Seit 2500 Jahren kennt die Menschheit den Mythos Antigone. Es ist Geschichte einer jungen Frau bei der die Liebe zum Bruder größer ist als die Angst vor dem Tyrannen, der das Land beherrscht. Viele Dichter waren von der Geschichte beeindruckt und haben Theaterstücke geschrieben. So auch Bertolt Brecht. Seine“ Antigone des Sophokles“ wurde 1948 in Chur in der Schweiz uraufgeführt. Brecht ließ sich sicher von Ereignissen des 2.Weltkrieges zu seinem Werk inspirieren. Aber wenn wir heute in unsere Welt schauen und den Krieg in der Ukraine oder die Kriege in der arabischen Welt sehen, müssen wir sagen, dass die Geschichte immer noch aktuell ist. Das sieht auch die junge Regisseurin Verena Nagel so und hat das Stück im Studio der Neuen Bühne Senftenberg inszeniert. Es ist ihre erste Theaterinszenierung nach ihrem Studium an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Würtemberg. Ihr zur Seite stand der Ausstatter Andreas Hartmann. Sein Bühnenbild und seine Kostüme zeitlos und metaphernreich. Sie erzählen dennoch über Menschen und ihre Befindlichkeiten. Verena Nagel hatte eine glückliche Hand. Sie hat alle Schauspieler zu darstellerischen Höchstleistung geführt. Das Publikum war begeistert. Besonders über Alrun Herbing und Roland Kurzweg, die Antigone und Kreon, also die Hauptpersonen des Mythos darstellen. Die Handlung spielt in Theben. König Kreon hat seinen Krieg siegreich beendet. Er ist ist euphorisch, verteilt Edelsteine und will ein großes Fest feiern. Aber Kreon hat auch Dreck am Stegen. Antigone deckt das auf und opponiert. Antigones Bruder Polynekes ist aus dem blutigen Krieg ausgestiegen als er sah wie sein Bruder Eteokles fiel. Kreon hat diesen Deserteur, diesen Verräter umbringen und zerstückeln lassen. Und Kreon hat die Beerdigung des Verräters verboten. Diesem Verbot widersetzt sich Antigone und bestattet ihren Bruder würdevoll, denn er ist ein Mensch. Kreon rast und schickt Antigone in ein Felsengrab. Auch sein Sohn Hämon (Simon Elias) kann ihn nicht besänftigen. Er ist verzweifelt und folgt seiner Verlobten Antigone in Tod. Zu allem Übel wendet sich nun auch noch das Blatt der Geschichte. Die Feinde Thebens sind auf dem Vormarsch und werden die Stadt in wenigen Tagen erobern. Der König ist nun einsam, denn alle seine Freunde haben ihn verlassen. Eine Tragödie. Aber warum und für wen Kreon das alles getan? Auf der Bühne sind die Alten von Theben anwesend. Wenn man sie genau betrachtet, sehen sie so aus, wie Lobbyisten unserer Tage, die die Regierenden für ihre Zwecke instrumentalisieren. Verena Nagels Inszenierung macht nachdenklich.
Termine für einen Theaterbesuch gibt es unter www.theater-senftenberg.de
Foto: Steffen Rasche