FAmilienZentrierte InteraktionsTherapie in der Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Niederlausitz. Ein Konzept mit Erfolg und jetzt auch mit neuen Räumlichkeiten.
Die moderne Pädiatrie sucht nach neuen Wegen, um für die veränderten Herausforderungen in Bezug auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen Antworten zu finden. Die klassischen Infektions- und Kinderkrankheiten des letzten Jahrhunderts, wie Mumps, Kinderlähmung, Scharlach, Windpocken, Hirnhautentzündung sind aufgrund der Entwicklung in der Medizin immer weiter zurückgegangen. Dafür zeigen sich bei Kindern von 0 bis 18 Jahren zunehmend andere Erkrankungen und Entwicklungsauffälligkeiten, die nicht immer unmittelbar diagnostizierbar und auf körperliche Ursachen zurückzuführen sind, so zum Beispiel Babys, die exzessiv schreien oder Schwierigkeiten beim Stillen haben; Kleinkinder, die extrem klammern oder Auffälligkeiten in der Entwicklung haben; Kinder im Schulalter mit psychosomatischen Beschwerden wie Einnässen, Bauch– oder Kopfschmerzen; aggressives Verhalten von Jugendlichen sowie Schwierigkeiten beim Lernen oder Angst vor der Schule. Diesem Bedarf folgend hat Hendrik Karpinski, der damals im Jahr 2000 als neuer Chefarzt die Kinderklinik in Lauchhammer übernommen hat, nach und nach eine eigene Abteilung gegründet und die verhaltenstherapeutische Arbeit mit Familien etabliert. Die sogenannte Familienzentrierte Interaktionstherapie, kurz FAZIT, bietet für Familien Unterstützung, um Probleme zu lösen oder in einem bestimmten Bereich eine Verbesserung zu erzielen. In einem 5tägigen stationären Aufenthalt, von Montag bis Freitag, werden Kinder mit einer Bezugsperson, in der Regel einem Elternteil, aber auch Oma und Opa sind möglich, stationär aufgenommen und in einem besonders intensiven Eins-zu-eins-Verhältnis betreut.
Eltern werden dabei selbst zum Therapeuten. „Für uns stehen die Bedürfnisse unserer Familien im Mittelpunkt. Deshalb sind die Eltern für uns die Experten ihrer Kinder, die uns helfen, dieses Ziel zu erreichen. Die Eltern haben die Möglichkeit, im Zimmer des Kindes zu wohnen und werden aktiv beteiligt“, so Hendrik Karpinski, Chefarzt der Klinik für Kinder– und Jugendmedizin. In diesem Rahmen wird mit einem verhaltenstherapeutischen Ansatz, dem videogestützten beziehungsorientierten IntraActPlus®-Konzept nach Jansen und Streit, gearbeitet. Das Konzept hat dabei nicht nur das Kind, sondern immer auch seine Bezugspersonen im Blick. Ziel der Arbeit ist, die für das Kind wichtigen Personen so anzuleiten, dass sie im Umgang mit ihm an Sicherheit und Kompetenz gewinnen. Die Therapiesitzungen werden auf Video aufgenommen. Anschließend werden die Aufnahmen dann mit den Eltern und, wenn das Kind das entsprechende Alter hat, auch mit dem Kind besprochen. „Durch die Arbeit am Video können problematische Verhaltensweisen besser wahrgenommen, überdacht und im anschließenden Üben verändert werden“, erklärt Babett Kauschmann, leitende Therapeutin der FAZIT Abteilung, die Arbeitsweise. „Wir bieten eine sorgfältige Diagnostik und einen Therapieansatz, der immer das Miteinander der ganzen Familie im Blick hat. Der Therapieverlauf wird in täglichen Besprechungen im Ärzte-, Therapeuten- und Pflegeteam unter Zuhilfenahme der Videos besprochen und individuell angepasst. Wo nötig und gewünscht beziehen wir auch andere wichtige Bezugspersonen aus Kita, Schule, Jugendamt oder Familienhilfe mit in unsere Arbeit ein“, so Babett Kauschmann. Dieses stationäre Angebot wird im Allgemeinen von den Krankenkassen getragen und bedarf einer Einweisung durch den behandelnden Kinder- oder Hausarzt des Kindes. Wie diese therapeutische Arbeit praktisch umgesetzt wird, stellten Chefarzt Hendrik Karpinski und das Team der FAZIT Abteilung letzten Mittwoch (11.05.) niedergelassenen Kinderärzten, Therapeuten, Mitarbeitern aus Kindereinrichtungen und Behörden anhand von Fallbeispielen vor. Die Teilnehmer nutzten auch gleich die Gelegenheit, sich die neuen Räumlichkeiten anzusehen und mit den Therapeuten der FAZIT Abteilung ins Gespräch zu kommen. Nach bereits zwölf Jahren erfolgreicher Arbeit konnte nun mit der neuen Station das Angebot für Familien noch weiter verbessert werden.
Quelle: Klinikum Niederlausitz