Neun Jahre ist es nun her, dass die Autorin E. L. James im Jahr 2011 den ersten Teil der Romanreihe “50 Shades of Grey” veröffentlicht hat. Doch was hat sich seit dem Erfolg des Buchs verändert und wie haben die Menschen auf diese Entwicklung reagiert. Der Versuch einer intimen Zusammenfassung.
Die Offenheit des BDSM im direkten Diskurs
Vor rund acht Jahren begegnete die junge Anastasia Steele dem Milliardär Christian Grey im damals enorm erfolgreichen Roman “50 Shades of Grey” und löste mit dieser Begegnung einen waren Sturm der Begeisterung aus. Junge und alte Leser zugleich verschlangen das Buch und seine Fortsetzungen und machten die Autorin praktisch über Nacht bekannt. Wie in Folge dessen häufig zu lesen war, stürmten zugleich männliche und weibliche Leser die verschiedenen Baumärkte, um sich mit dem passenden Equipment für eigene BDSM-Spiele auszustatten. Dieser Hype ist längst vergangen, auch wenn die Verfilmungen der Romane durchaus noch den ein oder anderen Zuschauer zu begeistern wussten. Doch was ist in der Gesellschaft allgemein hängen geblieben von dieser Erfahrung mit einem Buch aus einem ganz anderen, sexuellen Universum.
Mehr Wissen und somit mehr Möglichkeiten
Wer bereits im Bereich des BDSM aktiv war, hatte häufig für den Roman nur ein müdes Lächeln übrig. Zu plump, zu forciert und auch zu maskenhaft wirkten viele der Handlungen zwischen den beiden Protagonisten. Wer jedoch mit diesem Bereich noch keine eigenen Erfahrungen aufweisen konnte, wurde durchaus neugierig und konnte eine neue Seite an sich selbst entdecken. Viele der heute aktiven dominanten und auch devoten Parts in der BDSM-Szene geben offen zu, dass erst durch die Lektüre des Romans die Neugier in diesem Bereich geweckt wurde.
Von der Neugier zu den ersten Erlebnissen
Von den wenigen Menschen einmal abgesehen, welche sich das BDSM-Equipment aus dem Baumarkt organisieren wollten, gibt es eine ganze Reihe aktuell aktiver Spieler in diesem Bereich, welche sich inspiriert vom Roman für den Erwerb des passenden Bondage-Spielzeugs entschieden haben. Dabei von Anfang an auf Qualität zu setzen und sich somit nach und nach mit dem Thema zu beschäftigen, scheint aus heutiger Sicht die deutlich bessere Wahl gewesen zu sein. Zumal es im Bereich BDSM deutlich mehr Spielarten gibt, als das im Roman vor allem gezeigte SM-Szenario.
BDSM – das Machtgefälle in all seinen Variationen
Wer sich mit der Thematik BDSM auseinandersetzt und die verschiedenen Spielarten betrachtet, erkennt schnell, dass es immer um ein Gefälle der Macht geht. Eine Person ist dominant und somit an Macht einer anderen Person überlegen. Egal ob bei SM-Spielen, bei der Bondage, bei der Keuschhaltung oder bei den verschiedenen Fetisch-Spielen, welche ebenfalls im Oberbereich BDSM anzusiedeln sind. Selbst die Rollenspiele mit der süßen Sekretärin oder der strengen Ausbilderin stellen im Rahmen des BDSM ein Machtgefüge dar.
Fazit: Der Roman als Wegbereiter
Neben der höheren Akzeptanz für ungewohnte Spielarten der Sexualität hat der Roman von E. L. James vor allem vielen Menschen die ersten Schritte in eine neue und spannende Welt erlaubt. Die Schritte in eine Welt, in welcher die individuelle Attraktivität nur eine untergeordnete Rolle spielen kann und in welcher viele Gesetzmäßigkeiten der normalen Sexualität außer Kraft gesetzt scheinen. Durchaus ein spannender Ansatz für weitere Forschungen in diesem Segment.