Nach Berichten des RBB in denen das Brandenburger Umweltministerium bestätigt hat, dass der Rückgang der Wasserspiegel von insgesamt sieben Seen im Umfeld des Tagebaus Jänschwalde tagebaubedingt sind, fordert der Umweltverband “Grüne Liga” das Land Brandenburg auf, “keine weitere Ausbreitung der Grundwasserabsenkung durch Kohletagebaue mehr zuzulassen.” Betroffen sind insgesamt sieben Seen im Umland der Stadt Guben. Tagebaufolgen gibt es demnach beim Pastlingsee, Großsee, Kleinsee und Pinnower See. Beim Schenkendöberner und Deulowitzser See schließt das Landesamt Wasserspiegelabsenkungen aufgrund des Tagebaus nicht mehr aus.
Trotz stetig sinkender Grundwasserstände im Umfeld der betroffenen Seen hatte das Ministerium bisher einen Zusammenhang mit dem Bergbau zurückgewiesen und noch im Sommer 2017 unter anderen für den Pinnower See den Klimawandel für den Wasserrückgang verantwortlich gemacht.
„Bei der Grundwasserabsenkung führt der Tagebaubetreiber die Öffentlichkeit seit Jahren an der Nase herum. Die Aussagen des Landesamtes bestätigen, dass die Grundwasserabsenkung deutlich weiter reicht, als vom Unternehmen zugegeben. Badeseen, Wälder und Schutzgebiete sind gleichermaßen betroffen. Das Voranschreiten der Tagebauentwässerung nach Norden muss gestoppt werden.“ fasst René Schuster vom Umweltverband GRÜNE LIGA die Kritik zusammen.
Die Hydrologen des Ministeriums sehen beispielsweise im Bereich des Großsees und Kleinsees bereits eine tagebaubedingte Absenkung des Wassers um einem Meter, wo es nach Darstellung der LEAG-Konzerns noch gar keine Bergbaufolgen geben dürfte. Die aktuellste von der LEAG an die Bergbehörde berichtete angebliche „Beeinflussungslinie“ ist der GRÜNEn LIGA durch eine Akteneinsicht bekannt.
Nach Ansicht von Schuster misst die Landesregierung beim Tagebau mit zweierlei Maß: „Während für den geplanten Cottbuser Tagebausee massive Propaganda gemacht und öffentliche Gelder bewilligt werden, schweigt die Politik, wenn der Tagebau funktionierende Erholungsgebiete wie den Pinnower See gefährdet. Dort sind etwa 500 Bungalows, Hotel, Tauchschule und Campingplatz betroffen.“
Bereits im März 2017 stellte das Landesumweltministerium offiziell fest, dass der Wasserverlust im Pastlingsee zum größten Teil durch den Tagebau verursacht ist. Der Tagebaubetreiber Vattenfall (jetzt LEAG) hatte das zuvor jahrelang geleugnet. Doch bis heute verzögern die Landesbehörden die nötigen rechtlichen Konsequenzen gegenüber der LEAG.
„Der längst überfälligen Erkenntnis müssen jetzt Taten folgen“, fordert auch die bergbaupolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion Heide Schinowsky. „Die Landesregierung muss ein umfassendes Konzept entwickeln, um dem massiven Wasserrückgang der Gewässer entgegenzuwirken. Darin muss festgelegt werden, ob der Tagebau fortgeführt werden kann bzw. welche Maßnahmen zum Erhalt der Seen nötig sind“. Die Abgeordnete forderte zudem ein unabhängiges Gutachten zur Frage, wie groß genau der jetzt bestätigte Anteil des Tagebaus am Wasserrückgang ist. Auf dieser Grundlage müsse gegenüber dem Bergbaubetreiber die Kostenübernahme festgelegt werden. Bisher weigert sich der Bergbaubetreiber – erst Vattenfall und nun auch die LEAG – beharrlich, einen Zusammenhang anzuerkennen.
Nach Ansicht der bündnisgrünen Landtagsfraktion besteht akuter Handlungsbedarf: „Die Lage ist dramatisch. Trotz des regenreichen Sommers sind die Wasserstände der Seen in unmittelbarer Nähe zum Tagebau auch in diesem Jahr weiter deutlich gesunken“, sagte die Landtagsabgeordnete aus Jänschwalde. Allein beim Pinnower See ist der Wasserstand in den vergangenen Jahren um etwa 1,5 Meter abgesunken; der See steht daher kurz vor einer Dreiteilung. „Mit dem Voranschreiten des Tagebaus in Richtung Norden ist eine weitere Verschlechterung zu erwarten. In der Landtagssitzung in der kommenden Woche muss die Landesregierung Stellung beziehen, wie es weitergeht.“ Eine entsprechende Anfrage dazu wurde heute eingereicht.
Seit Jahren verlieren Seen im Umfeld des Tagebaus Jänschwalde massiv an Wasser. Trotz der tagebaubedingten, großflächigen Absenkung des Grundwassers bestritt die Landesregierung jedoch lange einen Zusammenhang mit der Braunkohleförderung. Erst durch das dramatische Fischsterben im Pastlingsee im Sommer 2015 sah sie sich veranlasst, dort die Ursachen für den Wasserrückgang untersuchen zu lassen. Als die bündnisgrüne Fraktion vor etwa zwei Jahren den Bergbau als möglichen Verursacher benannte, wurde ihr sowohl vom Bergbaubetreiber als auch der Landesregierung widersprochen.
Bild: Der Wasserrückgang im Pastlingsee sorgte dort für ein Fischsterben