Im Rahmen des 25. Filmfestival Cottbus stellte Filmemacher Erik Schiesko am Dienstagnachmittag sein neuestes Projekt vor. Mit „Auf der Suche“ – so der Name des Filmes – wagt sich Schiesko auf neues Terrain. Zum ersten Mal wird ein Film interaktiv auf die Kinoleinwand gebracht, d.h. es entsteht ein Spielfilm mit Computerspieleinlagen. Oder, je nach Betrachtungsweise, ein Computerspiel mit Filmsequenzen.
Erfahrungen, ob und wie es funktioniert, gibt es bisher noch nicht. Entsprechend tief stapelt Erik Schiesko bei der Vorstellung des „Making Of“ zum Film in der Kammerbühne in Anwesenheit einiger Mitwirkender, darunter Hauptdarstellerin Vanessa Jordan-Heinrich in Vertretung des erkrankten Leander Linz. „Was Sie gleich sehen werden, sind etwa 10% von der Endfassung. Vieles ist noch unbearbeitet oder muss noch programmiert werden. Wir wissen selber nicht, wie es auf der großen Kinoleinwand wirkt und bitten deshalb um Ihre Anregungen!“, entschuldigt sich Erik Schiesko schon mal vorab.
Die Handlung des Filmes ist schnell erzählt: Ein junger Reporter kommt einer Verschwörung auf die Schliche. Er findet in einem Archiv einen Artikel aus den 80er Jahren, welcher seinen Tod beschreibt. Auf der Suche nach der Wahrheit deckt der Held nach und nach die Geschichte einer verflossenen Liebe auf, die für sein eigenes Schicksal verantwortlich scheint.
Die Filmsequenzen wurden komplett in der Lausitz gedreht, u.a. in Cottbus, Jänschwalde oder Forst.
Zunächst startet „Auf der Suche“ wie ein gewöhnlicher Spielfilm. Ein Sprung ins Jahr 1986 zeigt, wie sich ein junges Paar findet. Dialoge, Filmmusik, Vorspann – alles wie gehabt. Dann der Sprung in die Gegenwart. Plötzlich friert das Bild ein. Nun muss der Zuschauer am Computer durch Lösen verschiedener Aufgaben herausfinden, wie die Handlung fortgesetzt werden kann. Lukas Schuck, Schauspieler an der „BÜHNE acht“, traut sich diesen Part zu. Und während sich Lukas durch die virtuellen Welten klickt, erläutern Erik Schiesko, Spieldesigner Olaf Pöschk und Programmierer Robert Baruck den Zuschauern, was später zu beachten sein wird und wie das Konzept der Interaktivität funktioniert.
„Es war für mich, der nicht so oft am Computer spielt, einfach, die Aufgabenstellung zu verstehen und umzusetzen.“, fasst Lukas Schuck seine Erfahrungen zusammen. Auch aus dem Publikum kommt nur positive Resonanz. Ablehnende Meinungen gibt es keine, alle sind überrascht, welche Möglichkeiten sich durch die Kombination von Spielfilm und Computerspiel ergeben. Selbst Fachbesucher des Filmfestivals attestieren Erik Schieskos Projekt Potenzial fürs Kino. Auch für jemanden, der die Lausitz nicht kennt, ist der Film sehenswert, erfährt er doch durch eingebaute Überraschungen so einiges.
Welch gewaltige Arbeit hinter dem Projekt steht, erläuterte Erik Schiesko anhand einiger Beispiele aus der Produktionsphase. Mehrere hundert Gigabyte Daten müssen verarbeitet werden. Robert Baruck musste sich ein neues Computerprogramm schreiben, um die Interaktion darstellen zu können. Lange ToDo-Listen, die noch abzuarbeiten sind, und Darstellungen logischer Verknüpfungen der im Spiel gesammelten Hinweise zeugen vom enormen Aufwand.
Bis zur Premiere am 22. Januar 2016 im Cottbuser Weltspiegel steht für Erik Schiesko und Robert Baruck noch viel Arbeit an. Den Zuspruch und die Vorschläge von Film- und Computerfreaks, den die Beiden bei der gestrigen Präsentation erhielten, können alle an dem Projekt Beteiligte gut gebrauchen. Gut möglich, dass mit „Auf der Suche“ ein komplett neues Filmgenre geschaffen wird.
Auf dem Foto v.l.n.r.: Robert Baruck (Programmierer), Erik Schiesko (Regie), Olaf Pöschk (Spieldesign) und Vanessa Jordan-Heinrich (Hauptdarstellerin)