11. Fest des slawischen Mittelalters am 28. und 29. Mai in Dissen
Gute Traditionen soll der Mensch nicht einschlafen lassen, so sagt es der Volksmund. Deshalb wird am 28. und 29. Mai zum 11. Fest des slawischen Mittelalters in den Siedlungsausschnitt „Stary lud“ in Dissen eingeladen. Den Auftakt bildet das Wissenschaftliche Kolloquium zum Slawischen Mittelalter am 27. Mai, ab 15 Uhr.
Gleich hinter dem Heimatmuseum Dissen beginnt sie – die Zeitreise ins slawische Mittelalter. Wenn die Besucher das schwere Eichentor hinter sich gelassen haben, ist der Zeitsprung beinahe geschafft und die lebendige Vergangenheit der Region zum Greifen nahe: Musik spielt auf und mischt sich mit dem Klopfen der Schmiedehämmer und des Schlegels vom Steinmetz. Laut klirren die Waffen, wenn slawische Krieger und Wikinger die Schwerter und Streitäxte führen. Aber es gibt auch ganz leise Augenblicke, wenn der Kiepenkasper die Großen und Kleinen mit seinen Geschichten verzaubert oder wenn der Schuhmacher mit flinken Fingern die Nadel tanzen lässt.
Fremde Düfte aus brodelnden Kesseln und dampfenden Pfannen umspielen die Nasen der Gäste und laden ein, sich den Speiseplan von vor 1000 Jahren erklären zu lassen. In manchem Topf ist jedoch kein Essen, hier werden farbige Wollstränge aus dem Färbesud gezogen und zum Trocknen auf die kleine Leine gehängt. Wenig später ist an anderer Stelle zu sehen, wie hiermit Kleider verziert oder Socken in alten Techniken jenseits vom Stricken und Häkeln hergestellt wurden.
Ein Stück weiter pumpen Blasebälge im gleichmäßigen Rhythmus Luft in den Glasperlenofen, um die Glut auf Arbeitstemperatur zu bringen. Hier entstehen unter kundigen Händen kleine Schmuckstücke aus feinem Glas in rot, blau, grün und gelb, die sich an so mancher Kette um den Hälse der Frauen und Männer bestaunen lassen können. Im Hintergrund wird derweil mit kräftigen Hieben ein Reh zerlegt und unter den Bewohnern des Lagers aufgeteilt. Dort kann sich der Besucher davon überzeugen, welche „Recyclingprofis“ unsere Vorfahren waren – kaum ein Stück des Tieres bis auf Huf und Knorpel landet in der Abfallgrube.
Vom arabischen Handelsreisenden bis zum wetterfesten Wikinger
Die Gäste, Krieger und Handwerker, die für mehrere Tage ihr Lager im Siedlungsausschnitt aufschlagen, haben sich dem Leben vor mehr als 1000 Jahren in Beruf oder Freizeit verschrieben. Sie kommen aus den Niederlanden, aus Kaliningrad, Dänemark, Oberbayern, aus der Tschechische Republik und Polen und setzen sich praktisch und theoretisch mit den slawischen Kulturgruppen und deren „Anrainern“ wie Franken, Ottonen, Friesen und Wikingern oder gar weitgereiste Händler aus „Arabien“ auseinander. Schon im vergangenen Jahr haben sich auf dem Gelände des Heimatmuseums Dissen Gäste aus mehr als sieben Nationen eingefunden, um den Besuchern ganz praktisch Geschichte zu vermitteln.
Für Augen, Ohren, Herz und Hand
Die musische Untermalung wird 2016 von der Gruppe „Eygenart“ aus dem Siedlungsgebiet der slawischen Ukranen in Mecklenburg-Vorpommern übernommen. Unterstützung erhalten sie während der beiden Festtage von der obersorbischen Gesangsgruppe „Pzèspoli“. Deren Sänger lassen mit Hilfe ihrer kräftigen Stimmen traditionelle Lieder in sorbischer Sprache durch den Siedlungsausschnitt hallen.
Während der historischen Trachtenschauen ist zu erfahren, was ein kräftiger Krieger unter seinem Kettenhemd verbirgt oder die edle Dame unter ihrem Schleier trägt.
Für die Jüngsten
An beiden Festtagen können sich die jüngeren Gäste an der Herstellung von Schmuckperlen aus Ton versuchen, im kleinen Götterhain aus Weidenhölzchen Flöten schnitzen (nur Samstag), sich von kettenhemdbewehrten Kriegern zum Zweikampf herausfordern lassen oder leckere Fladen backen. Das berühmt-berüchtigte Körnerquiz am Mühlstein ist ebenfalls wieder im Programm, ebenso wie eine selbstständig durchführbare „Entdeckungsralley“. Wer die Rätsel gelöst hat, kann an einem kleinen Gewinnspiel teilnehmen.
Zum Schluss eine kleine Bitte: „Wir möchten die Besucher bitten, keine eigenen Kostüme oder Trachtenrekonstruktionen zu tragen, es sei denn, dies ist im Vorfeld mit der Projektleitung abgesprochen“.
Geöffnet ist das Fest des slawischen Mittelalters am 28. Mai von 11 bis 18 Uhr und am 29. Mai von 11 bis 17 Uhr.
Quelle: Amt Burg (Spreewald)