Kathrin Jantke, die gebürtige Vetschauerin, hat ihre Cottbuser Musikerfreunde um sich geschart und ein Programm auf die Beine stellt – nur für einen Abend. Und nur, um zu helfen und für andere da zu sein.
„Werden denn auch genug Leute kommen, habe ich die Veranstaltung richtig beworben, wird unsere Musik gut ankommen…?“ Diese und andere Fragen stellte sich Kathrin Jantke im Vorfeld, schließlich war es ihre erste Veranstaltung, die sie selbst organisiert hat. In der Cottbuser Musikszene kennt man sich, die Künstler wissen voneinander und schielen auch mal auf das eine oder andere Konzert des anderen. Kathrin Jantke brachte das auf die Idee, die Musikszene zu bündeln und zu einem gemeinsamen Auftritt einzuladen. Als Anlass bot sich die Vorweihnachtszeit an, ebenso der auch den Musikern innewohnende Wille, in der aktuellen Situation irgendwie helfen zu wollen – und natürlich die Freude auf einen ersten gemeinsamen Auftritt. Kathrin Jantke nutzte die Kontakte zu ihrer ehemaligen Heimatstadt Vetschau und lud am zweiten Advent zum Konzert in die wendisch-deutsche Doppelkirche ein. Fast alle Plätze waren belegt, darunter auch Flüchtlingsfamilien, was eine Befürchtung der Veranstalterin schon mal entkräftete. Dann ging das Konzert über die Bühne, die Künstler reichten sich gegenseitig die Mikrophone in die Hand und beflügelten sich zu Höchstleistungen. Kathrin Jantke hatte Musiker von Format mitgebracht: Vivien Gstrein, als „Vivien“ schon weit über Cottbus hinaus bekannt, Karolin Kynast, eigentlich eine Fitnesstrainerin und Gesundheitsmanagerin mit starker Stimme, Henry Crescini aus Venezuela, der persönlicher Referent des Cottbuser Oberbürgermeisters ist. Frank Widzgowski, der Musikschullehrer begleitete am Saxophon und auf der Klarinette und aus Spremberg kam die erst 16-jährige Emilia Jensch, die am Klavier und auf der Gitarre kirchliche und eigene Songs vortrug. An der Technik stand Rene Schlender, selbst Musiker und Texter. Neben Eigenkompositionen kamen die Weihnachtsklassiker zur Aufführung, aber auch der eine oder andere Titel aus den aktuellen Programmen der Musiker. Vivien schmetterte „Du lässt mich fliegen“ in das Kirchenschiff, der Titel ihrer ersten Single. Henry Crescini sang im reinsten Spanisch das zu Weihnachten unvermeidliche „Feliz Navidad“ im Duett mit Kathrin Jantke. Kathrin holte sich dann die neunjährige Linsay Kubsch auf die Bühne, gemeinsam „zündeten sie ein Lichtlein an“. Später kam auch Mama Dana Kubsch auf die Bühne, um mit ihrer Freundin Kathrin Jantke nach dem „Weihnachtstraummann“ zu suchen. Es folgte noch ein Gesang mit allen Kindern aus den Zuschauerreihen. Stürmischer Applaus und Bravorufe wurde am Ende des dreistündigen(!) Konzerts den Künstlern gezollt. Damit war auch eine andere Befürchtung der Veranstalterin komplett erledigt. Helmut Ziehe aus Vetschau: „Das war allererste Klasse, so viel Vielfalt, solch ein großes Können – ich bin beeindruckt!“ Der Cottbuser Armin Geißler sah das ebenso und ergänzt: „Die Musiker haben die Türen zu den Herzen geöffnet, und ich bin ab jetzt in der Weihnachtszeit angekommen!“ Hans-Otto Netzeband hatte in der Pause angeregt, noch eine Spendenbox für die in Vetschau lebenden Flüchtlingskinder am Ausgang zu installieren. Viele Besucher gaben neben dem Eintrittsgeld am Ende auch noch eine Spende ab, die Kathrin Jantke in den nächsten Tagen übergeben wird. Ansonsten haben die Künstler neben einer kleinen Aufwandentschädigung auf Gagen in der sonst üblichen Höhe verzichtet. Der Erlös nach Abzügen und Gebühren, geht je hälftig in die Flüchtlingsunterstützung und in die Vetschauer Vereine.
Peb1, 07.12.15