Eine länderübergreifende Innovation wird an der BTU Cottbus–Senftenberg erprobt und ermöglicht teilautomatisierte Therapie
Die BTU ist zurzeit die einzige Universität in Deutschland, die den Rehabilitationsroboter HIROB am Standort Senftenberg in der Lehre im Fachgebiet Therapiewissenschaften II einsetzt. Dieser pferdähnlich gebaute Roboter ermöglicht es, Patienten mit neurologischen Defiziten ohne den üblichen Zeitaufwand einer Hippotherapie effektiv zu behandeln. Die dreidimensionale Bewegung des Roboters fordert vom Patienten die Aufrichtung seines Beckens, so dass seine Rumpfkontrolle und -stabilität deutlich verbessert wird.
Der neue Rehabilitationsroboter ist ein wichtiger Baustein, um in der Lehre mit neuester zukunftsorientierter Technologie eine besondere Praxisnähe zu gewährleisten. Zudem ist der Robotereinsatz für die Verknüpfung von Gesundheit und zukunftsorientierter Gesundheitstechnik bedeutsam. So lernen die Studierenden der Therapiewissenschaften nicht nur die Funktionsweise neuester Technologie kennen, sondern sie können diese gleichsam erproben und mit den im Studium erlernten Evaluationsmethoden auf ihre Wirksamkeit hin überprüfen.
„Wir sehen es – gerade an einer Technischen Universität – als eine unserer Kernaufgaben an, innovative Technologie in die medizinische Praxis zu überführen“, sagt der Leiter des Fachgebietes Therapiewissenschaften II, Prof. Dr. habil. Sven Michel. „Wenn man bedenkt, dass eine effiziente Rumpf- und Beckenkontrolle die Voraussetzung für ein selbstständiges Stehen und Gehen ist, kann man sich in etwa vorstellen, welche enormen Anwendungspotentiale sich dadurch ergeben“, ergänzt Physiotherapeutin Susan Vorwerg, akademische Mitarbeiterin im Fachgebiet Therapiewissenschaften II und seit Anfang August zudem zertifizierte Hippotherapeutin. „Außerdem können die Bewegungen nun präzise dosiert werden, und wir müssen nicht gleichzeitig das Pferd unter Kontrolle halten. Ebenso reduziert sich der organisatorische beziehungsweise personelle Aufwand. Diese Zeitersparnis kommt nun der Therapie von mehr Patienten zugute.“
Hintergrund
An der Konstruktion des Rehabilitationsroboters HIROB waren Unternehmen mehrerer europäischer Länder beteiligt. „Unsere Aufgabe ist es nun, in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen verschiedene medizinische Anwendungsfelder zu erschließen und Wirksamkeitsnachweise zu erstellen“, sagt Prof. Michel. „Dabei werden wir in Kooperation mit dem Lausitzer Seenland Klinikum Hoyerswerda insbesondere neurologische Krankheitsbilder, wie Schlaganfälle, Parkinson oder Multiple Sklerose, beleuchten.“ Geplant ist, in Zusammenarbeit mit den Unternehmen und dem Klinikum, Therapieprogramme unter primären Einsatz des Roboters zu entwickeln.
Das Lausitzer Seenlandklinikum Hoyerswerda ist als einer der größten regionalen Arbeitgeber Kooperationspartner der BTU Cottbus–Senftenberg und gleichzeitig akademisches Lehrkrankenhaus der TU Dresden. Erst im April 2016 hat es eine eigenständige Klinik für Neurologie mit hervorragenden diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten sowie einer zertifizierten Stroke-Unit eröffnet. Das Projekt wird medizinisch durch die renommierten Neurologen Dr. Andreas Linsa als Chefarzt und Dr. Steffen Heider als leitender Oberarzt begleitet.
pm/red