Am Mittwochabend folgte Matthias Platzeck, Ministerpräsident a.D., der Einladung des SPD-Landtagsabgeordneten Wolfgang Roick an die neue Bühne nach Senftenberg, um mit ihm und dem Publikum über die aktuelle Außen-, aber auch Innenpolitik zu diskutieren.
Im Mittelpunkt des Talkabends standen Platzecks Eindrücke und Einschätzungen zu den derzeitigen Krisenherden dieser Welt – angefangen von der Annexion der Krim über den Konflikt in der Ostukraine bis hin zum Krieg in Syrien. Mittendrin in der Bewältigung von Krisenherden wäre Matthias Platzeck beinahe selbst gewesen, wenn er 2005 das Angebot angenommen hätte und Außenminister der Großen Koalition geworden wäre. Nach seinen Worten wäre es eine Zeit gewesen, in der die Welt noch „in der Waage war“. Doch er entschied sich Landesvater von Brandenburg zu bleiben und damit sein Wahlversprechen der Landtagswahl 2004 einzulösen.
Geblieben ist jedoch über viele Jahre sein Interesse für die Außenpolitik, weshalb er sich auch seit seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik als Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums e.V. einsetzt. Die Kernbotschaft des Abends war, die noch wenigen bestehenden Brücken zwischen der EU und Russland zu bewahren. „Die zunehmende Entfremdung ist im Moment sehr greifbar“, so die Einschätzung von Platzeck, der die Stimmung ebenso vor Ort in Russland wahrnimmt. Um dies zu verhindern, setzt er auf den Dialog, auf Zuhören und Verstehen. Die Befürchtung von Matthias Platzeck sei, dass sich Russland andere Partner in der Welt wie beispielsweise Indien oder China suche. Orientiere sich die USA dann auch noch weiter in Richtung Pazifik, stünde plötzlich die EU und nicht Russland allein da.
Zum Abschluss des Abends bot der Ministerpräsident a.D. auch Einblicke in seine Gedanken zur Innenpolitik. Auf die Frage aus dem Publikum, wie er die Aussichten der SPD bei der erneuten Kanzlerkandidatur von Angela Merkel einschätze, gab er offen zu, dass er sie als Kanzlerin und auch als Menschen sehr schätze, sie aber nicht für alternativlos halte. „Hingegen sehe ich Frank-Walter Steinmeier als überzeugendste Entscheidung für den Posten des Bundespräsidenten. Mit seiner ausgleichenden Art und seiner langjährigen Außenminister-Erfahrung ist er genau der Richtige für die derzeitig schwierige und undurchsichtiger gewordene außenpolitische Lage“, so Matthias Platzeck.
Frank-Walter Steinmeier war bereits im Sommer als Premieren-Gast eines Talkabends mit Wolfgang Roick geplant, der jedoch kurzfristig aufgrund damaliger außenpolitischer Ereignisse abgesagt werden musste. „Auch wenn es mit einem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier nicht einfacher wird, einen ähnlichen Talkabend zu organisieren, werde ich es weiter versuchen und die Reihe auf jeden Fall fortsetzen“, sagt der Landtagsabgeordnete Wolfgang Roick.
Bild: Matthias Platzeck und Wolfgang Roick beim Talkabend an der neuen Bühne in Senftenberg; Foto: Dunja Petermann