So etwas erleben Feuerwehrleute auch nicht jeden Tag: Eine Berlinerin, die die Kameradinnen und Kameraden der Kolkwitzer Ortswehr im vergangenen Herbst
aus dem Auto geschnitten haben, stand plötzlich – mit einem dicken Präsentkorb bepackt – beim Maibaumstellen in Kolkwitz, um sich bei ihren Lebensrettern zu
bedanken.
Christel Kujawa kann sich noch gut an den 18. August 2015 erinnern. Sie war auf dem Weg von Berlin nach Cottbus, um ihre Schwiegertochter und ihre 3 jährige Enkelin zu besuchen. Auf der L49, Höhe Glinziger Teiche endete ihre Reise abrupt, als sie mit einem anderen Auto zusammenstieß. „Ich hatte mehrere Halswirbel gebrochen, innere Blutungen und der Arm war zertrümmert. Das war wirklich knapp.“ Bis Januar saß Christel Kujawa im Rollstuhl, lernte langsam wieder laufen. Und sie bemühte sich um einen Kontakt zu den Menschen, die ihr damals geholfen haben: Dem Rettungsdienst und natürlich auch der Feuerwehr.
Über Facebook und Schwiegertochter kam der Kontakt zu Norman Hoffmann zustande, der im Herbst als einer der ersten an der Einsatzstelle war und sie bei ihrem Besuch in Kolkwitz sofort wiedererkennt: „Ich kann mich noch gut an das Gesicht erinnern. Und daran, dass mir sofort der Kindersitz im Auto aufgefallen ist. Da macht man sich natürlich gleich Gedanken.“ Die Enkeltochter saß glücklicherweise nicht im Wagen, aber die Gedanken von Christel Kujawa kreisten schnell um die wartende Familie in Cottbus, daran erinnert sich die Berlinerin noch recht gut. Und auch daran, dass dass ihr Sekunden wie Stunden vorkamen. Auch kleine Details haben sich in ihr Gedächtnis gebrannt, wie eine gelbe Decke, die die Feuerwehrleute über die Tür gelegt haben. Das war ein Schutz vor Scherben und scharfen Kanten, erklären ihr die Kolkwitzer Kameraden und machen ihr auch das Angebot, sich die Gerätschaften anzusehen, mit denen sie aus dem Auto geschnitten wurde. Was Christel Kujawa sofort annimmt. Und so geraten Retter und Gerettete in angeregte Gespräche über Schere und Spreizer, das richtige Vorgehen am Einsatzort und das regelmäßige Üben, damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt. Und am Ende legt die Berlinerin noch selbst Hand an: Aus ihrem Auto holt sie einen dicken Präsentkorb hervor: „Ich habe mir lange überlegt, wie man sich bei seinen Lebensrettern angemessen bedanken kann und habe dann gedacht, ich packe einen ordentlichen Verpflegungskorb zusammen, der kann dann bei einem entsprechenden Anlass geplündert werden.“
Eigentlich haben die Frauen und Männer der Kolkwitzer Wehr – gemeinsam mit den Kräften aus Klein Gaglow, Glinzig und Limberg – nur ihre Arbeit gemacht,
meint Ortswehrführer Ralf Pujo, als er den schweren Korb entgegen nimmt, aber: „Es kommt nicht allzu oft vor, dass wir nach einem Einsatz erfahren, wie es den
Menschen geht, denen wir geholfen haben. Und wenn wir eine Frau nicht nur rechtzeitig aus dem Auto bekommen, sondern sie jetzt auch wieder laufen kann,
dann zeigt das, dass wir eine gute Arbeit gemacht haben.“
Fotos: Freiwillige Feuerwehr Kolkwitz