Gutes Theater ist auch immer politisches Theater. Es bezieht mutig Stellung zu aktuellen gesellschaftlichen Problemen. Die Theaterleute waren betroffen und beschämt von den Aktionen gegen die Aufnahme von Flüchtlingen in Senftenberg und anderswo. Sie wollten die Leute die zum Nachdenken bringen und sich mit den Jugendlichen, die für den Aufbau einer Willkommenskultur kämpfen solidarisieren. Deshalb wurde kurzfristig der Spielplan geändert. Sofort begannen die Proben. In kürzester Zeit gelang es Regisseur Igor Holland-Moritz und den Schauspielern Hanka Mark und Friedrich Rößiger Janne Tellers Stück „ Krieg. Stell dir vor, er wäre hier“ auf die Bühne zu bringen. Die Protagonisten sind Jugendlichen, wie wir sie in jedem Klassenzimmer finden können. Und in einem Klassenzimmer findet auch alles statt. Ein Mädchen und ein Junge kommen herein und sagen wir wollen ein Gedankenexperiment machen. Stellt euch vor. Der Krieg ist zu uns gekommen. Bomben fallen, die Häuser sind zerstört, es gibt kein Brot mehr und das Leben deiner Mutter ist bedroht. Deutschland ist ein Unrechtsstaat geworden. Wer überleben will, muss flüchten. Und viele flüchten in die arabische Welt, nach Ägypten. Die beiden Schauspieler zeigen eindrucksvoll, was die Asylbewerber dort erleben. Und das geschieht meisterhaft. Sie benutzen keine Requisiten. Durch raumgreifende Schritte, eindringliche Stimmen, Körperhaltungen, Gestik und Mimik bringen sie uns diese Menschen nahe. Rößiger ist ein Junge, der im Flüchtlingslager einsam und verlassen ist. Denn die Ägypter halten die Asylanten sittenlos. Sie sind faul, können oder wollen nicht arbeiten. Hanka Mark ist ein Mädchen aus einer Akademikerfamilie, die sich durch den Verkauf von Kuchen über Wasser hält. Sie erzählt, wie schwierig es ist eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung zu erhalten. Und das ist wirklich nicht einfach, denn die die Ägypter haben die Rechtsnormen die heute bei uns gelten übernommen. Die Flüchtlinge sehnen sich zurück in ihre Heimat, aber die gibt es nicht mehr. Und noch etwas fällt mir ein, wenn ich als Christ Ägypten höre, muss ich auch an Jesus Christus denken. Auch er musste nach seiner Geburt mit seinen Eltern nach Ägypten fliehen, um zu überleben.
Der Wirkungsmacht des dargestellten radikalen Experiments wird sich niemand entziehen können. Jeder sollte dieses Stück sehen. Jeder Lehrer sollte diese Inszenierung in sein Klassenzimmer einladen.
Information dazu unter www.theater-senftenberg.de
Foto: Steffen Rasche