht dadurch die Wirtschaft der EU (Europäische Union) im Allgemeinen und Deutschlands im Speziellen kurz vor einer Rezession.
Das bedeutet, dass Anleger und Investoren ihr Portfolio überdenken und in sichere Anlageformen flüchten. Dabei ist Gold eine bevorzugte Wahl. Gilt das Edelmetall doch als sicherer Hafen. Warum ist das so?
Gold – das letzte Geld, wenn die Welt brennt!
Gold behauptete sich schon immer als ultimatives Zahlungsmittel. Bis heute halten Notenbanken Goldreserven, gut 50 Jahre, nachdem der Goldstandard aufgegeben wurde. Gold ist aus der Geschichte des Geldes nicht wegzudenken.
Das Edelmetall trat Mitte des 19. Jahrhunderts an die Stelle von Silber, dass bis dahin jederzeit zu einem festen Preis in Papiergeld umgetauscht werden konnte. Seitdem kam es zu mehreren Situationen, während derer das internationale Finanzsystem zu kollabieren drohte. Gold und auch Silber überstanden diese Phasen schadlos und der Goldpreis blieb stabil bzw. gewann langfristig dazu.
Welche Faktoren beeinflussen den Goldpreis?
Den Goldpreis gibt weltweit die London Bullit Market Association (LBMA) vor. Bis 2015 bestand das traditionelle Goldfixing, also die Ermittlung des aktuellen Goldpreises, darin, dass zweimal täglich Vertreter von fünf assoziierten Banken den Wert für eine Feinunze festlegten. Seit 2015 wird der Goldpreis durch Computer errechnet. Auf der Datenbasis realer Transaktionen kann er nun im Sekundentakt aktualisiert werden.
Dabei werden sowohl das real vorhandene Metall als auch die Derivate, das sogenannte “Papiergold”, berücksichtigt. Übrigens sind 200-mal mehr Derivate als physisches Gold im Umlauf. Durch die neue Berechnungsmethode wurde der Goldpreis “volatiler”. Er kann über einen kurzen Zeitraum starken Schwankungen unterliegen. Einige externe und interne Faktoren beeinflussen die Entwicklung des Goldpreises, wobei diese sich nicht immer scharf voneinander abtrennen lassen.
Aktienmärkte und Weltwirtschaft
Dabei sind die führenden Märkte in den USA, der EU und Asien maßgeblich. Gold gilt in diesen als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Werte können durch Goldkauf abgesichert werden, wenn eine Krise durchlaufen wird.
Im Falle einer Rezession oder wenn sich auf den Aktienmärkten ein wirtschaftlicher Abschwung abzeichnet, ziehen viele Anleger die Reißleine. Sie flüchten aus Aktien und Wertpapieren und legen Edelmetalle, vorzugsweise Gold, in ihr Depot. Dieses Verhalten erhöht die Nachfrage nach dem Edelmetall, wodurch dessen Preis steigt.
Wenn sich die Wirtschaft stabilisiert, kaufen die Investoren wieder mehr Aktien und andere Finanzprodukte. Von diesen erwarten sie sich schnellere und höhere Gewinne. Das Resultat ist ein sinkender Goldpreis.
Geldpolitik, Inflation und Zinsen
Die Geldpolitik der Zentralbanken führender Staaten ist eng mit der Entwicklung der Weltwirtschaft verbunden. Dadurch hat sie einen entscheidenden Einfluss auf den Goldpreis. Dabei machen vor allem die Federal Reserve (FED) und die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Einfluss geltend. Sie bestimmen das Zinsniveau in ihren jeweiligen Einflusssphären.
Der Goldpreis reagiert sowohl auf fallende als auch auf steigende Zinssätze. Das Edelmetall an sich wirft dabei weder Zinsen noch Dividenden ab. Daher vertrauen viele Anleger bei steigenden Zinsen eher auf herkömmliche Anlageformen. Bei niedrigen oder gar fallenden Zinsen wird Gold attraktiver für Investoren. Das steigert die Nachfrage, womit in der Regel ein Preisanstieg einhergeht.
Auch Anzeichen einer Inflation sprechen für ein Investment in Gold. Das kann an einem Beispiel abgelesen werden. Bezahlte ein Käufer vor etwa 40 Jahren für eine Feinunze Gold etwa 350 US $, waren es 2019 schon rund 1.500 US $, die investiert werden mussten. Je höher die Geldentwertung, desto stabiler erscheint der eigentliche Wert von Gold, besonders hinsichtlich eines längeren Investitionszeitraums.
US-Dollar
Zwar wird das Goldfixing in London vorgenommen. Gold selbst wird aber in US $ gehandelt. Daher beeinflusst der Dollar und auch dessen Verhältnis zum Euro den Goldpreis direkt.
Ein Blick auf die Entwicklung in der Vergangenheit lässt darauf schließen, dass ein starker Dollar sich negativ auf den Goldpreis auswirkt. Im Gegenzug sorgt ein schwacher Dollar dafür, dass Gold teurer wird. Das Gleiche gilt für den Euroraum. Bei einem starken Euro sinkt der Goldpreis und umgekehrt.
In der letzten Zeit waren neue Allzeithochs für den Goldpreis festzustellen. Das hat einen einfachen Grund. Steht der Dollar auf schwachen Füßen, nutzen europäische und asiatische Käufer diesen Umstand und legen sich verstärkt Gold ins Depot. Dadurch heizen sie die Nachfrage an und der Goldpreis steigt.
Geopolitik und weltweite Krisen
Ereignisse geopolitischen Ausmaßes spielen für die Entwicklung des Goldpreises eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Kriege wie derzeit in der Ukraine und Spannungen zwischen wichtigen Staaten wie etwa der Konflikt zwischen den USA und dem Iran lassen den Goldpreis in der Regel steigen.
Dieser Einfluss ist jedoch indirekter Art. Kritische, weltweit bemerkbare Ausnahmesituationen haben zuerst Konsequenzen für die Aktien- und Anleihemärkte. Erst danach werden Auswirkungen auf den Goldpreis sichtbar. Auch der Ölpreis macht sich in diesem Zusammenhang bemerkbar.
Nicht zuletzt sind es Krisen, die in Handelsbeschränkungen und Sanktionen münden und auf den Goldpreis einwirken. Es hängt also letztendlich von der Art und der Ausdehnung der Krise ab, inwieweit sich der Goldpreis in die eine oder andere Richtung bewegt. Als Faustregel gilt jedoch, dass eine unsichere politische Weltlage den Goldpreis positiv beeinflusst.
Angebot und Nachfrage
Die bisher genannten Faktoren sind externe wirtschaftliche Aspekte, welche für den Goldpreis verantwortlich sind. Sie beeinflussen das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage und tragen dazu bei, dass der Wert von Gold steigt oder fällt. Auch interne Marktmechanismen wirken sich aus.
Dabei ist die industrielle Nachfrage nicht zu vernachlässigen. Die Industrie ist der größte Abnehmer physischen, reellen Goldes. Die Schmuckindustrie verbraucht mehr als die Hälfte der natürlichen Goldressourcen.
Zudem sind Großanleger und Zentralbanken mitverantwortlich für den volatilen Goldmarkt. Banken müssen einen gewissen Prozentsatz ihres Kapitals in sicheren Goldreserven anlegen. Die Zentralbanken vor allem aus Russland und China tauschen in Krisenzeiten ihre Dollar- in Goldreserven um. Nicht zuletzt sind es Großanleger wie Goldfonds, Emittenten von Goldzertifikaten und ETCs (Exchange Traded Commodities), deren Käufe und Verkäufe sich im Goldpreis bemerkbar machen.
Ein weiterer Faktor sind die Fördermengen. Dadurch nehmen die Goldminenbetreiber direkten Einfluss auf die Angebotsseite. Dabei besteht inzwischen eine wechselseitige Beziehung. Da viele Goldvorkommen erschöpft sind, wird es immer aufwendiger und teurer, Gold zu fördern. Der Abbau lohnt sich in vielen Fällen erst bei einem hohen Goldpreis. Auch das Goldrecycling ist bei der Entwicklung des Goldpreises beteiligt. Bis zur Hälfte des physischen Goldes wird inzwischen auf diese Art und Weise gewonnen.
Lohnt sich ein Investment in Gold?
Langfristig sprechen viele Argumente dafür, dass der Goldpreis zulegt. Die Ressource ist weltweit begrenzt vorhanden und die natürlichen Vorkommen neigen sich dem Ende zu. Zur gleichen Zeit steigt der Verbrauch durch die Herstellung von modernen elektronischen Industriegütern wie Smartphones und Elektroautos stark an. Wer sich gegen den Kaufkraftverfall des Papiergeldes wappnen möchte, könnte daher mit Gold auf das richtige Pferd setzen.