Ich war am Wochenende zu Gast bei einer hochbetagten Dame.
Schon beim Erhalt der Einladung zum runden Geburtstag erkannte ich beim Anblick, des auf edel getrimmten Papiers, das Dilemma.
Hingehen, obwohl ich keine Lust habe, das schöne Gesicht nach außen tragen, das feine Händchen geben oder wegbleiben und von der Sippe ausgestoßen werden. Ach was, ich schau vorbei.
Die alte Dame mit den Initialen R.H.G. ist wahrscheinlich selber viel zu müde um ihren Geburtstag ordentlich zu feiern. Und doch rafft sie sich auf, putzt sich heraus und weiss nicht mehr selber wie alt sie wirklich ist. Dass sie das halbe Jahrtausend voll gemacht haben soll, wird sich erzählt, laut und ungeniert.
Es werden viele Gäste kommen, die Bunten und die Grauen, die Jungen und die Alten, die Wilden und die Angepassten. Die Einen sagen; schiebt sie auf den Friedhof, sie war schon immer zu streng und schliesst die Kreativen aus und die Anderen sagen; Regeln sind da um eingehalten zu werden, innerhalb der Grenzen, die sie steckte, kann man sich erfüllt selbst verwirklichen.
Jeder Gast meint von sich, er wäre der richtige Gast für dieses Jubiläum, denn nur er wüsste, wann R.H.G. unter welchen Umständen geboren und groß geworden ist, wer ihre Wegbegleiter sind und wofür sie alles noch taugt, die alte Dame.
Wie bei jeder großen Zeche kommen natürlich auch jene ungebetene Gäste, die sich mit Lobpudelei in der Fokus der Veranstaltung stellen.
Anstoßen ist wichtig, Prosten und lachen, immer, überall, Foto´s machen.
R.H.G. ist so alt, sie hat die Lust an den Worten verloren, es bleibt ihr noch zuzuhören, wie ihr allerhand in den Mund gelegt wird und ob sie nicht auch daran ihre einstige glühende Leidenschaft verloren hat, wer weiss es so genau ?
Ich gehe nach Hause, leg die Füsse hoch und geniesse ein kühles Bier.
Alles Gutes nachträglich Rheinhaid Sgbot!