Gruppenbild mit allen Preisträgern, Juroren und offiziellen Gratulanten vorm IBA-Studierhaus, u.a. Hendrik Fischer, Staatssekretär für Wirtschaft und Energie im Land Brandenburg (2. Reihe 4. von links)
Foto: Detlef A. Hecht
Die Veranstaltung im IBA-Studierhaus war mit 70 Gästen sehr gut besucht. Die Preisverleihung erfolgte durch Hendrik Fischer, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg.
Kategorie „Einzelgeschichte“
1. Preis geht an eine Geschichte aus Lauchhammer: Marian Freigang (37) mit “Krasse Jugend“ (er war leider verhindert, stellvertretend nahm Dr. Konrad Wilhelm, 64, Vorsitzender vom Traditionsverein Braunkohle, den Pokal entgegen)
2. Preis geht an eine Geschichte aus Geierswalde: Ingrid Radlocha (71) mit „Leben mit der Grube”
3. Preis geht an Geschichte aus Plessa: Carola Meißner (60) mit „Der Kulturverein“ Die Gewinner erhielten ein in Leder gebundenes Notizbuch – eine Menge Platz für viele weitere Geschichten.
Jury-Urteil über die Geschichte des Erstplatzierten Marian Freigang von Birgit Wöllert (65), Abgeordnete der Linken-Fraktion im Deutschen Bundestag (DIE LINKE): “Die Geschichte ist sehr gut erzählt. Sehr authentisch. Es hat Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen, hat sich richtig gelohnt. Sie birgt eine Botschaft für junge Menschen: ‚Tut etwas für eure Zukunft und so könnte ihr für euch und andere etwas erreichen. Es gab nach der Wende die Schuländerungen, viele junge Leute haben rebelliert. Der Erzähler hat das durchgehalten, seinen Optimismus behalten. Rebellion ist eine produktive Kraft, etwas zu verändern, das hat er sich bis heute bewahrt.”
Kategorie „Kollektivgeschichte”
1. Preis geht an den Ort Plessa – für gleich zwei Kollektivgeschichten: „Ein Haus für die Kultur” und „Was ich mit dem Kraftwerk erlebte”.
2. Preis geht an den Ort Geierswalde: „Alteingesessene, Zugezogene und Touristen – wie wollen wir miteinander leben?”
3. Preis geht an den Ort Lauchhammer “Was wir in Lauchhammer mit Musik machen werden“
Die Gewinner-Orte erhalten jeweils einen ovalen Holztisch, um den sich Erzählsalons gruppieren können. Gezimmert von einem Lausitzer Tischler aus alten Dielen.
Jury-Urteil über die Siegergeschichten aus Plessa von Prof. Rolf Kuhn (69), ehem. Leiter der IBA Fürst-Pückler-Land 2000-2010:
„Die beiden Geschichten – nacheinander gelesen – zeigen auf treffende Weise das Spektrum des Ortes. Sehr viele Leute waren an der Gemeinschaftserzählung beteiligt. Ich habe beim Lesen neue Sichtweisen erfahren. Die Geschichten bringen zum Ausdruck: Man muss Kulturhaus und Kraftwerk nicht als Gegensatz empfinden. Viele Plessaer wollen beides. Sie sehen nicht nur die Sorgen, sondern auch, das Geschenk für die Zukunft.”
Nominiert waren 45 von 115 aufgeschriebenen Geschichten des Projekts „Lausitz an einen Tisch” – 26 Einzelgeschichten und 19 Kollektivgeschichten. In beiden Kategorien wurden die drei herausragendsten Geschichten ausgezeichnet.
Das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Projekt „Lausitz an einen Tisch“ ist eine Kooperation von Rohnstock Biografien aus Berlin und dem IBA Studierhaus in Großräschen. Seit Sommer 2015 wurden die Bewohner von fünf ausgewählten Lausitz-Orten – Plessa, Lauchhammer, Sedlitz, Marga und Geierswalde – monatlich in moderierte Erzählsalons eingeladen, die jeweils unter einem bestimmten Thema standen, z.B. »Wie ich nach Lauchhammer kam« oder »Was ich mir für Marga wünsche«. Die Teilnehmer – im Alter von zehn bis 83 Jahren – stammen aus allen Schichten. Sie erzählten authentische, inspirierende Geschichten – Lebensgeschichten, Ortsgeschichten, Ideengeschichten.
Alle Erzählungen wurden auf Tonband festgehalten. Projektmitarbeiter wählten 120 von ihnen aus, die sich besonders eigneten, um verschriftlicht zu werden. Eine Jury, besetzt mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Regionalmanagement und Medien, nominierte 45 dieser Geschichten für die finale Auswahl, die sie am Vormittag der Preisverleihung vornimmt.
Projektleiterin Katrin Rohnstock: “Das Projekt hat viele Lausitzer bewegt – in den Köpfen und in den Orten. Sie haben beim Erzählen und Zuhören entdeckt, dass es bei allem Umbruch in ihrer Heimat und aller Identitätssuche ein sehr verlässliches Potential gibt, aus dem man schöpfen kann und aus dem sich Zukunft gestalten lässt: Gemeinschaft! Indem die Menschen ihre persönlichen Geschichten teilen, teilen sie Ideen, Erfolge, Sehnsüchte, Herausforderungen. Das ist eine innovative Form der Strukturentwicklung, die an den Bedürfnissen der Menschen und Potentialen vor Ort anknüpft.“
Lausitzer, die sich innerhalb des Projekts zu Salonnièren und Salonniers ausbilden ließen, übernehmen nach und nach die Organisation und Moderation der Erzählsalons, um sie eigenständig fortzuführen.
Am 22. September 2016 erscheint das Buch „Die Lausitz an einen Tisch. Lasst uns unsere Geschichten erzählen!“
Informationen im Netz: www.lausitz-an-einen-tisch.de
Quelle: Kommunikation Rohnstock Biografien